S21: 103. Montagsdemo nach schwäbischer Hausfrauenart

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Von Nils Schmid und seinen SPD-Barbaren hängt jetzt ab, ob und wann das Herz von Stuttgart endgültig und unwiderruflich zerstört wird und der Irrsinn endgültig seinen Lauf nimmt. Von den plattesten Hinterbänklern einer Partei allerdings, die Oskar Lafontaine kalt stellte, um sich so ungestörter auf dem Hurenlager der Finanzindustrie mal so richtig deregulieren zu lassen, ist kaum zu erwarten, dass sie überhaupt kapieren, um was es da eigentlich geht. Ist der Bagger erst einmal durch die scheinbar roten Gehirne gerollt, bleibt nur noch ein Hohlraum, der nach Wiederauffüllung durch die Spendierhosen der S21-Profiteure geradezu schreit. Vielleicht ist das ja dann auch der „Segen“, den Schmiedel meinte, als er von „Gottes“ Segen sprach, der über S21 ruhe. Gott, Geld, Goldenes Kalb...., fängt schließlich alles mit „G“ an. Da kann man schon mal durcheinander kommen. Und wenn in der Bibel der Knecht den Herrn preist, „der den Geringen aufrichtet aus dem Staube und erhöht den Armen aus dem Kot, daß er ihn setze neben die Fürsten, neben die Fürsten seines Volkes.....“dann mag das für ein Bagger-Hirn doch fast schon klingen wie Herrenknecht, Wahlkampfspende und Große Koalition, oder….?

www.biblegateway.com/passage/?search=Psalm+113-118&;version=LUTH1545

Um was geht es konkret? Um einen sogenannten Gestattungsvertrag zwischen Bahn und Land, der die Einzelheiten der Zerstörungen im Stuttgarter Schlossgarten regelt und ihren Beginn erlaubt. Für das Grundwassermanagement ist ein solcher Vertrag bereits unterschrieben, für den Schlossgarten angeblich noch nicht. Der Ball sei noch bei der Bahn, behauptet das Finanzministerium. Ein Vertrag liege zur Unterschrift noch nicht vor.

Unter Berufung auf solcherlei Angaben fordert der verbliebene Stuttgarter Widerstand, Nils Schmid und die grünen Bettvorleger der SPD, Winfried Kretschmann und Winfried Hermann sollen keinerlei weitere Unterschriften leisten, bevor die Bahn nicht endgültig und verbindlich die Projektkosten offengelegt und die Übernahme jedweder Mehrkosten verbindlich zugesagt hat.

www.stuttgarter-zeitung.de/inhalt.montagsdemo-gegen-stuttgart-21-premiere-vor-dem-suedfluegel.ee251b72-129e-4fcc-ae3e-ea766b00d9a2.html

Dazu gibt es auch eine aktuelle Presseerklärung der Parkschützer:

Die Bahn will mit der Zerstörung des Schlossgartens und des Südflügels unumkehrbare Tatsachen schaffen – bevor klar wird, dass das Projekt wesentlich teurer wird als zugesichert und mit enormen technischen Risiken verbunden ist. Ministerpräsident Kretschmann muss jetzt durchsetzen, was er am 27.11. in den Tagesthemen gefordert hat: ‚bevor richtig begonnen wird, [muss] klar sein [...], wer es bezahlt, wenn es denn teurer wird [...]‘. Er darf nicht zulassen, dass Innenminister Gall die Verhandlungsposition der Regierung schwächt, indem er die voreilige Zerstörungswut der Bahn mit einem Großaufgebot an Polizisten und Gefangenen-Container unterstützt“, kritisiert Matthias von Herrmann, Pressesprecher der Parkschützer.

Matthias von Herrmann weiter: „Wir erwarten, dass unsere Landesregierung endlich dafür sorgt, dass die Bahn ihren Pflichten gegenüber dem Land nachkommt. Es kann doch nicht sein, dass unsere Politiker alles tun, was sich die Bahn wünscht, während noch nicht einmal der S21-Lenkungskreis tagen kann, weil die Bahn alles tut, um die Offenlegung der Kosten für Stuttgart 21 zu verhindern. Die Bahn redet dauernd von den Projektförderpflichten des Landes. Es ist an der Zeit, dass Ministerpräsident Kretschmann von den Pflichten der Bahn gegenüber dem Land redet: Die Bahn muss jetzt endlich die Hosen herunterlassen und eine transparente Kostenrechnung für den Tunnelbahnhof S21 vorlegen statt mit der voreiligen Zerstörung von Südflügel und Park an der Erpressbarkeit des Landes zu arbeiten!“

Ministerpräsident Kretschmann hatte am Abend der Volksabstimmung, 27.11.2011, in den ARD-Tagesthemen (ab ca. Min. 6) wörtlich gesagt: „[...] deswegen ist es klar, dass, bevor richtig begonnen wird, klar sein muss, wer es bezahlt, wenn es denn teurer wird [...]“ Diese Forderung muss Ministerpräsident Kretschmann jetzt gegenüber der Bahn durchsetzen. Dafür darf er nicht zulassen, dass seine Minister die Verhandlungsposition des Landes schwächen durch voreiligen Gehorsam gegenüber der Bahn. Unsere Landesregierung darf sich nicht weiterhin bereitwillig und auf Kosten der Steuerzahler von der Bahn über den Tisch ziehen lassen!“

www.bei-abriss-aufstand.de/2011/12/13/presseerklarung-bahn-in-die-pflicht-nehmen-statt-polizei-container-aufstellen/

Eine Online Petition dazu gibt es auch. Mehr dazu hier:

www.bei-abriss-aufstand.de/2011/12/11/online-petition-an-finanzminister-schmid-unterschreiben-keine-fakten-schaffen/

Derweil lässt Polizeiminister Gall, SPD, schon mal sein Container-Lager für die zeitweilige Unterbringung der Meinungs- und Versammlungsfreiheit an dem Ort errichten, wo Mappus dereinst die Beregnung derselben durch Wasserwerfer mit Bier begoss. Ob die SPD ihr Containamo schon als Patent angemeldet hat, ist nicht bekannt. Wäre aber kein schlechter Gedanke, denn angesichts der zunehmenden Notwendigkeit, global Demokratie- und Widerstandsbewegungen „angemessen unterzubringen“, dürfte der Bedarf an Containamos weltweit wachsen. Und angesichts des eskalierenden Wählerschwunds könnte die Parteikasse der SPD so anfallende Lizenzgebühren gut gebrauchen. Meint die rote Bagger-Hausfrau.

Aber das soll nicht mein Problem sein. Jedenfalls zeigte der Stuttgarter Widerstand schon einmal Kooperationsbereitschaft und kam der Polizei am Montag bei der Demonstrantenzahl großzügig entgegen. 800 Demonstranten (Polizeiangabe) bei einer Kapazität von 200 Cointainer-Plätzen, das müsste sich mit etwas Geschick doch bewältigen lassen. Vielleicht schickt die Bahn auch gleich ein paar Schaffner zur Fortbildung vorbei. Die können dann bei dieser Gelegenheit auch gleich mal das künftige Beladen der Züge bei S21 proben, wo die Relationen zumindest bei zu erwartenden Störfällen ähnlich sein dürften.

www.swr.de/nachrichten/bw/-/id=1622/nid=1622/did=9006096/173kamd/

www.stuttgarter-zeitung.de/inhalt.stuttgart-21-polizei-bereitet-container-fuer-proteste-vor.f502eb3a-525f-4a1e-8069-62c6bb27a7f9.html

Den Film zur Montagsdemo gibt es wie immer u.a. bei fluegel.tv:

www.fluegel.tv/beitrag/3367

Die Hauptrede als Text auch hier:

www.bei-abriss-aufstand.de/2011/12/12/rede-bei-der-montagsdemo-am-12-12-was-ist-eigentlich-normal/

Dass Sparsamkeit bei Musik, Masse und Demoroute Montagsdemos nicht zwangsläufig ineffektiv machen muss, konnten die schwäbischen Hausfrauen von Parkschützer & Co nach der Kundgebung demonstrieren, wo die Teilnehmer nur zügig die Schillerstraße überqueren mussten. Schon von weitem klang dem wieder einmal demo-schwänzenden Wut-Schreiber das wütende Gehupe der Hassbürger in den Ohren, die nicht glauben wollten, dass die Chaoten immer noch demonstrierten, obwohl die Wahlplakate der S21-Befürworter doch versprochen hatten, jetzt würde gebaut statt diskutiert. Ha, do hette au glei drhoim bleiba kenna, statt zo dem bleda Wahllokal zu laufa!

Ach, es klang so viel süßer als Adventsgeläut! Und wie schön wird es erst werden, wenn sich in den Spitzenzeiten täglich über 2000 Schwerlaster in den chronisch gestauten Verkehr hineinquetschen! Oh wie will ich jubilieren, wenn sie Stillstand produzieren und die Straßen machen zu, machen zu.....Da wird der Spaziergang durch den Park wieder zum Erlebnis. Verarschte Gucken. Schadenfreude ist schließlich die Freude der Ohnmächtigen.

www.parkschuetzer.de/wissenswertes/park

Und auch das Sparen für S21 hat schon begonnen, kaum dass die Wahllokale geschlossen waren. Schulsanierung in Stuttgart? Ha jo, des wird jetzt halt a bissle daura....9jährige Züge an Gymnasien. Ha jo, a bissle halt erscht amol....

www.stuttgarter-zeitung.de/inhalt.haushaltsdebatte-in-stuttgart-sparpolitik-verschont-schule-und-kultur.84a2da9c-b994-4b53-b3e1-de9ae4671ddf.html

www.stuttgarter-zeitung.de/inhalt.kommentar-ueberholtes-modell.250cb3d2-1f6d-4f94-bcfd-09d672182a1e.html

Siehe dazu auch die Presseerklärung: von Stadtrat Hannes Rockenbauch „Stuttgart 21 und städtischer Haushalt“:

www.bei-abriss-aufstand.de/2011/12/13/presseerklarung-stuttgart-21-und-stadtischer-haushalt/

Und die Stuttgarter Zeitung WUNDERT sich gar:

Der Zeitpunkt löste - vorsichtig formuliert - Irritationen aus. Just am Tag nach der Volksabstimmung zu Stuttgart 21 am 27. November wurde den Kreisräten im Landratsamt Sigmaringen ein Gutachten zur Elektrifizierung der Zollern-Alb-Bahn vorgestellt. Die Realisierung, so stellte sich heraus, würde viel Geld kosten, aber keinen spürbaren Zeit- und Komfortgewinn bringen.

Wenn die Strecke dagegen nicht für mit Strom betriebene Züge und Triebwagen aufgerüstet wird, werden die Komforteinbußen nach der Realisierung des Stuttgarter Bahnhofsprojekts beträchtlich sein. Denn Dieseltriebwagen wie die jetzt eingesetzten Neigetechnik-Züge der DB dürfen nun einmal nicht in den neuen Tiefbahnhof einfahren. Das hieße für die Fahrgäste aus Sigmaringen, dass sie ohne die aktuelle zweistündliche Direktverbindung umsteigen müssten, und zwar mutmaßlich in Tübingen....Verkehrsminister Winfried Hermann (Grüne) sendet positive Signale: "Die neue Landesregierung hat sich im Koalitionsvertrag für eine Elektrifizierung der Zollernbahn wie auch anderer Strecken ausgesprochen, die nicht mehr zeitgemäß mit Dieselloks befahren werden". Der Minister weist aber darauf hin, dass die dazu notwendigen Ausbaumittel des Bundes nicht gesichert sind......Das Gutachten liegt schon seit Monaten vor. …. “

www.stuttgarter-zeitung.de/inhalt.bahn-wird-sigmaringen-dieseloase.612a668d-6183-4705-8421-7eb8c446d191.html

Also wenn mich bei der Stuttgarter Zeitung nicht schon lange nichts mehr wundern würde, dann würde ich mich jetzt über die Stuttgarter Zeitung wundern. Ansonsten wundert mich nichts mehr.

Zum Schluss noch'n Gedicht? Gerne:

www.bei-abriss-aufstand.de/2011/12/09/25345/

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Geschrieben von

seriousguy47

Anglophiler Pensionär und Flüchtlingsbetreuer aus Stuttgart.

Wehrdienst, Studium ( Anglistik, Amerikanistik, Empirische Kulturwissenschaft, Sozialpädagogik) , Praktikum ( Primärtherapie), Lehramt, Flüchtlingsbetreuung

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