Eine Ironie der Geschichte

Tunesien Kollidieren seit Jahrzehnten gesicherte Frauenrechte mit der inneren Demokratisierung? Nach dem Wahlsieg der islamischen Ennahda-Partei ist das eine offene Frage
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Der Kampf für Frauenrechte hat in Tunesien eine über hundertjährige Geschichte. Sie begann nach dem Eindruck der Menschenrechtsaktivistin Rachida Enneifer als „Geschichte männlicher Feministen“. 1887 nämlich publizierte Scheich Mohamed Snussi ein Buch mit dem Titel Die Entfaltung der Blume oder die Frau im Islam, in dem er Bildung für Mädchen forderte. Jahrzehnte später plädierten die Autoren Abdelaziz Taalbi, César Benattar und Hedi Sebai in ihrem 1912 erschienenen Gemeinschaftswerk Der liberale Geist des Islam für die Abschaffung des Schleiers. Und 1930 verlangte der Schriftsteller und Gewerkschaftsführer Tahar Haddad (1898 - 1935) in seinem Buch Unsere Frauen in der Scharia und in der Gesellschaft weitgehende Gleich