No, we can't

Kampagnenkritik Die neue Klima-Kampagne "Angie, you can" von Greenpeace wirbt mit Obamania-Ästhetik und Angela Merkels herabgezogenen Mundwinkeln. Was ist da eigentlich die Message?

Wie bastele ich mir eine Klima-Kampagne? Man nehme ein bekanntes Plakat aus dem US-Wahlkampf, tausche die Lichtgestalt Obama gegen eine traurig blickende Angela Merkel, die amerikanischen Nationalfarben gegen die deutschen, ersetze das optimistisch-unbestimmte „Hope“ durch den Imperativ „Angie, you can“ und fordere, neben den Banken auch das Klima zu retten. Dann stellt man das fertige Plakat zur freien Verwendung ins Netz.

So geschehen bei der neuen Kampagne von Greenpeace, die ganz darauf setzt, dass Sympathisanten sich das Plakat herunterladen, ausdrucken und selbst in Umlauf bringen. In Berlin können Passanten die Früchte dieser Strategie bereits im Straßenbild sehen. Auf Stromkästen und Plakatwänden klebt „Angie, you can“. Nichts verrät dabei den Urheber. Erst wer die angegebene Internetadresse angie-you-can.de eingibt, wird auf die Greenpeace-Webseite umgeleitet.

Geschickt ausgedacht. Und dann noch für eine gute Sache. Dass Greenpeace mit der Plakatidee auf den Obama-Hype und seine endlos produzierende Bildermaschine aufspringt, geschenkt! Was an der Kampagne wirklich erstaunt, ist das Miesepetrige. Merkels Mundwinkel sind besonders tief nach unten gezogen, ihre Augen schwarz umrandet. Deutschland hat einfach keine Politiker, die Anlass zur Hoffnung geben, sagt das Plakat. Das Klima ist eine todernste Angelegenheit, und überhaupt wird alles immer schlimmer. Kurz: No, we can’t. Aber warum, liebe Leute von Greenpeace, sollten wir es dann versuchen?

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