Erst das Verbot macht das Sexuelle groß

Im Gespräch Der Sexualwissenschaftler Volkmar Sigusch über neue Lustlosigkeit, alte Perversion und die Paradoxien der Liebe im Kapitalismus
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Freitag: In einer kürzlich veröffentlichten Umfrage bekannten 20 Prozent der Befragten, in einer Liebesbeziehung ohne Sex auskommen zu können, und immerhin zwölf Prozent gaben an, dass ihnen Sex nicht oder nicht so wichtig sei. In psychologischen Zeitschriften wird immer wieder geklagt, auch bei Paaren, unabhängig von der sexuellen Orientierung, nehme das sexuelle Desinteresse zu. Ist die neue Lustlosigkeit ausgebrochen, und halten Sie das für ein alarmierendes Zeichen? Volkmar Sigusch: Alarmierend finde ich das nicht, weil ich denke, das hat es immer gegeben, nur leben wir jetzt in einer Kultur, in der man sich zu seiner Lustlosigkeit bekennen kann. Man muss sich nicht mehr dafür schämen, wie das sicher noch zu Zeiten der so genannten sexuellen Revo