Der Prinz von Bel Hair

Kino In der Tragikomödie „Coming In“ soll ein Homosexueller Hetero werden. Der scheinbar originelle Clou beschwert jedes Erzählen
Exklusiv für Abonnent:innen | Ausgabe 43/2014

Die deutsche Komödie hat der Homosexualität viel zu verdanken, zum Beispiel ihre größten Erfolge. In Sönke Wortmanns Der bewegte Mann wurde ein heterosexueller Schürzenjäger (Til Schweiger) durch schwulen Beistand zum tendenziell verantwortungsfähigen, perspektivisch monogamen Vater geläutert. Der Schuh des Manitu arbeitete 2001 den unter Arno-Schmidt-Geeks kanonischen Befund über die Homoerotik bei Karl May zu einem Film aus lauter Fernsehnummern aus. Als lustig galten Bully Herbigs schwule Karikaturen („Winnetouch“), die im nun offenen Wissen um kulturwissenschaftlich erforschte Subtexte scheinbar ungeniert entworfen werden konnten – vor allem aber die Möglichkeit boten, gerade in einer Zeit größerer Offen