Der Charme trivialer Gesten

Medientagebuch Michael Klier vergleicht zwei Generationen deutscher Schauspieler, heute und vor 20 Jahren
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Gerhard Schröder als Kanzlerdarsteller zu bezeichnen und ihm im Ausfüllen dieser Rolle gute Noten zu bescheinigen, ist zum Allgemeinplatz geworden. Früher schwang in dieser Aussage eine ironisch gebrochene Spitze mit, heutzutage ist es nur noch eine Feststellung. Wenig verwunderlich, dass eines der Glanzlichter der medialen Wahlkampfbegleitung die Begutachtung der Spitzenpolitiker durch die Brille eines Theaterkritikers war (Zeit vom 12. September), erst recht in der öffentlich vorgetragenen Version der besten Stellen dieses Textes durch Harald Schmidt, der ihn noch genüsslich mit viel Gestik und Mimik ausschmückte. An ihren Gesten sind sie zu erkennen, Politiker wie Schauspieler, Schauspieler wie Politiker. Weshalb nicht nur das Schauspielerhafte der Politike