Umzug macht Müll

KEHRSEITE Während in Berlin die Müllabfuhr fast täglich kommt und in jedem Hof zehn verschiedene Mülltonnen inklusive Altglastonnen stehen, bekommt man in ...

Während in Berlin die Müllabfuhr fast täglich kommt und in jedem Hof zehn verschiedene Mülltonnen inklusive Altglastonnen stehen, bekommt man in Bonn, sobald man eingezogen ist, einen Brief von den Stadtreinigungsbetrieben, die einen freundlich darauf aufmerksam machen, wann der Müll und vor allem wann welcher Müll abgeholt wird. Ich freue mich über die gute Organisation.

Umzug macht Müll. Vor allem Papier und Verpackungsmaterial. Nicht zu vergessen das der anfallenden Neuanschaffungen aus bekannten schwedischen Einrichtungshäusern. Und diese liefern bevorzugt mülltonnenunfreundliches Längsformat. Hinaus damit, schließlich hat man schon in der alten Wohnung wochenlang mit Verpackungen und Verpacken gelebt. Und man will nun endlich wissen wie's ist: im Neuen.

Also hinaus damit in die Mülltonne. Unten angekommen sieht man schnell, dass diese schon voll ist. Nun ist der ganze Kram aber schon heruntergetragen. Wieder hinauf damit? Nein. So gut es geht, wird der letzte Platz ausgenutzt. Und den Rest. Naja gut, daneben gestellt. An den nächsten Tagen blinken einen beim Vorrübergehen noch immer die längsformatigen Verpackungen an. Schlimmer die Kartons, auf denen groß und fett "Umzüge Berlin" steht. Man will doch ein guter Mieter sein und nicht gleich bei der Hausgemeinschaft als Müllschwein oder ignoranter Großstädter in Ungnade fallen. Inzwischen hat es geregnet. Zu spät. Die Kartons können so triefnass unmöglich wieder in die Wohnung. Von der Müllabfuhr immer noch keine Spur. Der restliche Müll stapelt sich schon in der Wohnung. Noch weitere Mülltonnen versperren? Ausgeschlossen. Also gut. Es wird doch sicher Stadtreinigungsentsorgungs-Höfe geben. Tatsächlich, auch gar nicht weit weg. Also wird der restliche Papier und Verpackungsmüll ins Auto geladen und nach Godesberg zur Deponie gefahren. Ein blitzsauberer, geräumiger Hof empfängt mich, auf dem etwas verlassen etwa drei Container stehen. In Berlin sind diese Höfe, wenn auch nicht größer, sodann ungleich voller mit Containern, riesigen Behältern mit stinkenden Flüssigkeiten, Schrott und einer ganzen Mannschaft orange gekleideter Ordnungshüter, die einen maulig empfangen "Wo wolln'se denn mit die Sachen hin? Dit jeht aber nur hier rin und dit is voll ..." Unsicher, ob ich richtig bin, erkunde ich das Gelände. Keiner da zum Fragen. Keine Ordnungshüter weit und breit. Keine Maßregelungen. Also übergebe ich den jeweiligen Containern das Altpapier und fahre erleichtert nach Hause.

Als ich um die Ecke in unsere Straße einbiege fallen mir unzählige blaue Tonnen auf. Vor jedem Haus eine ganze Reihe und daneben Berge von Pappkartons, Verpackungen im Längsformat und dergleichen. Die waren doch vorhin noch nicht da? Mich überfällt eine leise Ahnung. In der Wohnung angekommen, suche ich den Abfallplaner. Aber wo ist er nur? Ich bin es nicht gewohnt, einen Abfallplaner zu haben. Endlich finde ich das Papier und meine Vermutung wird bestätigt: Heute Papiermüll!

Nur für kurze Zeit!

12 Monate lesen, nur 9 bezahlen

Freitag-Abo mit dem neuen Roman von Jakob Augstein Jetzt Ihr handsigniertes Exemplar sichern

Print

Erhalten Sie die Printausgabe zum rabattierten Preis inkl. dem Roman „Die Farbe des Feuers“.

Zur Print-Aktion

Digital

Lesen Sie den digitalen Freitag zum Vorteilspreis und entdecken Sie „Die Farbe des Feuers“.

Zur Digital-Aktion

Dieser Artikel ist für Sie kostenlos. Unabhängiger und kritischer Journalismus braucht aber Unterstützung. Wir freuen uns daher, wenn Sie den Freitag abonnieren und dabei mithelfen, eine vielfältige Medienlandschaft zu erhalten. Dafür bedanken wir uns schon jetzt bei Ihnen!

Jetzt kostenlos testen

Was ist Ihre Meinung?
Diskutieren Sie mit.

Kommentare einblenden