Auch an diesem Januartag am Brandenburger Tor in Berlin gilt: Wo eine Demo ist, ist auch eine Oma. Trotz eisiger Temperaturen haben sich mehrere ältere Frauen der Kundgebung einer polnischen Aktivist*innengruppe angeschlossen. Sie selbst gehören zur bundesweiten Bewegung „Omas gegen Rechts“, die meist an ihren bunten Strickmützen zu erkennen sind. Gemeinsam wird gegen das verschärfte Abtreibungsgesetz in Polen protestiert. „My body, my choice, raise your voice“ schallt es aus den Lautsprechern.
Plötzlich hält ein Mann um die 60 auf seinem Fahrrad an, genau dort, wo vier ältere Frauen stehen. Sie tragen weiße Buttons, Schilder mit schwarzer Aufschrift „Omas gegen Rechts“. Der Mann, Typ Allwetterjacke, schimpft grimmig: „Schämen Sie sich! Abtreibung ist Mord an einem Menschen!“ Sofort kontern die Omas: „Ein Ei ist kein Huhn, eine Kaulquappe ist kein Frosch und eine befruchtete Eizelle ist kein Mensch.“ Nach kurzem Schlagabtausch düst der Mann auf seinem Fahrrad ab. Die Frauen bleiben.
Im Protest seit 1968
Die „Omas gegen Rechts“ stammen eigentlich aus Österreich. Im November 2017 gründeten zwei Wienerinnen unter diesem Namen eine überparteiliche Initiative – als Reaktion auf die Regierungsbeteiligung der rechtspopulistischen FPÖ. Zwei Monate später entstand auch in Deutschland eine erste Facebook-Gruppe, um sich mit den „Uromas“ – so nennen deutsche Omas die österreichischen – zu solidarisieren, im Kampf gegen Rechtsextremismus und für eine bessere Welt. Sie laufen bei Fridays for Future mit, lassen auch Opas mitmachen, setzen sich für Geflüchtete ein, putzen Stolpersteine, unterstützen antirassistische Aktionen.
„Mein Vater kam 1949 aus Russland, als in Familien geschwiegen und wenig gefragt wurde. Mein Engagement bei den Omas ist mir daher essenziell wichtig“, erzählt Gertrud Graf, eine Berliner Oma, während der Demo am Brandenburger Tor. Sie ist 69 Jahre alt und trägt einen langen Plüschmantel mit Leopardenmuster. „Um eine ,Oma gegen Rechts‘ zu sein, muss man keine biologische Oma sein. Auf die richtige Haltung kommt es an.“ Ihr persönlicher Schwerpunkt sei der Feminismus, daher sei sie auch heute hier. Als sie plötzlich aufgerufen wird, eilt sie zum Mikrofon und hält spontan eine Rede.
Gertrud Graf war es auch, die den Omas in Ostdeutschland geholfen hat, sich zu vernetzen. Als „Hebamme der Ostgruppen“ wurde sie einmal bezeichnet. Mit Uta Schumann, einer 65-jährigen Designerin, hat sie im Januar 2019 die erste Regionalgruppe in Erfurt gegründet. Schumann selbst wuchs in der DDR auf und lebt heute in einer WG in der Thüringer Landeshauptstadt. „Weil ich mich im Unterricht auch oft kritisch geäußert habe, flog ich in der 9. Klasse von der Schule“, erzählt sie am Telefon. Als dann am 5. Februar 2020 Thomas Kemmerich von der FDP durch die Stimmen der Thüringer AfD zum Ministerpräsidenten gewählt wurde, war die Empörung groß, natürlich auch bei den Omas in Erfurt. Also stellten sie sich jeden Tag vor die Thüringer Staatskanzlei, um eine Mahnwache abzuhalten. Einen Monat lang – bis zu den Neuwahlen.
Viele Omas, die sich der überparteilichen Bewegung angeschlossen haben, waren schon früh in ihrem Leben politisch aktiv, so wie Ina, eine geborene Westberlinerin. Auch sie ist bei der Kundgebung gegen Polens Abtreibungsverbot dabei. Sie erzählt von ihren frühesten Protesterfahrungen: „Zum Abschluss des Vietnam-Kongresses im Februar 1968 gab es in Berlin eine große Demo. Damals habe ich mit meiner Familie direkt am Ku’damm gewohnt, also dort, wo die Demo langlief. Ich war 15 und durfte einen Teil mitlaufen. Da hab ich auch gesehen, wie Leute am Straßenrand Rudi Dutschke angespuckt und den Demonstrierenden zugerufen haben: ‚Euch müsste man vergasen.‘ Grauenerregend.“
Heute ist Ina 66 Jahre, pensionierte Biologie- und Deutschlehrerin und aktive „Oma gegen Rechts“. Sie wirkt tough, trägt eine runde Brille mit goldenem Metallgestell, die immer wieder beschlägt, wenn sie mit FFP2-Maske redet. Auf ihrem Kopf sitzt eine schwarze Baskenmütze, so wie sie Dutschke damals oft getragen hat. Wenn man sie nach ihrem schönsten Moment fragt, den sie mit den „Omas gegen Rechts“ erlebt hat, sagt sie: „Letztes Jahr haben wir mit Fridays for Future hier am Brandenburger Tor nach einer Demo noch zusammengesessen. Die jungen Leute waren sehr daran interessiert, dass wir Omas bei ihren Demos mitlaufen. Und ich habe mich sehr gefreut, dass so viele junge Leute wieder auf die Straße gehen.“
Morddrohung per Post
Inzwischen gibt es in Deutschland einige Tausend Omas in über hundert Regionalgruppen, die nicht alle einer Initiative angehören. Während die einen Omas ein unabhängiges Bündnis bleiben wollten, hatten die anderen einen Verein im Sinn. Das führte Anfang 2019 zu einer Art Spaltung. Heute gibt es verschiedene Homepages und Facebook-Seiten, Aktionen, die vom Bündnis oder vom Verein ausgehen, und Regionalgruppen, die sich dem Bündnis oder dem Verein zugehörig fühlen. Ausnahmen sind München und Berlin: Da sind beide Gruppen vertreten.
Uta Saenger aus Hannover gehört zum Beispiel dem Bündnis an, das im Februar 2019 als reine Vernetzungsgruppe von Gerda Smorra aus Bremen initiiert wurde. Gemeinsam mit Anna Ohnweiler aus Nagold im Schwarzwald baute Smorra damals die „Omas gegen Rechts“ in Deutschland auf. Am Telefon erklärt Saenger: „Heute sind die ‚Omas gegen Rechts‘ eine große Bewegung, die sich eben unterschiedlich organisiert.“ Das führt mitunter auch zu internen Differenzen. Als im November 2020 der Zentralrat der Juden in Deutschland der bundesweiten Initiative „Omas gegen Rechts“ den „Paul-Spiegel-Preis für Zivilcourage“ verlieh, musste ihn ja jemand entgegennehmen. In diesem Fall war es Anna Ohnweiler, die Vereinsvorsitzende, was wiederum den Bündnis-Omas missfiel. „Wir haben den Preis schließlich alle gewonnen“, sagt die 67-jährige Saenger.
Allerdings sind interne Diskussionen für die Omas nicht so wichtig wie ihre politischen Anliegen, die sie öffentlich äußern – nicht immer ohne Folgen: Anna Ohnweiler, 71 Jahre alt, hat nach einem Fernsehauftritt eine Morddrohung per Post erhalten. Neben brutalen Mordfantasien stand auf der Karte in Schreibschrift: „Wir wollen hier keine Omas gegen RECHTS. Wir wollen hier nur Omas und Opas und andere ordentliche Deutsche gegen LINKS!“ Ohnweiler erklärt am Telefon: „Angst machen mir solche Drohbriefe nicht, aber Angst macht mir der Hass, den die AfD sät, und der Antisemitismus, der über Verschwörungstheorien transportiert wird.“ Die „Omas gegen Rechts“ sind also keine homogene Bewegung. Trotzdem verbinden sie alle die gleichen Grundsätze und ihr enormes politisches Engagement, das selbst durch die Corona-Pandemie nicht zu bremsen ist. Statt sich persönlich zu treffen, vereinbaren sie nun Video-Meetings, um Aktionen zu planen. Nebenher wird getwittert, gepostet, auf Whatsapp oder Signal getextet. Ruhestand gibt es nicht. Zumal bei den Omas auch Frauen mitmachen, die noch nicht in Rente sind.
In den vergangenen drei Jahren haben die „Omas gegen Rechts“ eigene Aktionen initiiert oder sich anderen Bündnissen angeschlossen. Sie sind bei unzähligen Demonstrationen mitgelaufen, haben Briefe und Petitionen an Ministerien und Fraktionen geschrieben, sie haben Spenden für gemeinnützige Organisationen gesammelt, in der ganzen Republik Mahnwachen abgehalten oder sich juristisch gewehrt, etwa gegen den Hallenser Rechtsextremisten Sven Liebig, der schon mehrmals die „Omas gegen Rechts“ auf demütigende Weise öffentlich beleidigt hat. Einmal starteten die Omas einen Gegenangriff: Als Liebich gerade auf dem Marktplatz in Halle hetzte, tauchten plötzlich Flashmob-artig Hunderte von älteren Frauen auf – mit weißen Schirmen, Trillerpfeifen und Trommeln. Sie riefen: „Alerta, Alerta, Omas sind härter!“ Sowieso fühlen sich einige Rechtsextremisten von den Omas regelrecht provoziert. Eine Berliner Oma berichtet am Telefon, dass sie inzwischen bereits in einer Datensammlung, die von „Personen des rechten Spektrums“ angelegt wurde, entdeckt worden sei – das hätte ihr die Polizei mitgeteilt. Diese sogenannten Feindeslisten der Rechtsextremen, mit Adressen und anderen privaten Informationen über politische Gegner*innen, gehören zum klassischen Bedrohungsrepertoire. „Einmal saß ich in meinem Auto, und da kam ein Mann an, schlug eine Beule ins Autoblech und sagte: ,Schönen Gruß von der AfD‘.“ Kurz zuvor habe sie sich bei einem Nachbarschaftsprotest gegen ein AfD-„Volksfest“ engagiert und mit einem Blogbeitrag über die erfolgreiche Protestaktion den Randalierer wohl verärgert.
Seit drei Jahren sind die „Omas gegen Rechts“ Teil des zivilgesellschaftlichen Widerstandes, der sich gegen Rechtsextremismus engagiert. Sie sind die erste Generation älterer Frauen in Deutschland, die als öffentliche politische Kraft gegen das Stereotyp von der Unsichtbarkeit der Frauen im Alter arbeitet. Sie selbst schreiben über sich: „Alt sein heißt nicht stumm sein.“ Genau dieser feministische Einsatz, den sie an die jüngeren Generationen von Frauen weitergeben, dürfte so wichtig sein wie ihr politischer.
Dass die Omas genau zum richtigen Zeitpunkt ihre Stimme erheben, zeigen die jüngsten Ereignisse: Während die Walter-Lübcke-Schule in Wolfshagen eine Bombendrohung erhielt, unterzeichnet mit „NSU 2.0“, beschmierten Unbekannte ein Graffito unter der Frankfurter Friedensbrücke, das an die Opfer des rassistischen Anschlags in Hanau erinnert. Wenn sich am 19. Februar der Anschlag zum ersten Mal jährt, werden auch die „Omas gegen Rechts“ gedenken und mahnen. Müde werden sie davon nicht. Im Gegenteil.
Kommentare 20
Vorab: Die angebliche Begebenheit mit dem »Mann um die 60« halte ich eher für eine Fantasiegirlande zwecks Ausschmückung des vom »Freitag« so geliebten Primärwiderspruchs Gender als real so vorgefallen.
Aber egal. Grundsätzlich impliziert »Omas gegen Rechts« eine richtige Richtung – die Rechten sind real schlimm. Andererseits ist die Richtung nah am Staats-Antifaschismus gebaut und engagiert sich entsprechend in einem Politiksektor, wo – von rechtskonservativer Seite sowie den obligatorischen NS-Fans mal abgesehen – wenig Widerspruch zu erwarten ist.
Die Hauptgefahr der aktuellen Gesellschaft – der zunehmend sich verschärfende Gegensatz zwischen reich und arm – hat diese Gruppierung (jedenfalls, soweit zu erkennen) nicht auf dem Schirm. Es kommt allerdings noch schlimmer: Für 80 Prozent dieser sich in Alltagsausgrenzung, mit Kalkül vorgenommener Beschneidung von Lebenschancen sowie repressiver Unterdrückung sich äußernden Schere ist nicht »der« Kapitalismus im engeren Sinn verantwortlich, sondern vielmehr der – angeblich im Sinn des »Gemeinwohls« agierende – Staat.
Bezieht man den – schon allein aus berufsbiografischen Gründen als Lehrer/in, Sozialarbeiter/in oder Medien-Themesetter/in in diese Tätigkeit mit eingebundenen – linksliberalen Mittelstand mit ein, ergibt sich das Bild einer brutalen, wilhelministisch-obrigkeitsstaatlich verfassten Gesellschaft, welcher die unteren Klassen mit allen Mitteln und allen Tricks unten hält. Angesichts des praktischen Bündnisses zwischen Elite, Mittelschicht und (von beiden ausgerichtetem) Staat wandern die mit ihrer Wut folgerichtigerweise seit Jahren nach rechts.
Was zur bekannten Zwickmühle führt: Einerseits KANN die Hillary-Clinton-»Linke« nicht (mehr) anders, als auf Deubel komm raus das Bündnis mit den neoliberalen Eliten zu suchen. Andererseits frisst sich diese – mit dem Job, an der Basis die Unterklassen unten zu halten – im Staatsapparat fest (natürlich mit der Absicht, davon auch unmittelbar zu profitieren).
Wer – wie etwa ein libertär gesonnener Radikaldemokrat und Sozialist wie ich – da zwischen den Stühlen sitzt, hat es naturgemäß schwer. Fazit so: Der Kampf gegen Rechts ist mehr als der Kampf gegen Rechts (im eng gefassten, wortwörtlichen Sinn). Insofern ist das Engagement der beschriebenen Aktivistinnen sicher nicht schlecht – allerdings auch keine Sache, die eine grundsätzliche Perspektive bieten würde.
Omas gegen rechts - gut, soll sein.
Auch Fieber ist schlecht. Also: Omas gegen Fieber.
Das schöne beim Fieber ist, daß hier jeder versteht, daß Fieber keine Krankheit ist und man gegen die Krankheit selbst vorgehen muß, die dann erst Fieber verursacht.
Rechts ist ScheiBe. Aber noch viel schlimmer ist die Situation, die dieses Rechts verursacht. Wie wäre es mit Gedanken darüber?
Milliarden von Menschen definieren sich per "Ich bin dies oder das". Und meist ist dies oder das etwas mit Arbeit und der damit zusammenhängenden Position in einer Gesellschaft. Und plötzlich ist da keine Arbeit. Also auch keine Selbstdefinition. Und Menschen brauchen eben eine positiv zu sehende Definition. Und Perspektive, Ziele, Sicherheit im Leben.
Vor einigen Wochen war da ein Hörspiel auf Ö1, zusammengestellt aus nachgesprochenen Interviews mit Zuwanderern. Und da war eines - sprach das Caroline Peters? - in dem es sinngemäß hieß: "Wir waren zufrieden, wären auch geblieben. Aber dann kam der Umbruch, neue Zeiten und wir beschlossen, das Land zu verlassen" Das Land? Ja, das war das böse kommunistische Jugoslawien. Und da war auch noch der bosnische Moslem, der mit mir die Gartenmauer baute, "Westwall" genannt, mit 1,2m tiefem Fundament und jeder Menge Bewehrungseisen drin: "Früher in Jugoslawien konnte man mit einem Koffer voll Geld im Weingarten liegen." Und jener Kroate, der 1995 in Fazana meine an meine Frau gerichtete Bemerkung, daß der Kaffee hier teuer sei mit "Das ist sein Krieg, Tudjmans Krieg. Der kostet Geld" quittierte. Und jene beiden Damen im Zug? Ist schon mindestens 20 Jahre her. "Ich war auf Urlaub in der Tatra. Dort ist es noch so wie früher bei uns". Und da meinte sie die DDR. Heute bin ich mir sicher, daß die aus der DDR, obwohl nun auch schon im Oma-Alter, nicht demonstriert. Wohl aber die andere, die anno 68 aus der CSSR nach Deutschland, den goldenen Westen kam.
Vielleicht sollten sich manche mit dem Gedanken vertraut machen, daß sie selbst es waren, die anno 89 mit "Hurra, endlich Wirtschaftsraum im Osten" die Ursache gutgeheißen haben, gegen die sie jetzt "gegen Rechts" sind?
Fieber verbieten bringt nix.
Nett! Und wo sind die Opas?
Als Sozialromantiker und (wort)radikaler Salonsozialist kenne ich das Sitzen zwischen den Stühlen.
Meine Bewertung ist freilich eine Andere: Stühle können sehr hart sein. Und gerade im fortgeschrittenen Alter (dies meine ich nicht nur bildlich) gibt es Besseres, als sich die Sitzfläche wund zu sitzen.
Von daher ist auch das Sitzen a u f den Stühlen nicht immer die ultima ratio. Es sei denn, es ist sichergestellt, dass es der RICHTIGE (passende) Stuhl ist. Doch wer weiß das schon in jungen Jahren - ohne entsprechende Übung?
Zum Kern des Artikels später mehr.
Die sind zuhause, bringen den Müll runter, putzen die Wohnung, spielen mit den Enkelkindern und kochen das Essen für Oma, Tochter und Enkelkinder.
Letzteres, weil sie die besseren Köche sind.
Bei Pegida
Wahrscheinlich eher, weil Oma mal wieder unterwegs ist. Dieser Aspekt wurde in diesem Artikel vollkommen vernachlässigt. ;)
gottseidank!
wo ich was für nicht-kommentierungs-fähig halte,
ist doch R.Z. zur stelle!
danke!
es ist schon richtig: gegen rechte omas können antifa-omas dienlich sein.
besser alerte omas als: omerta!
Ohne die traute Zweisamkeit weiter zu stören, erbitte ich eine kleine Übersetzungshilfe in Sachen "omerta".
Danke für den Beitrag.
Ich habe mal eine Oma gegen rechts kennengelernt. Soweit ich das verstanden habe, begreifen sie sich in erster Linie als schnelle Eingreiftruppe, als Feuerwehr wenn man so will. Dafür haben sie grossen Resperkt verdient!!
Das soll nicht heissen, dass die tieferen Ursachen des Problems des Rechtsextremismus aus dem Fokus geraten soll! Beides scheint gleichermassen wichtig zu sein.
Nach eigener Recherche: Antwort n.m.n.
»besser alerte omas als: omerta!«
Lieber ein Sicario als ein Pentito!
sie ahnen es : ich preferiere anders:
ein pentito killt mafia-macht.
… und landet, wenns gut geht, am Ende im Zeugenschutzprogramm. Was für ein tolles Leben.
Chris Hedges hat gerade einen Artikel geschrieben, der sehr gut zu den Dingen passt, die Sie darlegen. In "Cancel Culture, Where Liberalism Goes to Die" geht er auf Rev. Will Campbell ein, der Ende der 50-er als Weißer gegen den alltäglichen Rassismus in den USA eintrat. Er wurde deswegen an der Universität entlassen, begleitete schwarze Schulbusse, um sie gegen Angriffe zu schützen und wurde von Martin Luther King als einziger Weißer zu einer Konferenz eingeladen. Das steht eigentlich, und ist heute unvorstellbar, in krassem Gegensatz zu seiner Mitgliedschaft im Ku-Klux-Klan. Campbell identifizierte sich nicht mit den Zielen der Organisation, sah aber die sozialen und ökonomischen Gründe, warum Weiße aus der Unterschicht dort mitmachten. Diese wollte er nicht nur erreichen, sondern auch die Ursachen bekämpfen. Als die Stadt beschloss, den Klan nicht an einer Parade teilnehmen zu lassen, forderte er, dass auch die örtliche Gas- und Elektrizitätsunternehmen nicht teilnehmen dürfen. Linkes Denken ging eben einmal anders als das heute und auch hier im Forum der Fall ist.
Das halte ich, mal so als Ferndiagnose, für übertrieben. Ich würde den Klan ebenfalls – in egalwelcher Konstellation – nirgends »mitmachen« lassen.
Vielleicht sollten Sie einmal den ganzen Artikel lesen. Der entsprechende Abschnitt lautet:
"When the town Campbell lived in decided the Klan should not be permitted to have a float in the Fourth of July parade Campbell did not object, as long as the gas and electric company was also barred. It was not only white racists that inflicted suffering on the innocent and the vulnerable, but institutions that place the sanctity of profit before human life.
“People can’t pay their gas and electric bills, the heat gets turned off and they freeze and sometimes die, especially if they are elderly,” he said. “This, too, is an act of terrorism.”
“Theirs you could see and deal with, and if they broke the law, you could punish them,” he said of the Klan. “But the larger culture that was, and still is, racist to the core is much more difficult to deal with and has a more sinister influence.”"
so is das im wertewesten. im werteosten wird man vergiftet.
Die Podcastserie "Rechter Terror - Vier Jahrzehnte rechtsextreme Gewalt in Deutschland" ist sehr interessant und aufschlussreich, um zu verstehen, warum es in Deutschland leider so ist, wie es ist.