Anarchokatz und Anarchoreligion - Teil II

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Ich habe das mit der Anarchokatz geführte, jedoch abgebrochene Interview 'Anarchokatz und Anarchoreligion' weitergeführt. Diesmal haben wir abgemacht, nicht über die Andropophilie von Katzen und die Felidophilie von Menschen zu sprechen. Hier ist die Abschrift:

R.B.: Erneut herzlich willkommen Anarchokatz!
A.: Erneut Hallo, Red Bavarian!

R.B.: Anarchokatz, eine Aussage ist mir bei unserem vorigen Interview aufgefallen. Ich zitiere Dich: "Na gut, es war auch eine Strafe dabei. Ihr kennt ja Eure Strafe für das Essen vom Baum der Erkenntnis. Meine war, dass ich mich nur in Menschenmänner verlieben kann, nicht in Kater. Damit ich keine unsterblichen Kinder bekomme. Ich bin ja nicht Gott. Ich bin nur die Katzengöttin. Gleichfalls unsterblich, aber untergeordnet."
A.: Wir wollten doch nicht mehr über Philien sprechen, oder?

R.B.: Darauf will ich auch nicht hinaus, sondern auf die Begriffe 'Strafe' und 'untergeordnet'. Diese Begriffe stehen doch im Zusammenhang mit Herrschaft, und eine solche verneint die Anarchie doch?
A.: Richtig. Die Unterordnung ist eine logische. Gott ist das universale Lebensprinzip. Ich bin ein Teil davon. Jedes Lebewesen ist ein Teil davon. Der Unterschied zu den sterblichen Lebewesen besteht darin, dass ich keine Angst vor dem Tod habe, denn er hat die Herrschaft über mich verloren. Als Lebewesen kann ich jedoch Angst haben, und als unsterbliches Lebewesen kann ich Angst vor dem Leben haben. Meine Strafe ist die Grenze, die ich mir in meiner reziproken Existenzangst selber gesetzt habe. Reziprok zum Fortpflanzungsdrang der sterblichen Lebewesen ist es bei mir somit der Nichtfortpflanzungsdrang.

R.B.: Das ist nicht leicht zu verstehen.
A.: Es ist aber logisch. Nehmen wir einmal die konkrete Glühbirne als Beispiel, die schon über hundert Jahre lang brennt. Wer käme auf die Idee, eine neue zu installieren, solange die bisherige brennt?

R.B.: Praktisch ein ewiges Licht. Wenn es eine Kerze wäre, die herunterbrennt, dann müsste ich jeweils für Nachschub sorgen.
A.: Du hast es erfasst. In der 112. Sure des Korans heißt es übrigens: "Sprich: Er ist der eine Gott, der ewige Gott; er zeugt nicht und wird nicht gezeugt, und keiner ist ihm gleich."

R.B.: Zeugen könntest Du ja eh nicht.
A.: Zeugen nicht, aber gebären. In dem Zusammenhang muss ich die patriarchale Ausrichtung der abrahamitischen Religionen kritisieren. Gott ist metagender, also jenseits von männlich und weiblich; oder anders gesagt: männlich oder weiblich je nach Aspekt.

R.B.: Dann könnte diese Sure auch heißen: "Sprich: Sie ist die eine Göttin, die ewige Göttin; sie gebiert nicht und wird nicht geboren, und keine ist ihr gleich."
A.: Ja.

R.B.: Irgendwie klingt das so formuliert nach Dir.
A.: Ja.

R.B.: Und wenn Du nun Kinder hättest, dann wären sie Dir gleich.
A.: Ja.

R.B.: Ganz schön egomanisch. Und anarchistisch. Und göttlich.
A.: Danke für das Kompliment, Red Bavarian!

So hat das Interview geendet. Egomanisch-anarchistische Göttinnen sind einfach liebenswert, finde ich.

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Geschrieben von

Red Bavarian

Die Vergangenheit analysieren, die Gegenwart gestalten, die Zukunft erdenken.

Red Bavarian

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