Wenn Werbung den Steuerzahler entlastet

Öffentlicher Raum 2020: Der neue Bürgermeister Berlins hat mithilfe kluger Politik die Schuldenlast der Stadt fast halbieren können und dabei auch noch lästige Bürokratie abgebaut.

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http://amtfuerwerbefreiheit.org/wp-content/uploads/2013/11/cc-rathaus.jpg„Ich tue das für unsere Nachfahren und für Berlin“ – der neue Bürgermeister Berlins hat mithilfe kluger Politik die Schuldenlast der Stadt fast halbieren können und dabei auch noch lästige Bürokratie abgebaut. (Bild: Montage vom Amt für Werbefreiheit und Gutes Leben)

Berlin, 01.05.2020
Jens, ein junger Vater im ehemaligen Trendbezirk Berlin-Kreuzberg, bringt seine Tochter Sophie an einem gewöhnlichem Montagmorgen zum Kindergarten. Praktisch: dieser ist nur läppische 15 Minuten mit dem Fahrrad entfernt. Also sattelt er sein Hoover-E-Bike von Mercedes-Benz® samt praktischem Roemer-Jockey® Ultra-Cozy Anhänger fürs Kind und macht sich auf den Weg. Nach nur 200m macht Jens kurz Halt: schnell noch einen Nestle® Fairtrade-Coffee-To-Go with Soy Injection® direkt aus dem Automaten am Kotti. Super – denn Jens muss mit niemandem reden und seine Bluetooth 4.0 Kopfhörer von Samsung® nicht erst aus den Ohren ziehen.

Wieder auf dem Hoover-E-Bike von Mercedes-Benz®. Schnell nochmal nach hinten schauen: Sophie geht’s gut. Jens setzt seine Google Glasses® auf und wechselt auf den Spotify® Dance-Channel. Kann man seiner Ansicht nach besser fahren dabei.

Weiter gehts über die Skalitzer Straße, neuerdings mit extra-large Fahrradweg, gesponsert von Stroer Omnicom®. Die Stadt musste dafür garnichts tun außer den Großkonzern alle 100 Meter eine neue digitale Werbetafel platzieren lassen. Diese stellen Werbebotschaften jetzt „personalised“ dar, also nicht nur passend für die Bewohner des Kreuzberger Kiezes – etwa das Tofu-Schwein bei Rewe® für die nächste Grillparty oder die kostenlosen Schnuppersessions für Zen-Shi-Yoga® in der neuen McDonalds® Zen.Lounge an der Ecke Wrangelstraße.

Träger der beliebten Google® Glasses müssen sich sowas nicht mehr gefallen lassen. Sie sehen nur Werbe-Inhalte, die ihrer ganzen Individualität wirklich gerecht werden. Im Fall von Jens sind das meistens Produkte, die er sich letztens in Web-Shops auf seinem Apple® iPad flex angeschaut hat. „Gottseidank kann nur ich das sehen“, denkt Jens sich.

Sophie sieht derweil ihre Freunde auf dem „Gazprom® Boardwalk“ am Stroer® Brunnen vorbeilaufen. Sie freut sich schon auf die Kita. Dort gibt es jetzt massenhaft neue Spielsachen. Seit Mattel-Hasbro® der chronisch verschuldeten Stadt Berlin die lästigen Kita-Renovierungskosten für die nächsten 10 Jahre abgenommen hat, liegen nun genug Barbie Dreamhouses® mit allen erdenklichen Kleidungsvariationen für die kleine Prinzessin und Star Wars® Todessterne für die Jungs bereit. Die Kids wissen garnicht mehr, womit sie als erstes spielen sollen.

Jeder gewinnt hier. Da hat Bürgermeister Buschkowsky im Coca-Cola-Rathaus® am Alex mal wieder echt gut verhandelt.

Das Amt für Werbefreiheit und Gutes Leben ist eine Aktivistengruppe, die im Sommer 2013 Tausende Unterschriften von Kreuzbergern und Friedrichshainern in Berlin für ein weitgehendes Verbot von Außenwerbung gesammelt hat. Dieser Antrag ist im Herbst Grundlage einer Debatte bei dem lokalen Parlament des Bezirks, der BVV. Kritiker - darunter auch Grüne - bemängeln die "Finanzierbarkeit" des Antrags. Denn Berlin lässt u.a. Toiletten und Brunnen von Werbeunternehmen wie Stroer oder Wall AG aushalten.

Dieser Beitrag gibt die Meinung des Autors wieder, nicht notwendigerweise die der Redaktion des Freitag.
Geschrieben von

Amt für Werbefreiheit

Das Amt für Werbefreiheit und Gutes Leben kämpft für ein von Außenwerbung befreites Berlin Friedrichshain-Kreuzberg bis 2014.

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