Pek & Siff & alles, was wir kennen

Sprache „Sabine fetzt“: So sah eine umfänglich positiv beschiedene Einschätzung einer dritten Person gegenüber einer Freundin aus. Tempi passati.

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Gestern versuchte ich mit einem Menschen zu kommunizieren, der im süddeutschen Raume beheimatet ist. Uns beiden fiel es außerordentlich schwer den anderen zu verstehen, was nicht an den Vokabeln lag, wir sprachen beide Deutsch. Wohl aber an der Sprachmelodie, wir sangen verschieden. Fast jeder Satz musste wiederholt werden. Am Ende riefen wir uns in konzentriert artikuliertem Hochdeutsch die Sätze zu. Nichtverstehen wird ja oft mit Lautstärke kompensiert, so nach dem Motto: Wenn ich SCHREIE, versteht der mich BESSER.

Nun gibt es ja auch Regionalismen, deren Verständnis nicht vorausgesetzt werden kann. Wie ich ergoogle, kommt das von mir aktiv verwendete Wort „Pek“ oder „Peek“ angeblich aus dem Braunschweigerischen, in Foren wird es auf „Pech“ zurückgeführt, „pekig“ als etwas Schmieriges, Klebendes bezeichnet. Was meinem Gebrauch entspricht: Das, was sich in mancher Menschen Mundwinkeln ansammelt, ist Pek. Eine Küche kann „pekig“ sein, wobei hier die Unterscheidung zu „siffig“ zu klären wäre. „Siff“ impliziert eher etwas Flüssiges, zäh Herunterlaufendes, Matschiges? „Pek“ scheint fester, im Falle des Mundwinkels aber auch reichlich zäh. Hm. „Siff“ kennt der Duden, „Pek“ nicht.

Im Berlinischen wird etwas in 90 % der Fälle nicht als „versifft“, sondern als „total versifft“ beschrieben, selten, aber erwähnenswert, ist etwas „bisschen siffig“. Kneipen, Küchen, Toiletten können total versifft sein. Pek wäre dann in diesen Fällen auf den Tischen, an den Gläsern, auf der Brille. Kann man diesen Pek auch „Siff“ nennen? Vielleichst ist viel Pek ein Zeichen für totale Versiffung?

Mit dem Slogan „Fegen fetzt!“ versucht ein aktuell in einem Berliner Kiez laufendes Projekt, die Bürgerinnen und Bürger zu mehr Sauberkeit im öffentlichen Raume zu bewegen. Ich freute mich über dies Zitat eines so alten (ostdeutschen?) Begriffs. Nur noch selten, eher gezielt verwende ich heute „fetzig“ in der Kommunikation, dann bin ich mir a) sicher, dass der Empfänger es kennt und erfreut ist, von einem alten Wortschätzchen besucht zu werden, oder aber ich kann auf b) Nachfragen wetten, was das bedeuten solle – Streit?

Aber wenn ich sage, etwas wäre „fetzig“ oder, nie gern verwendet, etwas „fetze total ein“ (z.B.: „Zum See fahren fetzt total ein!“), mein ich was Cooles, Dolles, Schönes. „Sabine fetzt“: So sah eine umfänglich positiv beschiedene Einschätzung einer dritten Person gegenüber einer Freundin aus. Tempi passati.

Seliger Miene lausche ich aktuell dem oft gehörten süddeutsch-österreichischen „Dös geht si scho aus“ im Sinne von „kriegen wir hin, passt schon, wird schon ja, habe / werde ich“. „Das geht sich schon aus“ hat etwas gleichsam Beruhigendes wie Distanzierendes, ähnlich dem Berlinischen „Ruuuuhich, Brauner“, wenn sich wer verbal vergaloppieren möchte.

Schließen möchte ich mit der Bitte, eure Lieblingsregionalismen bzw. Hassmodephrasen hier zu ergänzen. Und hier noch mein aktueller Abschiedsgruß*:

„Hau rin!“

* Eindeutig der berlinischen Kommunikationsschludrigkeit geschuldet, davor wars „Ade“, ETWAS edler, no?

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Geschrieben von

Amanda

Wieder hier, wieder da, wieder dort.

Amanda