Heinz Edelmann (1934-2009)

Nachruf Berühmt wurde er mit dem Beatles-Film "Yellow Submarine" und der deutschen Ausgabe von "Herr der Ringe". Nun ist der Grafiker Heinz Edelmann im Alter von 75 Jahren gestorben

Zufrieden war er mit dem Film nicht. Schon die Produktion sei völlig desorganisiert gewesen, sagte er Jahre später im Gespräch mit dem WDR. Und nach den eigenen strengen Maßstäben enthielt der fertige Film zu viele Fehler, was einem Künstler nun mal mehr bedeute, als der große internationale Zuspruch, den es dafür gab.

Yellow Submarine gehört dennoch zu den Werken, um derentwillen ein breites Publikum sich an den Grafiker Heinz Edelmann erinnern wird. Der Beatles-Film ist eine jener markanten Spuren, die Edelmann im visuellen Gedächtnis mindestens einer Generation gelegt hat und die weit über die Grenzen der Bundesrepublik hinaus weisen.

Der 1934 im tschechischen Ústí nad Labem geborene Künstler übernahm 1967 den Posten eines Art Directors beim Film der „Fab Four“ aus Liverpool. Er verantwortete die animierten Passagen des Films, dessen Optik stilprägend werden sollte. Yellow Submarine beeindruckte durch einen wilden Stilmix und die intensive Farbgebung, die oft ins Psychedelische spielte.

Die Times hob 1968 in einer Rezension den charakteristischen Stil Edelmanns hervor. Der Film Yellow Submarine, schrieb die Londoner Tageszeitung, „bombardiert die Zuschauer mit einer Abfolge optischer Effekte, die manchmal schön, manchmal scheußlich, aber immer augenblicklich eindrucksvoll sind.“

Es würde seinem Schaffen nicht gerecht, reduzierte man Heinz Edelmann allein auf den Beatles-Film. Mindestens ebenso stilbildend wirkte er als Illustrator und Covergestalter. Für die deutsche Ausgabe von J.R.R. Tolkiens Fantasy-Roman Herr der Ringe in der Erstübersetzung von Margaret Carroux gestaltete er stimmungsvolle Buchumschläge. Seine Optik fängt die bedrohliche und geheimnisvolle Düsternis des Werkes meisterhaft ein.

Schon auf den ersten Blick wirken die schwarzen Konturen des lidlosen Auges vor dunkelgrünem Hintergrund zugleich abstoßend und faszinierend. Edelmann hatte nach Yellow Submarine sein Repertoire gezielt erweitern wollen, um nicht auf den psychedelischen Künstler festgelegt zu werden.

Edelmann versah die Werke, an denen er arbeitete, nicht einfach mit einem typischen Stil. Er ließ sich auf die Vorlage ein und entwickelte eine Bildsprache, die ihrem jeweiligen Gegenstand angemessen war: Mythisch und dunkel bei dem Fantasy-Autor Tolkien, überbordend farbig bei den Musikern der Beatles, freundlich und licht bei anderen Gelegenheiten. So etwa bei dem wunderbaren Kinderbuch Wind in den Weiden von Kenneth Grahame, den Edelmann ebenfalls illustrierte. Das Buch ist ein Klassiker.

Studiert hatte Edelmann an der Kunstakademie Düsseldorf, seit 1958 arbeitete er freischaffend. Seine Grafiken erschienen in so unterschiedlichen Printmedien wie dem Playboy, dem Titanic-Vorgänger Pardon und dem FAZ-Magazin. Prägend wurde er für das Jugendmagazin Twen, für das er mit Willy Fleckhaus, dem legendären Suhrkamp-Gestalter, als Illustrator tätig war.

Sein Wissen gab Edelmann später an Hochschulen in Düsseldorf und Köln weiter und zuletzt bis 1999 als Professor für Illustration an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste in Stuttgart. Auch das Maskottchen der Expo 1992 in Sevilla geht auf Edelmann zurück, der noch bis August 2008 an Zeitungsgrafiken arbeitete. Am 21. Juli ist Heinz Edelmann im Alter von 75 Jahren in Stuttgart gestorben.

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