Die Entdeckung der Dauer

Historiker Ein Jahrhundert ist gerade mal ein Wimpernschlag: Fernand Braudels Vorlesungen in deutscher Kriegsgefangenschaft
Exklusiv für Abonnent:innen | Ausgabe 19/2013
Die Entdeckung der Dauer

Foto: Süddeutsche Zeitung

Ein außergewöhnliches Kolloquium fand oberhalb von Toulon im Oktober 1985 statt. Drei Tage lang diskutierten eminente Wissenschaftler vor entsprechender Kulisse über die Welt des Mittelmeeres, den Kapitalismus als Epoche und die historische Identität Frankreichs. Keinen Geringeren als Fernand Braudel galt es zu ehren, den Hauptvertreter der zweiten Generation der „Annales“-Schule. Der 83-Jährige zeigte sich ein letztes Mal in seinem Element, belehrte, ironisierte, provozierte und attackierte maliziös. Natürlich duzte das Mitglied der Académie française seine auch schon grauhaarigen Schüler, natürlich blieben diese dem „Maître“ gegenüber beim respektvollen Sie.

Und es war auffällig: Schon in seinem