Ich habe Erinnerungen, als wäre ich tausend Jahre alt

JORGE SEMPRUN: ALS WÄRE ICH TAUSEND JAHRE ALT Der Schriftsteller Jorge Semprun über Erinnerung, Anonymität und die deutsche Sprache
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FREITAG:In Ihrem kürzlich auf Deutsch erschienenen letzten Buch "Unsere allzu kurzen Sommer" evozieren Sie zum ersten Mal Ihre Kindheit und Jugend und vor allem Ihre Erfahrungen als junger Heranwachsender im französischen Exil, die "Lehr- und Wanderjahre in Paris" ab 1939. Sie betonen dabei, dass Sie darin ganz bewusst die Erfahrung von Buchenwald ausklammern wollten.

SEMPRUN: Für mich ist das ein ständiges Problem beim Schreiben. Die Tatsache, dass die Erfahrung des Lagers, die Erfahrung von Buchenwald, so früh in mein Leben trat, mit 20 Jahren, macht es für mich sehr schwierig, diese Erfahrung zu umgehen oder sie beiseite zu lassen. Ich glaube, etwas zwingt mich - ja, das ist tatsächlich wie ein Zwang, eine Verpflichtung - immer wieder zur Autobiographie