Bajuwarischer Exzentriker

Filmschaffen Lange nichts mehr gelesen zu Werner ­Herzog. Ein neuer Sammelband versteht sich als ­Hommage und Analyse zugleich
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Wahnsinn: 179 Meter – eigentlich Weltrekord. 179 Meter weit sprang der Schweizer Skiflieger Walter Steiner 1973 in Oberstdorf, den Titel gewann er dennoch nicht: Steiner sprang so weit, dass Gefahr für Leib und Leben bestand – alle weiteren Wettbewerbssprünge erfolgten von tieferen Rampenpunkten, Steiners Sprung wurde annulliert.

Im 1974 entstandenen Dokumentarfilm Die große Ekstase des Bildschnitzers Steiner porträtiert der Filmemacher Werner Herzog einen Athleten im Kampf mit der Welt, die ihm zu klein geraten ist. Steiner reicht an die Grenze des Schaffbaren und scheitert noch im Triumph. Ein solcher „athletischer Poet“ (Chris Wahl) ist auch Herzog selbst, insofern ihm die Meisterleistungen, zumindest in seinem Heimatland, lange Jahre aberkannt