Totensonntag
Vom Tode gekennzeichnet,
lasse ich mir nichts anmerken.
Die Stimmung ist mürbe.
Draußen stürmt es.
Mein Lachen verwahrlost,
wird marode.
Ich mache weiter, wie immer.
Morbide Gedanken begrüßen
meinen altersschwachen Geist.
Ich lache laut.
Die guten alten Zeiten
hatten ihren Reiz.
Draußen herrscht eisige Kälte.
Falten gestalten mein Gesicht.
Meine Augen erkennen kaum Licht.
Ich friere.
Entnervt suche ich die Menschlichkeit.
Es ist November.
Ich lache mit faulen Zähnen ironisch,
seltsam irrwitzig und sonderbar komisch.
Jeden Tag das gleiche Schicksal.
Es stürmt ohne Ende.
Der Herbst hat seine Schattenseiten.
Ich träume mit offenen Augen.
Nasskaltes Wetter
sorgt für Demoralisierung.
Ich liege zwei Stunden
auf einem matschigen Acker,
bis ich wieder in die Gänge komme.
Der November zehrt an meinen Kräften.
Medikamente bestimmen das Leben.
Überall zerfallen, bröckeln Existenzen.
Ich mache weiter…
Verschimmeltes Brot
zeigt mir meine Grenzen.
Marode Zellen halten mich bei Laune.
Stundenlang schiebe ich den Rollator
ohne Plan halbnackt im Stadtpark.
Ich lache inzwischen zynisch.
Mein Humor will Abschied nehmen.
Der November schafft mich langsam.
Nebelschwaden schwächen mich.
Nachts kämpfe ich um jeden Atemzug,
der mich um den Schlaf bringt.
Erschöpft denke ich an meine gute Seele.
Ich mache weiter…
Morgen bekomme ich Besuch vom Pfarrer.
Er will gratulieren und missionieren.
Seinen Segen will er mir geben.
Ich bin wirklich kein unsterbliches Genie,
wollte niemals 115 werden.
Scheiß Pharmaindustrie!
© Corina Wagner, Oktober 2013
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