Sind Männer böse?

Männersache Wenn ich Alice Schwarzer zuhöre, dann stellt sich mir manchmal die Frage, ob Männer böse sind

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Sind Männer böse?

Diese Frage stellte sich mir zuletzt, als ich Alice Schwarzer über Pornographie haben reden hören. Sie prangerte, das war zu Erwarten, ein frauenverachtendes Element in der Pornographie an.

Tatsächlich lässt sich schnell feststellen, dass in Pornographie, jedenfalls in der Mainstream-Pornographie, die sich an Männer richtet, Frauen auf ihren Körper reduziert werden. Das ist frauenverachtend, damit hat Alice Schwarzer Recht.

Bemerkenswert fand ich aber nicht diese Feststellung, sondern die Empörung, mit der Alice Schwarzer diese Feststellung vortrug. Man hatte das Gefühl, die Vorkämpferin der Frauenbewegung war über das, was offensichtlich ist, noch gar nicht hinweggekommen.

Da wir hier von der Mainstream-Pornographie reden, lässt der Charakter dieser Pornographie durchaus Rückschlüsse auf die Bedürfnisse der Mehrheit der Männer zu (jedenfalls der Mehrheit der pornokonsumierenden Männer, wobei ich die Behauptung aufstelle, dass die ganz überwiegende Mehrheit der Männer schon mal einen Porno gesehen hat). Offenbar wollen Männer genau solche Pornofilme sehen, solche, in denen Frauen auf ihren Körper reduziert werden.

Das überrascht nicht. Wenn ich samstagabends durch Berlin laufe und vor mir läuft eine Frau mit High Heels und kurzem Rock, dann kann ich mir sicher sein, dass die männlichen Passanten dieser Frau eher hinterherschauen als Frauen mit flachen Schuhen und Jeans. Auch dies hat mit einer Reduzierung oder jedenfalls Hervorhebung des Körperlichen zu tun.

Ich will mich nicht zu der Behauptung versteigen, Männer würden generell Frauen auf das Körperliche reduzieren, ich will vielmehr deutlich machen, dass Männern offenbar eine Seite nicht ganz fernliegt, die sie hin und wieder gegenüber einer solchen Reduzierung nicht gänzlich immun macht.

Dieses grundsätzlich zu kritisieren heißt Männer grundsätzlich zu kritisieren und das führt nicht weiter.

Um diesen Gedanken deutlich zu machen, möchte ich die „Schwarze Witwe“ in Erinnerung rufen. Die Schwarze Witwe ist eine Webspinne, die ihren Namen der Beobachtung verdankt, dass sie nach dem Paarungsakt das Männchen verspeist und sich dadurch quasi selbst zur Witwe macht.

Das ist, um es unumwunden zu sagen, „krass“ und dennoch würde es uns fernliegen, der Schwarzen Witwe mit der Moralkeule zu kommen. Die Schwarze Witwe handelt so, wie es die Evolution eben hervorgebracht hat, die Kategorie „Gut und Böse“ ist hier fehl am Platz.

Ganz so einfach können wir Männer es uns nicht machen. Wir sind in der Lage unser Verhalten zu hinterfragen und es gelingt uns auch, unser Verhalten zu steuern. Aber dies hat leider Grenzen, denn so ein bisschen Tierisches schlummert in uns. Wir geben unser Bestes, aber von uns zu verlangen, dass wir nicht mehr Frauen in High Heels und kurzen Röcken hinterherschauen, oder dass wir von nun an Pornos anschauen, wo das Körperliche eher eine untergeordnete Rolle spielt, das ist zu viel verlangt.

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