Der Preis der Selbstbestimmung

GENTECHNOLOGIE Die Behindertenverterterin Margaretha Kurman über die Grenzen der Routinediagnostik und die "gelungene Geburt"
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FREITAG: Schätzungen zufolge werden heute mehr als 95 Prozent der Schwangerschaften mit einem positiven pränataldiagnostischen Befund abgebrochen. Ist das aus Ihrer Sicht ein Argument für oder gegen diese Form der Diagnostik?
MARGARETHA KURMANN: Es widerspiegelt zunächst einmal eine selektive, ausgrenzende Haltung gegenüber allen, die krank, versehrt, beeinträchtigt, behindert sind. Dieses Alltagsdenken, das sich immer mehr durchsetzt, halte ich gerade aus feministischer Sicht für hochproblematisch. Was aber die Pränataldiagnostik betrifft, muss man sehen, dass Abtreibungen ja das Ende einer Kette sind, die z.B. mit dem Nackenfalten-Screening beginnt, also der routinemäßigen Suche nach Hinweisen auf das Vorliegen eines Down Syndroms per Ult