Vandalismus oder Zivilcourage?

NPD-Plakatraub In meinem Heimatstädtchen in Oberfranken wurde eine Gruppe von Schülern dabei erwischt, wie sie maskiert NDP-Plakate entfernten weil sie "volksverhetzend" seien.

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Eine Demokratie, die etwas auf menschliche Grundrechte wie Meinungsfreiheit gibt, muss soetwas aushalten. Muss die NPD aushalten. Muss Arschlöcher aushalten. So empfinde ich das. Deswegen war für mich der Vorstoß, die NPD zu verbieten, immer schon falsch. Im Moment ja auch eher unnötig, bei der geringen Zahl Wähler die sie noch zusammenklauben kann. Zumindest verglichen mit anderen Ländern wie Frankreich, Holland oder sogar Schweden. Aber davon abgesehen auch schlicht falsch. Weil sie verfassungsfeindlich seien, heißt es. Das mag schon sein. Aber ich denke mal viele hier in der Freitags-Community, und viele da draußen, sind eine andere Art von Systemkritiker, die ebenfalls unseren marktkonformen "Demokrapitalismus" ablehnen. Man könnte uns somit auch Systemgegner nennen und damit zum Abschuss freigeben. Ergo: Die NPD darf nicht verboten werden.

Aber die Jugendlichen, die die für sie (und wohl für sehr viele) volksverhetzenden Wahlplakate der NPD eines Nachts in meiner Heimatstadt entfernten, "bewaffnet" mit einem Messer, Masken und einer Klappleiter, haben meine Sympathie. Klar, rein rechtlich handelt es sich klar um Sachbeschädigung/Vandalismus bzw. Diebstahl, und dennoch komme ich nicht umhin, mir zu wünschen, die Polizeistreife die dem Anruf einer Zeugin nachging hätte absichtlich nichts entdeckt und die Schüler "übersehen".

In diversen Kommentarspalten sowohl unter Artikeln über die Aktion als auch auf Facebook präsentieren sich eine auffällige Menge Leute als glühende Verfechter der Meinungsfreiheit und rutschen in der Diskussion mit den anderen Kommentatoren, die meist "Geile Aktion Jungs!" oder ähnliches schrieben, oftmals schnell in ziemlich rechte Rhetorik. Auf der anderen Seite werden jedoch die demokratischen Grundrechte von den Befürwortern der Aktion klar relativiert. Es tut sich wieder einmal auf, dass es kaum irgendwo wirklich Schwarz und Weiß gibt.

Mein Grau bei dieser Sache bleibt: Klar, die Jugendlichen haben gegen das Gesetz verstoßen. Dennoch hätte man sie davonkommen lassen können. Gibt es eine Moral von der Geschichte?

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Geschrieben von

Ernstchen

Wortbürger. Musikmann. Mitmensch.

Ernstchen

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