Das Opfer, das zum Täter wird

Bohrende Selbstbefragung In seinem neuen Roman "Landnahme" kehrt Christoph Hein nach Guldenberg zurück und erzählt vom Aufstieg eines Umsiedlers
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In Christoph Heins autobiografisch geprägten Kindheitsszenen Von allem Anfang an (1997) erlebt der Pfarrerssohn und Ich-Erzähler Daniel seinen Vater als Patriarchen und moralische Autorität von lähmendem Ernst. Schon 1985 aber hatte Hein sich in Horns Ende mit dem Apothekersohn Thomas Nicolas ein Alter Ego geschaffen, dessen dominanter Vater keine spirituellen, sondern pharmazeutische Heilmittel verwaltet. Dieser Thomas macht in Heins neuem Buch Landnahme, das in vieler Hinsicht ein Gegenstück zu Horns Ende ist, einen Kurzbesuch am Ort seiner Kindheit.

Beide Romane sind in der sächsischen Kleinstadt Guldenberg angesiedelt und haben ihren Schwerpunkt in den fünfziger Jahren. Und in beiden berichten fünf Menschen aus dem Rückblick von sich und ihre