Arbeiterkind

Roman Deniz Ohde erzählt vom Aufwachsen in einem System, das Ungleichheit fördert
Exklusiv für Abonnent:innen | Ausgabe 33/2020

Als Arbeiterkind bezeichnet man in der Statistik jedes Kind, dessen Eltern keinen Hochschulabschluss besitzen, weder Mutter noch Vater. Die Wahrscheinlichkeit, dass solche Kinder das Abitur schaffen, liegt bei etwa einem Fünftel. So richtig zu überraschen scheint das niemanden mehr. So richtig zu verstehen scheint es allerdings auch niemand.

Ein Arbeiterkind ist auch die Protagonistin des neuen Debütromans Streulicht von Deniz Ohde. Während der Vater seit 40 Jahren Bleche beizt, badet die Mutter seine Eskapaden aus: die Sammelwut, die Wutanfälle und nächtlichen Saufgelage. Aus einem kleinen Dorf am Meer ist sie gekommen – nur warum? Eigentlich wollte sie nur weg. Weg aus der Türkei. Nun sitzt sie mit ihrer Tochter in einem Vorort, der nur eine seltsa