Der Fall Uli Hoeneß

Steuerstrafverfahren Bereits am ersten Verhandlungstag im Steuerstrafverfahren gegen U. Hoeneß ist die Bombe geplatzt. Uli Hoeneß legt ein umfassendes Geständnis ab.

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Heute hat das Steuerstrafverfahren gegen Uli Hoeneß mit einem Paukenschlag begonnen. Uli Hoeneß gibt an, 18,5 Mio. € an Steuern hinterzogen zu haben. Von der Staatsanwaltschaft München II zur Last gelegt wurden ihm ca. 3,546 Mio. € hinterzogene Steuern zuzüglich ca. 5,520 Mio. € zu Unrecht angegebene Verlustvorträge. Insgesamt ergibt sich hieraus ein Gesamtsteuerlast von ca. 6,3 Mio. €, wenn die nicht realisierbaren Verlustvorträge mit einem Steuersatz von 50% bewertet werden. Damit gesteht U. Hoeneß mehr an Steuerhinterziehung ein, als ihm zur Last gelegt wird.

Gleichzeitig gibt Hoeneß an, dass er in dem Zeitraum 2003 – 2009 - insgesamt betrachtet - aus den Spekulationsgeschäften keinen Gewinn erwirtschaftet hat. Ich möchte der Frage nachgehen, ob jemand, der keinen Gewinn (Ertrag) erwirtschaftet, dennoch steuerlich betrachtet eine Steuerlast generiert, die sich am Ende auf sage und schreibe 18,5 Mio. € addiert.

Dazu muss man wissen, dass Uli Hoeneß im hoch spekulativen Segment unterwegs war. In dem Zeitraum 2003 – 2009 wurden von ihm über 50.000 Transaktionen getätigt. Damit ist nachvollziehbar, dass Hoeneß gezockt hat und zwar mit Beträgen jenseits unserer Vorstellungskraft.

Aber wie kann es sein, dass dennoch in der Addition der Jahre wirtschaftlich betrachtet kein Gewinn entstanden sein soll und trotzdem sich eine Steuerlast 18,5 Mio. aufgetürmt hat. Ist diese Aussage von U. Hoeneß, die er mit Sicherheit Punkt für Punkt mit seinen Verteidigern abgestimmt hat, glaubhaft?

Die Besteuerung von Spekulationsgeschäften ist hoch kompliziert und selbst für einen Normalsteuerberater schwer durchschaubar. Zunächst einmal wird zwischen Veräußerungsgewinnen aus Aktienverkäufen und Spekulationen aus so genannten Finanzinnovationen unterschieden. Gewinne aus Aktienverkäufen außerhalb eines 1 Jahres seit ihrer Anschaffung waren bis Ende 2008 komplett steuerfrei, innerhalb eines Jahres zwischen An- und Verkauf der Papiere komplett steuerpflichtig. Hier gab es aber die Möglichkeit realisierte Kursverluste mit Kursgewinnen zu verrechnen bzw. Kurverluste in zukünftige Veranlagungszeiträume vorzutragen. (interperiodischer Verlustausgleich).

Uli Hoeneß hat sich aber im Bereich der Devisengeschäfte aufgehalten, die überwiegend als Finanzinnovationen gelten. Dort gibt es weder den innerperiodischen noch den interperiodischen Verlustausgleich. Damit wird bei jeder Transaktion entschieden, ob ein Gewinn angefallen ist, ungeachtet dessen, ob bei einer Folgetransaktion ein Verlust anfällt. Mit anderen Worten, Gewinne aus Finanzinnovationen müssen in jedem Fall versteuert werden und Verluste können in keinem Fall gegengerechnet werden. Genau dieser Tatbestand ist Uli Hoeneß zum Verhängnis geworden. Insofern ist die Aussage von Uli Hoeneß korrekt, dass er wirtschaftlich betrachtet über den Gesamtzeitraum keinen Gewinn erzielt hat, dennoch aber 18,5 Mio. € an Steuern hinterzogen hat.

Es gibt im Volksmund einen Spruch „Wer den Schaden hat, braucht für den Spott nicht zu sorgen“. Wenn das für jemand zutrifft, dann für Uli Hoeneß.

Hätte Uli Hoeneß kompetente Berater gehabt oder falls er diese gehabt hat, hätte er auf diese gehört, dann wären ihm zwei Möglichkeiten offen gestanden, diese Finanzinnovationen steuerrechtlich anders zu qualifizieren und bei dem vorliegenden Sachverhalt komplett steuerfrei zu stellen. Ich nenne hier nur ein Stichwort „den Versicherungsmantel“.

Mir ist bewusst, dass U. Hoeneß für viele ein rotes Tuch ist und dass er sich mit seinen öffentlichen Auftritten zum Lehrmeister der Nation aufgeschwungen hat. Dennoch plädiere ich für eine Gesamtschau auf seine Person. Uli Hoeneß wird in Anbetracht seines Geständnisses wegen Steuerhinterziehung verurteilt werden. Es wird aber – so meine Prognose – mit einer Bewährungsstrafe davon kommen. Des Weiteren wird er in der Folge von sämtlichen Ämtern beim FC Bayern München zurücktreten. Sein Nachfolger steht bereits fest, weil der FC Bayern schon längst einen Plan B in der Tasche hat.

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