Roboter mit Gefühl

TV-Serie Mensch oder Maschine? In der schwedischen Serie "Real Humans - Echte Menschen" ist die Grenze nicht mehr so einfach zu ziehen
Ausgabe 20/2014
Roboter mit Gefühl

Foto: Screenshot, arte.tv

In der Welt der schwedischen Serie Real Humans – Echte Menschen sind viele nicht das, was der Titel verspricht: echt. Oder doch? Mit Bestimmtheit lässt sich das nicht sagen. Sie sehen echt aus und die meisten sind zwar etwas einfach gestrickt, aber im Grunde verhalten sie sich wie Menschen eben. Allein: Sie sind batteriebetrieben. Roboter. Die Grenze ist nicht einfach zu ziehen.

In der Serie, deren zweite Staffel nun auf Arte anläuft, sind diese „Hubots“ für die meisten Menschen ein selbstverständlicher Teil der Gesellschaft. Als Postboten, Supermarktkassierer, Prostituierte. Fast jede Familie besitzt einen Hubot als Haushaltshilfe. Für manche sind sie Freunde, für die meisten nützliche Maschinen. Aber wie in jeder vermeintlich heilen Sci-Fi-Welt gibt es natürlich auch hier welche, die ziemlich intelligent werden, ein eigenes Bewusstsein entwickeln – und schon haben wir den Horror. Halb-Menschen mit Barbie-Puppen-Gesichtern, die emotionslos durch den schwedischen Winter marschieren und anfangen zu morden. Riesige Augen, die niemals blinzeln. Ein leeres Lächeln auf den Lippen und einen blutigen Hammer in der Hand. Leicht trashig, aber durchaus gekonnt inszeniert.

Doch die eigentliche Stärke der Serie ist das Gegenteil: Die ruhigen Momente, die das Leben mit den Robotern in seinem absurden Alltag zeigen. Etwa wenn die Anwältin Inger Engman nach dem Tod ihres Vaters einen Roboter-Klon desselben geliefert bekommt: Er ist progammiert, ihr die Gefühle zu offenbaren, die der Vater lebend nicht über die Lippen brachte. Oder der Schönling Douglas, der unwissentlich bei einem Hubot im Bett landet und sich verliebt. Unheimliche Momente gibt es auch am hellichten Tag in der Küche: Man gibt der Haustechnik einen Befehl, und sie fragt nach dem Warum.

Aber Thema von Echte Menschen ist nicht bloße Technikkritik. Die Autoren zeigen, was in einer Gesellschaft zum Vorschein kommt, wenn sie Menschenähnliche ohne Rechte vor sich hat, die man nach Wunsch herumkommandieren, ohrfeigen oder penetrieren kann. Und sie zeigen, wie relativ die menschliche Identität werden kann, wenn sie sich in einem Computerprogramm nachstellen lässt. Es formiert sich eine rechts-populistische Partei, in der Menschen zusammenkommen, deren Jobs durch Hubots ersetzt wurden, und die nun abwechselnd Thoreaus Walden lesen und Hubots mit Baseballschlägern die Köpfe einhauen. Es gibt eine Gegenbewegung, die „Transhumanen“, die sich nicht nur für Rechte der Hubots einsetzen, sondern auch um Akzeptanz ihrer roboterorientierten Sexualität kämpfen. Es sind Mechanismen, die sich zeigen, wann immer eine Gesellschaft mit ihrem Anderen konfrontiert ist. Debatten, die so auch schon über Sklaven, Frauen, LGBT und Migranten geführt wurden.

Was aber, fragt diese Serie, wenn die Anderen keine Menschen mehr sind? Solche Forderungen gibt es ja bereits, man denke an die „Non-Human-Rights“-Bewegungen für Tiere: Da wird der Ruf nach einem Humanismus laut, der sich selber sprengt. Und das Internet der Dinge – intelligente Geräte also, die wir nicht mehr als Computer wahrnehmen – ist längst keine Sci-Fi-Vision, sondern zunehmend Teil unseres Alltags. Bereiten wir uns also besser darauf vor.

Die 2. Staffel der Serie Real Humans – Echte Menschen läuft ab 15. Mai 2014 jeweils donnerstags um 21.45 Uhr auf Arte

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