Roman Herzog und die Mathematik

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Während Norbert Röttgen vor der NRW-Wahl bedauerte, dass der Wähler und nicht die Parteiführung eine Wahl entscheidet, scheint sich Roman Herzog um "den Wähler" und "die parlamentarische Demokratie" zu sorgen. Er meint im neuesten "Focus":

„Im Prinzip ist die Fünf-Prozent-Hürde nicht mehr zeitgemäß. Eigentlich müssten wir die Hürde nach oben setzen.“ Angesichts immer mehr kleinerer Parteien werde der Bundeskanzler ansonsten „nicht mehr von einer großen Mehrheit der Bevölkerung getragen“.

Lassen wir mal Ideologien und Parteien beiseite, denn hier geht es um gröbste Verletzungen der... MATHEMATIK!

Erstens: Eine höhere Hürde nutzt keineswegs dem Wähler, sondern bewirkt das Gegenteil. Denn dann wäre die Wahrscheinlichkeit erhöht, dass eine Stimme - für die Liste, die unter die Hürde fällt, und somit nicht in ein parlamentarisches Mandat umgewandelt wird - "verloren" geht. Als Ergebnis hätte man dann zwar "stabilere Verhältnisse" in einem Parlament, doch dieses Parlament würde weniger Wähler vertreten.

Zweitens, die Sache mit dem "Bundeskanzler und seiner Mehrheit in der Bevölkerung". Wenn durch eine höhere Hürde mehr Stimmen "verloren gingen", hätte ein Bundeskanzler zwar eine größe (einfachere) parlamentarische Mehrheit - aber keineswegs wäre dies eine "...von einer großen Mehrheit der Bevölkerung getragen(e)“!!! Im Gegenteil - siehe mathematisches Argument oben! - die Mehrheit der Bevölkerung für einen Kanzler wäre geringer. Oder eher - bei den WÄHLERN.

Denn drittens entscheidet ebenfalls die mathematisch bedeutsame Variable der Wahlbeteiligung darüber, wieviel Rückhalt ein Regierungschef / ein Kandidat / eine Partei nicht nur bei den Wählern, sondern bei der BEVÖLKERUNG hatte.

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FOCUS 20/2012: Altbundespräsident Herzog hält Fünf-Prozent-Hürde für zu niedrig - weiter lesen auf FOCUS Online: www.focus.de/magazin/kurzfassungen/focus-20-2012-altbundespraesident-herzog-haelt-fuenf-prozent-huerde-fuer-zu-niedrig_aid_751918.html

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Geschrieben von

Lukasz Szopa

Balkanpole. Textverarbeiter. Denker-in-progress. Ökokonservativer Anarchist.

Lukasz Szopa

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