Eine der Sportarten, die sich glücklich schätzen darf, dass ihre olympische Wettkampfstätte zumindest schon steht, ist Feldhockey. Im olympischen Hockeystadion auf dem Gelände des alten Flughafen Helliniko, nah am Meer und zu den Bergen, wurde bereits Mitte Februar ein vorolympisches Turnier abgehalten, um Platz, Organisation und vor allem Sport zu testen. Vier Frauen- und vier Männermannschaften waren daran beteiligt, und auch die Griechen waren mit von der Partie, was eigentlich keiner Erwähnung bedürfte. Doch sind es gerade die Gastgeber, die derzeit noch nicht sicher wissen, ob sie Ende August im olympischen Stadion überhaupt noch einmal gegen die Besten der Welt spielen dürfen.
Das wird Laien verwirren, denn jeder weiß, dass die Gastgeber automatisch bei olympischen Spielen im eigenen Land qualifiziert sind. Beim Hockey ist dies erstmals in der olympischen Geschichte wohl nicht so. Der internationale Verband sah sich gezwungen zu intervenieren, man befürchtete Peinlichkeiten, da es zum Zeitpunkt der Vergabe der Spiele an Griechenland dort praktisch kein Hockey gab, und in den letzten fünf Jahren nur eine mäßige Aktivität der Nationalmannschaft. Das stellte Griechenland vor das Problem: Woher nimmt man nun in dieser kurzen Zeit eine funktionierende Nationalmannschaft? Der internationale Hockeyverband griff ein mit der Verpflichtung von Trainern, die sicherstellen sollten, dass die griechischen Spieler ein internationales Niveau erreichen. Die Griechen suchten sich den erfahrenen Trainer Cedric d´Souza aus dem Land des Rekordhockeyolympiasiegers Indien, der ungefähr ein Jahr Zeit hatte, zunächst beide Nationalmannschaften, Frauen und Männer, olympiatauglich zu machen.
Ganz ist das nicht gelungen. Die erste Chance der vom Hockeyverband vorgesehenen Qualifikation bestand für die Griechen darin, die Teilnahme an der Kontinentalmeisterschaft zu ereichen. Man scheiterte. Was im Klartext heißt: Unter den besten zwölf Nationen in Europa ist Griechenland nicht. Nun sind in Europa im Herrenhockey die Unterschiede bei den Mannschaften, die nicht mehr zur Weltspitze zählen, äußerst winzig. Die Chance sich also dort zu qualifizieren war für die griechischen Männer ohnehin gering. Die zweite Chance wurde vom internationalen Hockeyverband in der Form gegeben, dass Griechenland in einer best-of-three-Serie gegen den Letztgesetzten des Olympischen Qualifikationsturniers, das Anfang März in Madrid stattfand, antreten musste. Dort wurde der Rest des Teilnehmerfeldes für Athen ermittelt. Griechenland war jedoch der Auffassung, dass man eigentlich hätte qualifiziert sein müssen, weil Cuba als letztgesetzte Mannschaft zurückgezogen hatte, somit der Gegner fehlte, ergo direkte Qualifikation. Aus Sicht des internationalen Hockeyverbandes sollte Kanada gegen Griechenland antreten, das geschah natürlich unter griechischem Protest. Zwei Siege reichten den Kanadiern um den Griechen wohl das Aus für die Spiele im eigenen Land beizubringen: einmal verloren die mit 7:1 und einmal mit 3:1.
Hatte bisher keine der olympische Gastgeber-Nationen dieses Problem? 2000 in Sydney spielte mit Australien sowieso der Hockey-Kontinentalmeister in beiden Turnieren, beide Mannschaften hatten Hoffnungen auf die Goldmedaille, die Frauen gewannen sie. 1996 kamen die US-Amerikaner in Atlanta mit dem Hockey ziemlich unter die Räder, und die nicht fachkundigen Zuschauer waren wohl doch etwas erstaunt, dass es etwas gibt, in dem ihr Heimatland nicht ganz oben mitspielt. 1992 in Barcelona gewannen die Gastgeberinnen die Goldmedaille, in Seoul 1988 trainierten die Koreaner, die keine Frauen-Hockeymannschaft hatten, einige Hausfrauen, die letztendlich die olympische Silbermedaille gewannen. Bei den koreanischen Herren dauerte dies etwas länger, doch man etablierte sich zumindest langsam aber sicher in der Weltspitze.
Doch was bleibt den Griechen? Sie haben sich nun an das Internationale Sportschiedsgericht in Lausanne gewandt, um ihre letzte Chance wahrzunehmen, sich doch noch für die olympischen Spiele im eigenen Land zu empfehlen. Zumindest ihr Trainer sieht die ganze Sache ziemlich olympisch: "Es geht darum, zu kämpfen und auf den Platz zu gehen und alles zu geben bis das Spiel vorbei ist. Man sollte schauen, welche Fortschritte Griechenland im Herrenbereich gemacht hat im letzten Jahr und wie sehr wir versucht haben, eine Mannschaft zu werden, die mit den anderen Nationen mithalten kann." Das klingt eigentlich alles sehr nach Pierre de Coubertin. Doch hört dem in der heutigen Zeit noch wirklich jemand zu?
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