Implantat im Rückenmark ermöglicht Gelähmten das Laufen

Wissenschaft Fortschritte in der Behandlung von Querschnittsgelähmten

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Für Patienten mit einer Querschnittslähmung gibt es nun Hoffnung. Eine spezielle Behandlungsmethode konnte von Forschern entwickelt werden, mit der Betroffene wieder die Möglichkeit erlangen, bereits nach kurzer Zeit ein paar Schritte zu gehen. Das Training ist vergleichsweise kurz und dann können Querschnittsgelähmte mithilfe einer neuartigen experimentellen Therapie erneut stehen und anschließend kürzere Strecken gehen. Eine implantierte Folie, die insgesamt 16 Elektroden besitzt, gibt an die Nervenbahnen kleine elektrische Impulse und diese führen in der Wirbelsäule zu Motorneuronen.

Die Patienten mit Querschnittslähmung konnten, nachdem die sogenannten Elektrodenarrays aktiviert wurden, bereits am ersten Tag auf dem Laufband erste Schritte gehen. In Lausanne (Schweiz) stellen Grégoire Courtine sowie Jocelyne Bloch (Eidgenössische Technische Hochschule Lausanne; kurz EPFL) zusammen mit ihrem Team ihre Ergebnisse vor. Bereits seit längerer Zeit wird für die Behandlung von chronischen Schmerzen die Methode der Rückenmarksimulation mithilfe von elektrischen Impulsen verwendet. Vor einigen Jahren konnten Courtine und Bloch feststellen, dass mit dieser Stimulation ebenso Querschnittsgelähmten geholfen werden kann, an den Beinen teilweise die Beweglichkeit zurückzugewinnen. Grundsätzlich funktioniert die Methode. Schon 2018 konnten sie das an Patienten beweisen, die die Füße und Beine minimal bewegen konnten. Ihre Methode konnten die beiden Forscher verbessern. Sie konnten an Patienten, die keine Restbeweglichkeit aufwiesen, ihr Implantat erfolgreich testen.

Durchbruch in der Erforschung der Wirbelsäule

In einer EPFL-Mitteilung wird Bloch zitiert, dass hierbei ihr Durchbruch darin bestehe, dass die implantierten Elektrodenarrays breiter und länger seien und dadurch exakt den Spinalnervenwurzeln gleich kämen. Die Mediziner könnten auf diese Weise die Neuronen, welche für die Regulierung bestimmter Muskeln zuständig sind, präzise kontrollieren. Bloch erklärte, dass er, Courtine sowie das Team 27 Wirbelsäulen analysiert und Computermodelle erstellt hätten. Sie konnten erkennen, dass es von Mensch zu Mensch unterschiedlich sei, wie die Nervenbahnen in ihrer Lage in das Rückenmark zu den motorischen Zentren führten.

Sie konnten 16 Elektroden finden, mit denen die Patienten sich deutlich besser bewegen konnten. Durch elektrische Impulse werden hier die wichtigen Nervenbahnen für alle Arten der Bewegung erreicht. Auf der Folie sind die Elektroden mit einem Impulsgeber verbunden und dieser kann mit einem Tabletcomputer drahtlos angesteuert werden. Auf dem Tablet können sich die Patienten für die gewünschte Aktivität entscheiden und an die Schrittmacher im Bauchraum wird dann ein solches Protokoll weitergeleitet. Das Rückenmark werde in diesem Fall auf eine Weise aktiviert, wie es unter natürlichen Umständen das Gehirn durchführen würde. Mit dieser Behandlungsmethode wird es für querschnittsgelähmte Patienten wieder möglich, zu stehen, zu gehen, Liegerad zu fahren oder zu schwimmen.

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Geschrieben von

Corinna F. Liebrecht

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