Friseure sollen impfen

Impfdebakel die Lösung der Probleme

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Die Debatte um die Pannen bei Impfstoffbeschaffung und Organisation der Impfungen ist ja recht ausgiebig. Die Beschaffung ist dabei Sache des Bundes, die Verteilung liegt bei den Ländern. Ein Teilaspekt der Beschaffung fällt dabei aber wenig auf. Der Impfstoff wurde zentral für die EU bestellt, das ist per se erstmal eine demokratische Sache. Bevor Länder mit mehr Geld oder Wirtschaftsmacht sich früher und höhere Kontingente sichern, kann man so eine gerechtere Verteilung gewährleisten. Die Pandemie ist ja auch global und nicht national. Allein durch den grenzüberschreitenden Lieferverkehr oder Arbeitskräfte kann es in Deutschland nicht „coronasicher“ werden, wenn Polen noch mit der Ansteckung kämpft. Außerdem ist die Verhandlungsposition der Staatengemeinschaft eine bessere, er waren seitens der Pharma-Unternehmen zum Teil recht rüde Methoden erkennbar, denen man so besser begegnen kann. Dabei fällt aber auf, daß sowohl die USA als auch England keine Ausfuhren an Impfstoffen genehmigten, während die EU hier offener agierte. Also immer noch „America First“ und auch „England first“. Nun ja, schmale Leistung, aber irgendwie hat man das auch etwas erwartet.

Nun geht es aber um die „Verimpfung“ der Vakzine. Mit den Impfzentren und der Terminvergabe war bei Beginn viel Chaos zu beobachten. Eine Mitarbeiterin aus einem Impfzentrum mit der Kapazität von 1000 täglichen Impfungen sprach dann von nur 60 Besuchern zu Anfang. Die Telefonhotlines waren völlig überlastet, das online-Buchungssystem funktionierte auch nur sehr mäßig. Dieses Problem lässt sich ziemlich einfach lösen: Die niedergelassenen Ärzte stehen zum großen Teil zum Impfen bereit. Sie kennen ihre Patienten, haben ständigen Kontakt zu den meisten, kennen auch deren Alter und sogar die Vorerkrankungen. Und obwohl ihr Risiko deutlich höher ist, als in einem recht anonymen Impfzentrum, wo ich bestenfalls zweimal zur Impfung erscheine, während der Hausarzt bei Komplikationen oder Nebenwirkungen „persönlicher“ dafür geradestehen muß, denn es geht um das Vertrauen seines Patienten. Trotzdem stehen Niedergelassene allgemein und Hausärzte zur Verfügung, nur … man lässt sie nicht. Der erste Termin für die Impfungen bei Hausärzten lautete Anfang April, dann war der 19.4. im Gespräch, mittlerweile wird schon über Mai gesprochen. Grundsätzlich sollen die Hausärzte auch nur die übriggebliebenen Impfstoffe bekommen, nachdem die Impfzentren versorgt sind. Das ist der falsche Weg. Mein Vater ist über 80, er sollte erst einen Termin in Schönefeld bekommen, das klappte aber nicht. Dann war nur ein Termin in Potsdam zu bekommen, er wohnt im Norden Berlins, eigentlich schon außerhalb der Stadtgrenze und fuhr also mit seinen achtzig Lenzen nach Potsdam zur Impfung. Eine Bekannte hatte gleich 2 Termine, weil ihr Name einmal mit „K“, einmal mit „C“ geschrieben wurde. In Eberswalde wohnt eine Freundin, die mit Ihrer betagten Mutter nach Frankfurt/Oder zur Impfung sollte, Lust hat sie keine, die alte Dame dorthin zu verfrachten.

Also laßt die Hausärzte endlich impfen, die haben genügend Kompetenz und die Leute müssen keine 80km fahren.

Im Netz verbreitet sich eine Meldung: In einer Woche haben mehr Kunden einen neuen Haarschnitt bekommen, als bislang in Deutschland komplett geimpft wurden. Also überlaßt das Impfen den Friseuren, das geht einfach viel schneller ! Außerdem bekommt der Kunde ein „Sektchen“ oder einen Cocktail, dann nimmt auch die Akzeptanz zu und das Impfen wird zum Happening.

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Geschrieben von

Daniel Jens

Daniel Jens studierte ursprünglich Kunst. Reisen und Tourneen bis nach Südamerika, Iran und Indonesien schärften den Blick auf die Welt.

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