Heult doch!

S.O.S. Nach 13 Monaten Pandemie sind die meisten mit den Nerven am Ende. Jammern ist keine Lösung. Oder vielleicht gerade?
Exklusiv für Abonnent:innen | Ausgabe 16/2021
Sieht vielleicht nicht so aus, aber auch hier artikuliert sich Systemkritik
Sieht vielleicht nicht so aus, aber auch hier artikuliert sich Systemkritik

Foto: Birgit Koch/Imago Images

„Ich kann nicht mehr“, sagt eine. „Eingesperrt sein ist unerträglich für mich“, der andere. Wo man auch hinhört: Alles ist schlecht. Das macht wütend. Besonders wenn man sich selbst solche Kommentare verkneift, weil man einfach nur gut durch den Tag kommen will. Dann wird das Bedürfnis immer größer, andere für ihre fehlende Selbstbeherrschung zurechtzuweisen – und die Zen-Attitude ist futsch.

Aber warum kocht eigentlich die Wut hoch, wenn wir andere jammern hören? Der Philosoph Martin Booms identifiziert die Selbstbezogenheit des Jammerns als Ursache. Die Beschwerde erleichtere nur den Jammerer selber, lasse aber andere und vor allem seine Zuhörer völlig außer Acht. Es fühlt sich kindisch an, wie