Tucho über alles

Große Liebe Seit er denken kann, hat sich der Romancier, Kritiker und Feuilletonist Fritz J. Raddatz dem Leben und Werk Kurt Tucholskys gewidmet. Ein Interview
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Der Freitag: Wir wollen über Kurt Tucholsky sprechen. Dass er ein großer Publizist war, ist unbestritten. Aber können wir auch über einen großen Schriftsteller sprechen?

Fritz J. Raddatz: Ich meine, Journalisten schreiben ja normalerweise keine Gedichte. Unter den Zeitgenossen kenne ich keinen. Schreibt Frank Schirrmacher Gedichte? Und wenn man denkt, dass Tucholsky als Literaturkritiker von einer Genauigkeit und einer frühen Erkenntnis war, die ihresgleichen sucht, ist das wieder eine ganz andere, weit über Journalismus hinausgehende Begabung. Er erkannte Kafka zu einer Zeit, als Heinrich Mann meinte, „Kafka“ sei das Pseudonym einer Frau.

Was allerdings in seinem Werk fehlt, ist die lange Strecke. Es fehlt ein Roman, es fehlt das Drama.

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