Alarm im Bundeskanzleramt - die AfD kommt

Realsatire Im Bundeskanzleramt herrscht Krisenstimmung. Die Alternative für Deutschland (AfD) rückt mit ihren Anti-Euro-Parolen der Regierungskoalition auf den Pelz. Was tun?

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Photo: Marc Tiri, dpa

Bundeskanzlerin Merkel ruft ihre Vertrauten Pofalla, Kauder und Gröhe zur allwöchentlichen Besprechung zusammen, wenn sie nicht gerade damit beschäftigt ist, den Euro zu retten oder in Afghanistan die Truppe bei Laune zu halten. Thema heute: die Alternative für Deutschland AfD.

Merkel: Jetzt haben wir den Steinbrück ja ganz gut im Griff bzw. die SPD ist gerade dabei, den Steinbrück als Kanzlerkandidaten völlig zu demontieren. Da biegt schon das nächste Problem um die Ecke, nämlich die AfD.

Kauder: Und dann schwächeln auch noch unseren bayrischen Freunde von der CSU, die unsere überaus erfolgreiche Arbeitsmarktpoitik mit ihren nächsten Verwandten praktiziert haben.

Merkel: Das hat mir gerade noch gefehlt. Gegen eine schwächelnde CSU habe ich ich ja grundsätzlich nichts, aber bitteschön nicht zu diesem Zeitpunkt. Und dann noch diese ärgerliche Geschichte mit dem Hoeneß.

Pofalla: Immer bemüht, den Pausenclown zu spielen. Wisst ihr eigentlich, wie man den Gabriel in der Autobranche jetzt nennt?

Alle schauen sich fragend an.

Pofalla: Bremsklotz ohne Nachhaltigkeitsfaktor.

großes Gelächter.

Merkel: soviel Anbiederungskultur an die Grünen hätte ich dem Gabriel gar nicht zugetraut, aber wir wollen doch nicht unser eigentliches Thema aus den Augen verlieren, mein Herren.

Gröhe: Wir hätten doch einigen von der AfD rechtzeitig ein Pöstchen in der CDU anbieten sollen. Jetzt machen die auch noch ihre eigene Partei auf und glauben doch tatsächlich, über die 5%-Hürde zu kommen.

Kauder: Also, ich finde ja diese schwarz-rot-goldenen Schärpenträger etwas anmaßend. In Europa wird wohl seit geraumer Zeit wieder deutsch gesprochen, d.h. aber noch lange nicht, dass wir zur D-Mark zurückkehren sollten.

Pofalla: Das sind gefährliche Populisten, die mit einem Thema – dem Euroausstieg – versuchen, zu punkten. Wir sollten sie deshalb ernst nehmen. Wir haben in der Bevölkerung deutlich mehr als 5% Eurogegner.

Merkel: Das ist doch alles Wischi-Waschi, was sie hier von sich geben, meine Herren. Ich möchte von ihnen konkret wissen, wie wir diese CDU-Abtrünnigen in den Griff bekommen können.

Pofalla: Eine Möglichkeit besteht darin, dass wir sie gegen die Opposition aufhetzen. Der Lafontaine hat sich ja skeptisch zum Euro geäußert und eine Rückkehr zum europäischen Währungssystem gefordert.

Gröhe: Ja aber doch nur für die Staaten, die noch nicht begriffen haben, dass der Euro ihre einzige Chance ist, wirtschaftlich zu überleben. Die verwechseln unser Angebot zur Steigerung ihrer Wettbewerbsfähigkeit doch tatsächlich mit einem Spardiktat. Unglaublich ist so was.

Kauder: Sehr richtig, mein lieber Hermann. Und jetzt sind wir auch noch so entgegenkommend und nehmen den Ländern wie Griechenland, Portugal und Spanien ihre qualifizierten Arbeitskräfte ab, nur weil die Unternehmer in den Herkunftsländern unfähig sind, diese Leute adäquat zu beschäftigen. Eine Frechheit ist das, schließlich müssen wir die Migranten integrieren ohne dabei unsere deutsche Leitkultur zu verwässern.

Merkel: unsere hiesige Wirtschaft wird es uns danken, schließlich tragen sie dazu bei, dem Fachkräftemangel entgegen zu wirken und das zu einer vertretbaren Entlohnung.

Pofalla: Wenn Deutschland als einziges Land den Euro behält, dann können wir auch gleich die D-Mark wieder einführen. Es kann doch angehen, dass wir den Staaten wie Griechenland, Zypern, Spanien, Portugal, Italien und bald auch noch Frankreich aus der Patsche helfen und dafür auch noch dumm angemacht werden. Und jetzt kommen auch noch die Franzosen aus der Versenkung und fordern eine Lockerung unseres alternativlosen Sparkurses. Der Hollande geht mir schon seit seiner Amtsübernahme auf den Zeiger. Der soll doch lieber mal in seinem eigenen Haus ausmisten, bevor er mit seinen Fingern nach Deutschland zeigt.

Merkel: So ein Blödsinn, Ronald. Du solltest meine Loyalität zu Dir nicht überstrapazieren. Meine Herren, ich höre immer noch nichts in Sachen AfD. Europapolitische Ablenkungsmanöver bringen uns da nicht weiter.

Gröhe: Wir brauchen ein anderes Thema, das die Leute vom Euro ablenkt. Dann verschwindet die AfD ganz von alleine in der Versenkung.

Kauder: sehr richtig. Die Grünen galoppieren gerade in Richtung Steuererhöhungen, die SPD schaut verdutzt zu und ergötzt sich im Tempolimit, ja und die FDP, unser allseits geduldeter Koalitionspartner übt sich in der Märchensprache und lässt den Räuber Hotzenplotz wieder aufleben und diesen Blutsauger, wie heißt er doch gleich noch mal.

Pofalla: Graf Dracula.

Merkel: Dass Dir dieser Name einfällt, ist mir schon klar, mein lieber Ronald. Wir sind aber nicht in Tasmanien und die Fledermäuse sind auch schon aus ihrem Winterschlaf erwacht, was man von ihnen nicht behaupten kann, meine Herren.

Gröhe: Wir machen es wie immer. Wir greifen die Themen unserer politischen Gegner auf, verfremden sie für den Wähler insoweit, bis der Bürger sie als die Unsrigen identifiziert hat. Aus dem Mindestlohn machen wir die Lohnintergrenze, aus der Flexiquote machen wir die Frauenquote für Aufsichtsräte in großen Kapitalgesellschaften ab dem Jahr 2020, beim Atomausstieg stellen wir uns an die Spitze der Bewegung, die fehlende Bereitstellung von Krippenplätzen schieben wir den Länderregierungen in die Schuhe, nur bei der Gleichstellung Homosexueller bleiben wir hart und überlassen das Thema der FDP.

Kauder: Und was machen wir in der Steuerpolitik?

Merkel: Abwarten und Tee trinken und genau beobachten, wie sich das Thema weiter entwickelt. Schließlich wollen wir die Grünen nicht ganz verprellen. Wenn es für Schwarz/Gelb und für Rot/Grün nicht reicht, sollten wir uns alle Optionen offen halten.

Pofalla: Wie schön und beruhigend, dass wir eine so kluge Bundeskanzlerin haben.

Die Besprechung ist beendet. Spät ist es geworden - hoffentlich nicht zu spät.

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