Ein intellektueller Bigamist

Im Gespräch Carl Djerassi, der Erfinder der Anti-Baby-Pille, über die Zukunft der Fortpflanzung, seine zweite Karriere als Bühnenautor und die Kluft zwischen Naturwissenschaft und Literatur

Je mehr man über Carl Djerassi erfährt, desto eher ist man geneigt zu glauben, dass dieser Mann entweder im falschen Jahrhundert lebt oder einen Doppelgänger gleichen Namens hat. Denn der "Vater der Antibabypille" ist nicht nur ein weltbekannter Chemiker, sondern auch ein erfolgreicher Romancier und Dramatiker. Und weil ihm das anscheinend nicht reicht, steckte er einen Teil seines Geldes in eine Künstler-Stiftung und besitzt eine der größten privaten Sammlungen von Bildern Paul Klees.

1923 als Sohn einer assimilierten jüdischen Familie in Wien geboren, musste er 1938 vor den Nazis zunächst nach Bulgarien und dann weiter in die USA fliehen. Erst mit seinen literarischen Werken und ihrer Übersetzung ins Deutsche fand Djerassi in den achtziger Jahren wieder zurück in sein Geburtsland. Als Wissenschaftler hat der heute 82-jährige Djerassi, den man auf höchstens siebzig schätzen würde, mehr als 1.200 Aufsätze und sieben Monografien veröffentlicht. Seine Leistungen haben ihm weit mehr als ein Dutzend Ehrendoktorate, die National Medal of Technology sowie 1992 die Priestley-Medaille eingetragen, die höchste Auszeichnung der Amerikanischen Chemischen Gesellschaft.

In einem Alter, in dem sich seine Kollegen zur Ruhe setzen, fing Djerassi an, literarisch zu schreiben. Er veröffentlichte zunächst mehrere Romane (u.a. Cantors Dilemma, No) und sattelte dann nochmals um. Heute ist er ein international erfolgreicher Bühnenautor und schreibt gerade an seinem sechsten Stück, ein anderes wird im Mai in Zürich seine Weltpremiere als Kammeroper finden. Djerassis Autobiografie ist unter dem Titel Die Mutter der Pille auf Deutsch erschienen.

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