Die Zahl der Krebserkrankungen steigt, die Heilungschancen ebenfalls

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Es ist eine Nachricht, die das Leben eines Menschen von einer Sekunde auf die andere radikal verändert. Und auch die Familienangehörigen, Freunde, Verwandte und Arbeitskollegen sind mittelbar davon betroffen. Die Diagnose Krebs ist immer noch gleichbedeutend mit mindestens einem langen Kampf und vielleicht sogar dem Ende des eigenen Lebens. Und sie bedeutet nicht nur für den Betroffenen eine drastische Umstellung des bisherigen Lebens.

Nun hat das Berliner Robert-Koch Institut neue Zahlen vorgelegt. Eine Tendenz ist, dass der Anteil der älteren Menschen an der Bevölkerung kontinuierlich steigt. Immer mehr ältere Menschen bedeuten auch einen Anstieg der Erkrankungsfälle, weil Krebs mehr in den älteren Jahrgängen diagnostiziert wird. Bei Männern sind 87 Prozent der Erkrankten älter als 55 Jahre, bei den Frauen 79 Prozent.

Etwa 1800 Kinder unter 15 Jahren leben mit Krebs. 84 Prozent der ganz jungen Patienten sind fünf Jahre nach der Diagnose trotz Krebs noch am Leben – das waren Mitte der 80er Jahre nur 67 Prozent.

Hochgerechnet auf 2012 leben in Deutschland etwa 1,4 Millionen Menschen, bei denen in den vergangenen fünf Jahren Krebs festgestellt wurde.

Für das laufende Jahr rechnet das RKI mit etwa 490.000 Neuerkrankungen. Davon entfallen auf die 25- bis 40-Jährigen etwa 12 500, eine Zahl, die seit Jahren konstant bleibt. Die Krebsgefahr ist für diese Altersgruppe nicht gewachsen, so das Fazit des RKI
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Doch die Chancen, diese Erkrankung zu überleben, steigen. Vor 1980 überlebte nach den Statistiken des Institutes nur etwa ein Drittel der Erkrankten, im Jahre 2008 waren es mehr als 61 Prozent. Früherkennung und neue Behandlungsmethoden sind für diese erfreuliche Entwicklung verantwortlich.

Allerdings sind die Heilungschancen immer noch stark davon abhängig, an welchem Krebs die Betroffenen erkranken. Prostata- Hoden- oder Hautkrebs sind heute immer noch besser heilbar als Lungen-Speiseröhren - oder Bauchspeicheldrüsenkrebs. Wesentlich ist auch immer noch, in welchem Stadium der Krebs erkannt wird.
Eine statistische Häufung an Hoden-, Haut- (Melanom), Gebärmutterhals- und Brustkrebs wird gegenüber 2011 durch die intensivere Früherkennung erwartet.Gleichzeitig steigen dadurch aber auch die Heilungschancen.

Auch die Politik beschäftigt sich mit diesem Thema. Der Gesundheitspolitische Sprecher der Unionsfraktion im Bundestag, Spahn, hat höhere Eigenbeteiligungen für chronisch Kranke, die nicht regelmässig zur Vorsorge erscheinen, gefordert. Die Krankenkassen weisen diesen Vorschlag zurück.
"Die Bestrafung nicht wahrgenommener Früherkennung ist weniger sinnvoll, als die Vorsorge attraktiver zu machen", so der AOK-Chef Rheinland/Hamburg, Wilfried Jacobs. Der Bundesgesundheitsminister Bahr möchte künftig alle Bürger per Brief an die vorhandenen Vorsorgemöglichkeiten erinnern.

Krebs ist immer noch eine erschütternde Diagnose. Früherkennung und gesunde Lebensweise können dazu beitragen, nicht an ihm zu erkranken. Andererseits gibt es immer wieder Fälle, wo gesund lebende Menschen, ja sogar Asketen, an ihm erkranken. Es ist, bei aller persönlichen Vorsorge, nicht möglich, diese Erkrankung für sich auszuschließen.
Und so ist es eben ein, wenn auch nur schwacher, Trost, dass die Behandlungserfolge in den letzten Jahren kontinuierlich gestiegen sind.

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Geschrieben von

rolf netzmann

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rolf netzmann

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