Glamour Peng Liyuan erregt als Chinas First Lady weltweit Aufsehen. Und sie ist nicht die einzige Gattin, die viel interessanter ist als ihr Gemahl. Unser Lexikon der Woche
Ausgesetzte Karriere Wenn der Mann im höchsten Amt sitzt, bleibt der Gattin nicht viel mehr, als zu repräsentieren. Dieses Schicksal teilten Anna Eleanor Roosevelt und Hillary Clinton. Auf die Rolle der First Lady abgestellt, standen sie mit eigenen Ambitionen zurück. Dabei hätten sie beide auch eine eigene Karriere machen können. Rechtsanwältin Clinton verzichtete auf ihre Juraprofessur, als ihr Mann Bill Gouverneur wurde. Ihr Ziel, das Justizministerium zu führen, konnte sie nicht umsetzen – das Staatsoberhaupt darf kein Familienmitglied beschäftigen. Nach Bill Clintons Präsidentschaft begann Hillarys eigener Karrierestart, sie wurde erst Senatorin, dann Außenministerin. Anna Eleanor Roosevelt unterstützte ihren Mann Franklin
osevelt unterstützte ihren Mann Franklin in der Lobbyarbeit und im Wahlkampf, engagierte sich gegen Rassentrennung und wurde selbst zur populären Figur der Demokraten. Als ihr Mann seine Amtszeit beendete, engagierte sie sich auf der internationalen Bühne und wurde Vorsitzende der UN-Menschenrechtskommission. Tobias PrüwerEEnttäuschung Asma al-Assad, die Ehefrau des syrischen Präsidenten Baschar al-Assad, galt einst als Reformerin und Hoffnungsträgerin. Sie stand für westlichen Lebensstil und erlangte beim syrischen Volk durch ihr soziales Engagement und ihr elegantes Auftreten große Beliebtheit. Als Tochter einer wohlhabenden sunnitischen Familie wuchs sie in London auf, studierte dort Informatik und arbeitete als Finanzanalystin unter anderem für die Deutsche Bank, ehe sie Mitte der Neunziger ihren späteren Ehemann kennenlernte. Nach der Heirat gebar sie drei Kinder und widmete sich fortan ihren Pflichten als First Lady. Seit der Eskalation des Syrien-Konflikts und dem Ausbruch des Bürgerkriegs ist Asma al-Assad stark in die Kritik geraten, da sie weiterhin an der Seite ihres Mannes Harmonie demonstriert und zu den Kriegsverbrechen der syrischen Regierung keine Stellung bezieht. Von einer Hoffnungsträgerin hatte man sich dann doch mehr erwartet. Sophia HoffmannKKriemhild Aus Trauer und Leid wird Wut und Rache: Kriemhild gebührt unbedingt ein Platz in der Liste berühmter Gattinnen, nicht nur, weil Wagnerjahr ist. Mit dem blonden Drachentöter Siegfried und Hunnenkönig Attila überlebte die Nibelungenheldin gleich zwei populäre Ehemänner. Der erste wird in einem Mordkomplott erschlagen. Burgunderkönigstochter Kriemhild schwört Rache für Siegfrieds Tod und für die Schmähung seines Erbes. Im Reiterhordenanführer Attila findet sie einen potenten Partner. Mit ihm schmiedet sie ihrerseits Ränke, lockt die Mörder und ihr Gefolge zu sich an den Hof. Dort entfesselt sie ein Blutbad, in dem sie selbst umkommt. Kriemhildische Züge entwickelte auch die Witwe Richard Wagners und bewachte wie eine Gralshüterin dessen künstlerisches und antisemitisches Erbe. Als Festspielleiterin auf dem grünen Hügel ließ Cosima keine Änderung zu. Und sie war die Bindekraft des Bayreuther Kreises, dem auch Adolf Hitler angehörte. TPKultstatus Die extravaganteste Erscheinung auf dem internationalen Politparkett ist ohne Zweifel Chantal Biya, die Frau des zweiten Präsidenten von Kamerun, Paul Biya. Ihrer auffälligen Frisur, wegen der die First Lady in Afrika Kultstatus genießt, wurde mittlerweile eine eigene Internetseite gewidmet. Der gigantisch toupierte, rot gefärbte Haarturm leuchtet aus jedem Gruppenfoto mit Dame auffällig heraus. Zusammen mit ihrem luxuriösen Kleidungsstil brachte ihr das den Beinamen „la Lionne du Cameroun“, die Löwin aus Kamerun, ein. Zwar zeigt Biya gerne soziales Engagement, da sie selbst aus armen Verhältnissen stammt. Der Regierungsstil ihres Mannes gilt jedoch als fragwürdig und die Beziehung der beiden zum Volk als entfremdet. Der Autor Bertrand Teyou landete nach der Veröffentlichung einer nicht autorisierten Biografie über Biyas Werdegang im Gefängnis und kam nur auf internationalen Druck von Amnesty International wieder frei. Auf Kritik reagiert die Löwin gereizt. SHLLachen Prinzessin Máxima, die umtriebige Gattin des niederländischen Thronfolgers Willem-Alexander, bringt nicht nur Lockerheit ins calvinistische Königreich – sie rettete ihrem Mann den Job und damit genaugenommen auch die Monarchie. Es war 2001, auf einer Pressekonferenz kurz nach der Verlobung. Die Verbindung war in Holland höchst umstritten, da Máximas Vater in der argentinischen Militärdiktatur Minister gewesen war. Beim Versuch, den Vater seiner Verlobten zu entlasten, fiel der Prinz auf eine falsche Quelle herein. Eine furchtbare Blamage, der Empfang durch die Journalisten war eisig. Dann sagte Máxima den einen entscheidenden Satz: „Het was een beetje dom“ („Das war ein bisschen dumm“) – und brach in Lachen aus. Bald lachte der ganze Raum. Prinz Willem-Alexander war rehabilitiert und Máxima akzeptiert. Am 30. April wird sie Königin. Mark Stöhr MMichelle Obama Wenn sie plötzlich Pony trägt, wie kürzlich zur Inauguration ihres Mannes, spricht die halbe Welt darüber. Die Wahl ihrer Robe hat Nachrichtenwert. Von welchem Designer ist sie dieses Mal, von Jason Wu, Narciso Rodriguez oder doch von Thakoon Panichgul? Michelle Obama macht unbekannte Modemacher berühmt. Sie einzukleiden, sagte einer, bringe so viel Aufmerksamkeit, wie alle Stars für die Golden Globes auszustatten. Im März war Obama zum zweiten Mal auf dem Cover der Vogue. Die Harvard-Absolventin hat einen 300.000-Dollar-Job gekündigt, um Stilikone und Mutter der Nation zu werden. Ihre durchtrainierten Oberarme sind ein Appell für mehr Fitness, ihre selbst gezogenen Süßkartoffeln für eine bessere Ernährung. Sie soll beides sein: außergewöhnlich und ganz normal. Unmöglich? Nicht für eine Obama. MSPPeng Liyuan Überschwänglich berichteten chinesische Medien in den letzten Tagen über die ersten internationalen Auftritte von Peng Liyuan, der Frau des neuen Präsidenten Xi Jinping. Man schwärmte von ihrer Eleganz und Stilsicherheit, lobte sie für ihren patriotischen Zug, sich nicht in internationale Edelmarken zu gewanden, sondern stets chinesisches Design zu tragen. Schon mutmaßt auch die ausländische Presse, sie könne ➝Michelle Obama um den Posten der führenden First-Lady-Stilikone bringen. Als Volkssängerin ist Peng Liyuan bereits seit den Achtzigern in China ein Star und in Sachen öffentliche Auftritte höchst routiniert. Ob sie jedoch Trendsetter-Hypes wie den um Michelle Obamas Oberarme und Frisurwechsel lostreten wird, muss sich zeigen. Das eigentlich unspektakuläre blaue Halstuch, das Liyuan bei ihrem Moskau-Besuch trug, sorgte jedenfalls bereits für Furore. SHPrinzgemahl Ach, sie haben es nicht leicht. Ihr Leben lang müssen sie auf berufliche Ambitionen verzichten, vom Geld ihrer Frauen leben und immer ein paar Schritte hinter ihnen laufen. Die einzige nennenswerte Aufgabe eines Prinzgemahls ist, den Thronfolger zu zeugen. Angeblich versüßen die Gatten der Königinnen sich ihr tristes Leben mit Affären, um nicht überall nur die zweite Geige zu spielen. Bei genauerer Betrachtung könnte man allerdings meinen, dass diese Herren vielleicht die wahren Gewinner am Hofe sind. Schließlich werden sie anders als ihre weiblichen Kolleginnen nicht auf ihr Outfit und ihre Charity-Aktivitäten reduziert – sondern überhaupt gar nicht wahrgenommen. Ergo: auch nicht von Papparazzi gejagt. Haben Hendrik, Daniel und Philip also einfach alles richtig gemacht? Mareike TerjungSSingen Die gebürtige Italienerin Carla Bruni Sarkozy wurde in den Neunzigern als Topmodel weltberühmt. Neben Cindy Crawford, Naomi Campbell und Claudia Schiffer pflegte sie einen glamourösen Lebensstil und machte durch Affären mit berühmten oder mächtigen Männern wie Donald Trump oder Mick Jagger auf sich aufmerksam. 2002 veröffentlichte sie ihr Debütalbum Quelqu’un m’a dit, selbst komponiert und mit verführerischer Stimme hingehaucht. Innerhalb kürzester Zeit war sie als Musikerin etabliert und von der Kritik gefeiert. 2007 kamen erste Gerüchte über eine Liaison mit dem damaligen französischen Präsidenten Nicolas Sarkozy auf, kurz darauf heirateten die beiden, 2011 kam die gemeinsame Tochter zur Welt. Ab und zu tauchen freizügige Fotos und schlüpfrige Anekdoten aus ihrer Vergangenheit auf, die nicht ins Bild der eleganten Politikergattin passen. Aber wahrscheinlich macht gerade das Madame Bruni zu einer der aufregendsten First Ladys der letzten Zeit. SHSpielerfrauen Ihre Sonnenbrillengläser sind so groß wie Bratpfannen, ihre Taschen haben den Umfang eines Einbauherds. Trotzdem sind sie der Gegenentwurf zur Hausfrau. In Großbritannien heißen sie WAGs – wives and girlfriends: die Frauen von Profikickern, deren Aufgabe es ist, das viele Geld auszugeben, das ihre Männer verdienen. Sie sind für den Glamourfaktor zuständig und stehen in der Statushierarchie eines Fußballers fast auf der gleichen Stufe wie sein Auto. Die durchschnittliche Karriere einer Spielerfrau – so die arg technische Bezeichnung in Deutschland – sieht so aus: Erst Bikinimodel auf Urlaubsschnappschüssen für die Boulevardpresse, dann schwanger. Nach dem zweiten Kind erfährt sie aus eben jener Boulevardpresse vom Seitensprung ihres Mannes. Sie vergibt ihm, fast immer. Denn es gibt kaum ein relaxteres Leben als an der Seite eines Berufsfußballers. Er ist viel unterwegs, und wenn er mal da ist, guckt er Fußball. MSWWinnie Mandela Ihr Geburtsname Nomzamo bedeutet: „Sie bemüht sich“. Als ambitioniert kann man Winnie Mandela durchaus bezeichnen. Bis in die Achtziger hinein galt sie als Galionsfigur im Kampf gegen die südafrikanische Apartheid. Gerade mal fünf Wochen lang war sie mit Nelson Mandela verheiratet, als der 1962 verhaftet wurde. Es folgten fast drei Jahrzehnte Ehe über Gefängnismauern hinweg. Während dieser Zeit erhielt das Paar gemeinsam den UN-Menschenrechtspreis, doch Winnie Mandela war bereits damals eine umstrittene Figur. 1985 hatte sie in einer Rede das so genannte Necklacing, bei dem einem Delinquenten ein brennender Autoreifen um den Hals gelegt wird, als politisches Kampfmittel gerühmt. Später wurde sie deshalb für den Tod eines 14-Jährigen verantwortlich gemacht. Ein Amt als stellvertretende Ministerin musste sie wegen Korruption aufgeben. Sie blieb beharrlich – und sitzt seit 2009 im Parlament. TPZZanken Drache, Furie, Megäre: Xanthippe und ihre Synonyme haben Eingang ins Kreuzworträtsellexikon gefunden. Die „zänkische Frau mit neun Buchstaben“ ist zum Archetyp geworden. Xanthippe war die Frau von Sokrates und soll ihm oft und gern eine Szene gemacht haben. Sokrates wird in den Mund gelegt, er habe sich gerade sie als Frau ausgesucht, denn wenn er es mit ihr aushielte, könne er sich wohl in jeden hineinversetzen. Xanthippe wiederum soll sich vernachlässigt gefühlt haben. Dabei herrscht ja eigentlich dort, wo es Zank gibt, zumindest eines nicht: Desinteresse. Siehe Traumpaar Helmut und Loki Schmidt. Nach Lokis Tod erinnerte sich der Altkanzler: „Wir konnten immer gut miteinander reden. Und auch zanken.“ TP
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