Das Nichts leuchtet

Großbritannien-Epos Im November 1944 rast eine deutsche V2-Bombe ins Londoner Kaufhaus Woolworth. Auch Kinder sterben. Francis Spufford erzählt in „Ewiges Licht“ wie ein Soziologe und Dichter, was aus fünf von ihnen hätte werden können
Exklusiv für Abonnent:innen | Ausgabe 25/2022
Deutscher Bombenangriff 1940 auf die Londoner St.-Pauls-Cathedral
Deutscher Bombenangriff 1940 auf die Londoner St.-Pauls-Cathedral

Foto: Fox Photos/Getty Images

Juden, Katholiken und Anglikaner werden in ihren Sakralgebäuden durch ein ewiges Licht an die dauernde Gegenwart ihres Gottes erinnert. Diese Gegenwart ermahnt, verspricht, aber sie lädt auch ein zur Anklage – warum dies oder jenes geschehen sei, wenn doch das ewige Licht darüber wacht?

Francis Spuffords jüngster Roman, 2021 für den Booker-Prize nominiert, lässt dieses Licht anklingen, aber gibt ihm schon von der ersten Seite an die Aufgabe, ein anderes, schneidendes, zerstörendes Licht dialektisch aufzuheben. Im November 1944 rast eine deutsche V2-Bombe ins Londoner Kaufhaus Woolworth und erreicht zwar noch die Netzhäute der Kinder Val, Jo, Ben, Vern und Alec, die aber, bevor ihre Gehirne den Sehreiz verarbeiten können, tot sein werden. Sp