Guten Tag,
Frau und Herr Sowieso aus Sonstwo in Deutschland
mit oder ohne Migrationshintergrund!
Hallo Leute, Menschen wie Du und ich, auch umgekehrt,
ich grüße alle, wirklich alle, ohne wenn und aber,
also jede Person und dies absolut frei von Vorurteilen!
Ob arm, ob reich – beim Grüßen bin ich tolerant.
Ehrlich. Auf meine Ehrlichkeit ist noch Verlass. Ich gehöre noch zu den Menschen, denen beigebracht wurde nur in einer Notlage zu lügen. Wenn ich mich heutzutage weltweit umschaue, dann haben die Notlagen ins Unermessliche zugenommen, obwohl man sie auf den ersten Blick überhaupt nicht sieht. Das Lügen gehört anscheinend nun zum guten Ton, könnte man meinen.
Ich suche den Dialog mit allen Menschen, auch mit denen, die von „Nix ne Ahnung haben“ und gerne Stuss reden, gerade auch besonders diese Gleichgesinnten in Europa, in Deutschland, die mit ihren Aussagen die Demokratie gefährden.
Ich grüße jene Leute, die gerade dabei sind durch Halbwahrheiten, Fake News und nationale Parolen zu punkten, um in Deutschland durch ihre Sprache, ihre Wortwahl Diskriminierung wieder salonfähig zu machen. So wie damals, wie einst anno dazumal, als viele ohne Zwang den rechten Arm ständig irgendwo hoben, um zu grüßen. Ich hoffe, dass diese Art der Begrüßung an der so viel uraltes Blut haftet nicht wie bei viele Retroartikeln nun als Retrogruß im HH-Stil hipp wird.
Wehret den Anfängen! – Diese Aufforderung verliert nicht an Bedeutung. Tacheles reden hilft. Aufklärung ist wichtig. Grüßen ist wichtig, so auch ins Gespräch mit Menschen zu kommen, die anders sind. Ganz anders zu sein, kann zur Herausforderung werden, aber letztendlich zählt das Leben jedes Einzelnen mehr, als leere Phrasen und Hetze.
Ich grüße auch jene, die ein politisches Amt ausführen und genau wissen, welchen Schaden sie dem Land durch ihre Worte zufügen. Somit grüße ich all jene aus Sonstwoauchimmerher, die ohne Nachdenken die Demokratie zerstörern werden, wenn sie weiterhin alles nachplappern, ohne zuvor zu prüfen, was ihnen diverse Menschen erzählen.
Hetzen schadet dem Miteinander, schafft Unsicherheit, schürt Angst, fördert Hass.
Tägliche Diskriminierung, dieser allgegenwärtige Rassismus, der Millionen von Menschen ins Unglück stürzte – hatten wir schon einmal. Immense Barbarei, das Auslöschen von Personen, die nicht in den eigenen Kram passen, löst keine Selbstwertprobleme.
Wir brauchen fähige Politiker. Leute, die an den Werten der Demokratie festhalten und z.B. in unserem Land, in der BRD, deutsche Geschichte richtig interpretieren, wiedergeben, um auf Dauer Leben zu schützen.
Autokraten, Diktaturen wollen normalerweise nur solche Menschen in Deutschland und Europa in ihren Bann ziehen, die als Schüler im Geschichtsunterricht nicht aufgepasst haben oder nie richtig über das Dritte Reich aufgeklärt wurden. Aufklärung und Bildung schadet nicht, ganz im Gegenteil und fördert das Verstehen von Zusammenhängen, die wichtig für das friedliche Zusammenleben sind.
Rechtspopulisten wollen an die Macht. Viele gebildete Menschen haben die Einflussnahme der Massen in der Zivilgesellschaft durch das politische Wirken einzelner Rechtspopulisten auf jenen Teil der Bevölkerung unterschätzt. Noch vor einigen wenigen Jahren hielten sich die verbalen Entgleisungen in Grenzen. Viele Leute werden hemmungsloser, verwenden in ihrem Vokabular Wörter, die man in einer anderen Epoche erwartet hätte. Die zunehmende sprachliche Verrohrung, die in unserer Gesellschaft seit Monaten stattfindet, darf sich im alltäglichen Umgang miteinander nicht manifestieren.
Nationalistisch aktiv zu werden, wie anno dazumal, führt ins Verderben. Über 50 Millionen Tote des Zweiten Weltkriegs kann man nicht schön reden. Die meisten Toten waren Zivilisten, die während des Kriegs in Europa und Asien starben. Ich bin übrigens Zivilist und Sie, Du?
Wenn man weiterhin völlig tiefenentspannt zusieht, was z.B. Rechtspopulisten wie der rechtsradikale Amerikaner Bannon in Europa vorhaben, um die Wahlen zum Europaparlament 2019 massiv zu beeinflussen, der sollte später nicht sagen: “Ich habe von nichts gewusst!“.
Wer jetzt weiterhin auf Dauer wegsieht, die massiven Probleme nicht beim Namen nennt und schweigt, gräbt sich vielleicht jetzt schon sein eigenes Grab.
Ich wünsche allen einen prima Tag, auch Frau und Herrn Sowieso aus Sonstwo in Deutschland.
Herzlichst
Ihre Frau Demo-Kratie
-
-
Anmerkung der Autorin
Ich nutze wie immer bei solchen Pamphleten die Meinungsfreiheit der BRD. Artikel 5, GG:
Artikel 5
(1) Jeder hat das Recht, seine Meinung in Wort, Schrift und Bild frei zu äußern und zu verbreiten und sich aus allgemein zugänglichen Quellen ungehindert zu unterrichten. Die Pressefreiheit und die Freiheit der Berichterstattung durch Rundfunk und Film werden gewährleistet. Eine Zensur findet nicht statt.
(2) Diese Rechte finden ihre Schranken in den Vorschriften der allgemeinen Gesetze, den gesetzlichen Bestimmungen zum Schutze der Jugend und in dem Recht der persönlichen Ehre.
(3) Kunst und Wissenschaft, Forschung und Lehre sind frei. Die Freiheit der Lehre entbindet nicht von der Treue zur Verfassung
Kommentare 23
"Wer jetzt weiterhin auf Dauer wegsieht, die massiven Probleme nicht beim Namen nennt und schweigt".....
.....jedoch:"WEHdem, DER......!!!"
"... nur in einer Notlage zu lügen."
Ich erlaube mir zu Schmunzeln.^^
Ja. Es gibt immer Sonnen- und Schattenseiten, wenn man Dinge ausspricht, die unbequem sind, lieber Martin Franz. Manchmal wird man geächtet, denunziert, obwohl man nur die Wahrheit sagt. Die Meinungsfreiheit birgt immer Gefahren. Überall.
Mein Großvater gehört z.B. zu jenen Menschen, die politisch in Zeiten der beginnenden DDR verfolgt wurden, weil er unbequem war. Er wurde aus reiner Willkür verhaftet. Ich schreibe gerade an seiner Biografie. Um Missverständnisse zu vermeiden - er war während es Zweiten Weltkriegs kein Nazi, kein Mitglied der NSDAP.Und deshalb denke ich, vielleicht auch durch meine Erziehung, dass man nicht schweigen sollte, auch wenn dies negative Auswirkungen auf das weitere Leben haben könnte. Wenn der Tag X kommt und man stirbt, dann nimmt man vielleicht doch noch wahr, dass man nicht zu jenen Menschen, Mitläufern gehörte, die schwiegen, nur weil es so schön bequem ist, wenn man den Mund nicht aufmacht, wenn Unrecht geschieht. Beste GrüßeCorina Wagner
...."wenn man Dinge ausspricht, die unbequem sind, lieber Martin Franz."
Liebe Corina Wagner, das Aussprechen ist ja nur der Anfang und das Ergebnis von umfangreichen vorherigen Erfahrungen, Erlebnissen und darauf basierenden Gedanken und Empfindungen.
Wenn dem Aussprechen dann Nichts weiter folgt.....hätte man auch schweigen können!
Wenn den Worten dann Aller-Dings entsprechende Handlungen folgen....
.......wird es WIRKLICH "interessant"!
Gerne! ;-)
Wenn dem Aussprechen dann Nichts weiter folgt.....hätte man auch schweigen können!
Wenn den Worten dann Aller-Dings entsprechende Handlungen folgen....
.......wird es WIRKLICH "interessant"!
Stimmt. Ein kurzes Wachrütteln bedeutet natürlich noch nicht, dass daraus ein erneutes Einschlafen von verbalen Aktivitäten z.B. gegen Alltagsrassismus verhindert wird. Völlig ausgeschlafen agiert nicht jeder, wenn er spontan im öffentlichen Raum damit konfrontiert wird.
Liebe Corina,
Dank fuer den Text. Im letzten Jahr auf Wahlkampf und auch jetzt immer wieder im sozialen Netz mache ich die Erfahrung, dass das Reden ueber Politik in der Oeffentlichkeit etwa von 70% der Menschen nicht gewuenscht wird. Denn es macht Angst und zeigt die eigene Ohnmachtslosigkeit auf, die Mensch ja eigentlich bekaempfen muesste, aber sich schaemt, dass der Kampf fuer Freiheit nicht aufgenommen wird. Deshalb alles totschweigen und nur ueber Banales reden (mit Ausnahme der Fremdenfeinde, die salopp ueber Todernstes schwadronieren und sich mehrheitlich der Folgen nicht bewusst sind, wie Du mit Recht schreibst). Mit der Wahl wird die eigene Macht, an die man nicht glaubt, an anonyme Politik uebertragen in der Hoffnung, dass nicht zu vieles schief gehen moege. Und was die gegenwaertige Qualitaet unserer deutschen Politik anbetrifft, ist einfach nur zum Haare raufen.
LG an die Wagner-Bande! Hermann
Ja, ja, das Richtig zu schreiben ist verdienstvoll. Die's betrifft lesen gar nichts, die's nicht betrifft nicken. Trotzdem, ab und an das Richtige aufzuschreiben ist konsequenzenlos und dennoch nuetzlich.
Gestern in Malysia heute in Indien; ob noch jemals nach Ulm komme...
Benennen und aufschreiben ist notwendig, aber für den erwünschten Effekt nicht hinreichend. Wir leben im Zeitalter des weißen Rauschens, in dem selbst wichtigste Informationen nichts anderes sind als ein schnell vorrübergegangner "Peak", bis die Sache sich dann in ihren Konsequenzen zurückmeldet, und dann oft unabweisbar wirkmächtig. Das deutet eine Vielzahl Probleme an; keines davon ist trivial lösbar, weil fast immer nicht nur Menschen, sondern VIELE Menschen involviert sind, die alle gleichzeitig am gleichen Strang ziehen müssten, um etwas zu bewegen, was sie aber nicht tun.
Letztlich stehen wir somit unabweisbar dem ungelösten Problem gegenüber, das die Aufklärung von anfang an begleitet hat und bis zum heutigen Tag ungelöst geblieben ist: Wie kann sich eine aufgeklärte Gesellschaft, ohne in voraufgeklärte Strukturen zurückzufallen, dagegen wehren, dass Interessengruppen die Errungenschaften der Aufklärung in formal zulässiger Weise dazu verwenden, die Aufklärung wieder abzuschaffen.
Das ging solange gut, wie die aufgeklärten Teile der Gesellschaft die Deutngshoheit besaßen, verwendete also schon immer ein inhärent unaufgeklärtes Element in aufgeklärten Gesellschaften. Da das öffentliche Deutungsmonopol aufgeklärter Strukturen mit dem Aufkommen des Internet Stück um Stück wegbröckelte, ist diese Sache nunmehr aus der Inapparenz in die Offensichtlichkeit übergegangen.
Man darf sich, fern populistischer Anflüge, deswegen auch fragen, ob die Demokratie wirklich die beste aller schlechten Organisationsformen von Macht ist, oder ob sie für die sich zur Herrschaft berufen Fühlenden nicht schon immer nur eine effektive Möglichkeit zur effektiven Verschleierung primordialer Bösartigkeit war. Insofern wären die gegenwärtigen Zustände begrüßenswert als Offenbarlegung fundamentaler struktureller Schwächen.
Nur dass niemand mehr da ist, für andere Strukturen zu kämpfen, wobei "kämpfen", wie immer es konkret aussehen mag, als Gegensatz zu "über die Wünschenswertheit von Änderungen reden" aufzufassen ist. Wir sind schon längst im Rauschen verlorengegangen.
"Wie kann sich eine aufgeklärte Gesellschaft, ohne in voraufgeklärte Strukturen zurückzufallen, ..."
Wie wärs hiermit: Die Dreigliederung des sozialen Organismus
Das stammt aus einer Zeit, in der mensch vielleicht tatsächlich noch glauben konnte, zumindest wollte, Justiz sei per se neutral, Wirtschaft ziele auf das Wohl aller und Geist sei per se nicht korrumpierbar. Da jedoch in allen Fällen Menschen involviert sind, erledigt sich das aus zynischer Sicht von selbst^^
Ich weiß ja nicht, wie vertraut Sie mit der Umfänglichkeit in die Thematik sind, die in dem von mir gesetzten Link auch nur sehr andeutungsweise angesprochen ist.
Nach wie vor jedoch gilt juridisch formal und in Bezug auf den menschlichen Verkehr untereinander universell immer noch, daß alle Menschen vor dem Gesetz gleich sind.
Sie schreiben: „Das stammt aus einer Zeit, in der mensch vielleicht tatsächlich noch glauben konnte, zumindest wollte, Justiz sei per se neutral, Wirtschaft ziele auf das Wohl aller und Geist sei per se nicht korrumpierbar.“
Nun, es ist die Idee der Dreigliederung des sozialen Organismus keinesfalls aus solch naivem Glauben entwickelt, sondern in dem Wissen, daß diese drei Bereiche unheilvoll verquickt sind („damals schon^^) und es gerade deshalb darum zu gehen hat, dem entgegen zu wirken! Wie, das ist sehr intensiv in umfangreichen Publikationen dazu ausführlich ausgeführt. Es etwa abzulehnen, nur weil es aus einer früheren Zeit stamme, ist vollkommen unseriös und - pharisäerhaft.
Da missverstehen Sie mich, ich lehne das Geschriebene nicht wegen seiner Entstehungszeit ab, sondern wegen des "sozialen Organismus"^^ Gesellschaften sind keine Organismen. Ich halte es für fraglich, wie fruchtbar es ist, eine Metapher an den Anfang einer Systemanalyse zu stellen.
Für mich ist es durch die Wirklichkeit belegt und ohne jede Frage, daß Gesellschaften soziale Organismen sind.
Es sind zu viele Sachverhalte mit echten Organismen verbunden, die ich in Gesellschaften nicht wiederfinde. Warum kann die "ich"-sagende Instanz in mir zwar die körperlichen Zustände des Organismus "Lethe" spüren, nicht aber die des Organismus "GEBE" und auch keines sonstigen anderen Organismus? Oder welche Instanz im angenommenen Organismus "Gesellschaft" spürt die körperlichen Zustände der Organismusteile "Lethe" und "GEBE" und anderer? Wobei "spüren" nicht dasselbe meint wie "erfasst statistisch" oder "erkennt anhand von Befragung", sondern "eine Instanz hat sich in zwei Körpern gleichzeitig manifestiert und erlebt die Zustände beider Körper ganz genauso wie es bei normalen Menschen in ihrem einen Körper der Fall ist".
Dann würde ich von EINEM Organismus reden. Geistiger Nachvollzug, emotionaler Nachvollzug, empathischer Nachvollzug, das ist alles nicht EIN Organismus, sondern Kommunikation zwischen vielen Organismen.
Ein Ameisenvolk, ein Bienenvolk, sowas ähnliches ist eine Gesellschaft. Sehr ähnlich sogar. Vielleicht sogar sowas wie ein Schwarmgeist. Aber sie als EINEN Organismus aufzufassen, dafür sehe ich keine Anhaltspunkte.
Lieber CE,
Deine negativen Erfahrungen kann man nicht auf alle Bundesländer übertragen, verallgemeinern, aber man kann es sich gut vorstellen, dass es so ist, wie Du es beschreibst, dass so viele Leute in Deutschland unter Politikverdruss leiden. Schwierig wird es für die Erhaltung der Demokratie, wenn Leute sich für nichts mehr interessieren, Halbwahrheiten akzeptieren und Typen in den jeweiligen Landtag einziehen lassen, die schon in ihren „Oberstübchen“ am „Vierten Reich“ basteln. Kein Wunder, dass man sich die Haare rauft, da stimme ich Dir zu. Die wochenlangen Spielchen der bayerischen Alphatierchen sind nur ein Beispiel für Politiker, die man nicht braucht. Ich bin sehr neugierig wie die Landtagswahlen im Oktober in Bayern ausgehen.
Herzliche Grüße in die Ferne
Corina
PS. Grüße auch von der Wagner-Bande!
Hm, Hunde die bellen, beißen nicht, so sagt man doch im Volksmund und doch zwickt so mancher ziemlich hinterlistig fies ins Bein, der einen zuvor noch mit einem treuen Dackelblick anstarrte.
"Die's betrifft lesen gar nichts, die's nicht betrifft nicken"
Dies betrifft, sollten mal tatsächlich auf Dackelkrawatten, ähm Dackelblicke achten und nicht alles glauben, auch wenn es noch so schön deutsch klingt. ;-)
Aha, liebe Aussie! Malaysia, Indien! Wo bist Du denn am Wochenende? Ich bin dann immer noch in Deutschland und zwar in und um Ulm herum zu finden. ;-)
Herzliche Grüße
Corina
Ich komme später noch drauf zurück.
In diesm Zusammenhang ist Elias Canetti "Masse und Macht" eine lohnende Quelle.
besten Dank für den Hinweis :-) aber beschreibt Canetti nicht Phänomene, die durch wie auch immer "technisch" realisierte psychische Kopplungsprozesse bedingt sind? So wie sich Computer zu Clustern koppeln können, aber immer noch Computer bleiben? Die werden nicht ein Computer, sobald die Parallelschaltung beendet ist, sind das wieder einzelne Computer. Und sobald die Masse auseinanderläuft, sind es einzelne Menschen. Währenddessen übrigens auch, da kann jeder jederzeit stehenbleiben. Mein Arm kann das nicht, wenn das Bein weitermarschiert.
Ich verstehe ja die Metapher, das "als ob". Aber das ist eben was anderes. Oder wo täusche ich mich?
Tja, die Bildung von Organismen durch Selbstorganisation (emergent properties) gehört für mich zu den faszinierendsten Phänomenen der belebten Welt. Sicher sind auch Gesellschaften in diesem (systemtheorertischen) Sinn Organismen.
Das halte ich nicht für eine bloße Metapher. Selbstorganisation AN SICH ist das große Mysterium und noch weitgehend unverstanden.
Grundlegend gebe ich folgendes zu bedenken:
Der größte Fehler, der gemacht worden ist bisher, der ist der, daß die Leute geglaubt haben, das soziale Leben sei so etwas wie eine Nachbildung eines Organismus aus Pappmaché. Sie haben sich also vorgestellt, es sei ein Mechanismus; der lebt nicht. Aber er lebt, nur haben die Leute dem sozialen Organismus solche Gesetze gegeben, die für etwas gelten sollten, was tot ist. Dies ist der Denkfehler.[1]
.
.
„Es sind zu viele Sachverhalte mit echten Organismen verbunden, die ich in Gesellschaften nicht wiederfinde. Warum kann die "ich"-sagende Instanz in mir zwar die körperlichen Zustände des Organismus "Lethe" spüren, nicht aber die des Organismus "GEBE" und auch keines sonstigen anderen Organismus?“
-> Weil das Bewußtsein darüber fehlt.^^
.
„Oder welche Instanz im angenommenen Organismus "Gesellschaft" spürt die körperlichen Zustände der Organismusteile "Lethe" und "GEBE" und anderer?“
-> a) Müßte es nicht statt „Organismusteile“ zutreffender Einzelorgane heißen? b) Das im Moment Vorhandene ist dasjenige Gewordene, dem das sehr deutlich abzuspüren ist. Es ist eine Frage der Empathiefähigkeit. Sie schreiben es unten selbst.
.
„Dann würde ich von EINEM Organismus reden. Geistiger Nachvollzug, emotionaler Nachvollzug, empathischer Nachvollzug, das ist alles nicht EIN Organismus, sondern Kommunikation zwischen vielen Organismen.“
-> Sie sind doch doch wohl auch nicht ständig Ihrer Organe bewußt, und dennoch hat jedes im Zusammenspiel seinen Sinn. – Bewußt werden Sie sich der Organe, wenn sie abnorm sich verhalten, wenn sie nicht regelhaft kommunizieren. So ist es auch im sozialen Organismus.
-> So, wie es eine soziale Realität gibt, die sehr wahrnehmbar ist, welche sogar bis zur körperlichen Wahrnehmung reicht (sic), so ist sie ein Ergebnis der sich organisierten Einzelheiten. Oder wollen Sie allen Ernstes dem Solipsismus das Wort reden, bei dem jeder nur wie eine Menge Kugeln zufällig aneinander stoßen und mechanische Wechelwirkungen hervorbringen? – Wobei dann auch nicht geklärt ist, wer die Kugeln stoßen macht.^^
-> Ich räume ein, das diese cartesische Denke von „Mechanismus“ statt Organismus bei mir keinerlei Interesse hervorbringt, weiter solch obsolet reduktionistische Modelle ernsthaft zu erörtern.
.
„Ein Ameisenvolk, ein Bienenvolk, sowas ähnliches ist eine Gesellschaft. Sehr ähnlich sogar. Vielleicht sogar sowas wie ein Schwarmgeist. Aber sie als EINEN Organismus aufzufassen, dafür sehe ich keine Anhaltspunkte.“
-> Wie können Sie dann von „Schwarm g e i s t“ überhaupt reden?
[1] Bei dem Organismus muß vor allem festgehalten werden, daß hier die äußere Erscheinung von einem inneren Prinzipe beherrscht wird, daß in jedem Organe das Ganze wirkt. Jene äußere Erscheinung, das räumliche Nebeneinander der Glieder kann auch nach der Zerstörung des Lebens betrachtet werden, denn sie dauert ja noch eine Zeitlang fort. Aber was wir an einem toten Organismus vor uns haben, ist in Wahrheit kein Organismus mehr. Es ist jenes Prinzip verschwunden, welches alle Einzelheiten durchdringt.
"daß die Leute geglaubt haben, das soziale Leben sei so etwas wie eine Nachbildung eines Organismus aus Pappmaché"
seltsamerweise ist mir von sehr wenigen Einzelfällen abgesehen nie jemand begegnet, der soziales Leben für einen tatsächlichen Organismus hält, weder in lebender Form, noch als Nachbildung^^ allerdings entspricht das Bild der Weinstock-Parabel aus dem Johannes-Evangelium, mensch könnte also vermuten, dass es besonders viele Anhänger diese Auffassung in christlichen, dazu affinen oder davon abgeleiteten Kreisen gibt^^ sorry, damit kann ich nicht mehr dienen^^
"Weil das Bewußtsein darüber fehlt.^^"
Ist das nicht eine andere Formulierung von "es handelt sich um zwei verschiedene Organismen"? ^^
Müßte es nicht statt „Organismusteile“ zutreffender Einzelorgane heißen?
Ist das nicht bereits eine Entscheidung zugunsten einer spezifischen Sichtweise? Menschen sind Teile einer Gesellschaft, ja, aber nicht, weil sie Organe derselben wären, sondern weil Gesellschaften Gruppen sind, die sich aus Individuen zusammensetzen, ohne dass diesen Individuen das unabdingbare Aufeinanderbezogensein anhaften würde, das den Organen und Funktionselementen eines einzelnen Organismus zuteil kommt.
"Wie können Sie dann von „Schwarm g e i s t“ überhaupt reden?"
Bestimmte Begriffe unterliegen einer erheblichen definitorischen Unschärfe^^ "Schwarmgeist" ist auch nur eine Metapher, vielleicht eine Blackbox. Für jemanden, der ein so nachhaltiges Verhältnis zum Geist pflegt wie Sie, muss das empörend sein, aber für mich ist "Geist" nichts als ein Synonym für Denkvermögen. Ein Schwarmgeist bestünde also wie das menschliche Gehirn, aus verschalteten Neuronen, nur dass die dann aus Bienen, Ameisen oder was auch immer bestehen und die Kopplungen vielleicht durch den Wind ermöglicht werden^^
"Oder wollen Sie allen Ernstes dem Solipsismus das Wort reden, bei dem jeder nur wie eine Menge Kugeln zufällig aneinander stoßen und mechanische Wechelwirkungen hervorbringen?"
Es ist, wie es ist, oder? Was nicht dasselbe ist wie "es ist, wie wir es uns erklären". Sie möchten, wenn ich Ihr Anliegen auch nur einigermaßen richtig verstehe, den Phänomen intrinsische Bedeutung unterlegen, und keine Erklärung ist für Sie relevant, die nicht diesem Bedeutungsaspekt Rechnung trägt. Ich möchte die Phänomene und ihr Zusammenspiel einfach nur verstehen. Bedeutung interessiert mich nicht, die erzeuge ich schon selbst, wo ich ihrer bedarf^^