In der Trauma-Schleife

Die Retro-Moderne in der Nachschau Heinrich Breloers Dokudrama "Speer und er" zeigte symptomatisch, wie heute Geschichte wahrgenommen wird oder doch wahrgenommen werden soll
Exklusiv für Abonnent:innen

Wir waren in den Wochen, als das Fernsehstück Speer und Er gesendet wurde, Zeuge eines Kampagnenjournalismus einiger Zeitungen, vor allem der FAZ, der von einer erstaunlichen Geschichts-Amnesie zeugte. 25 Jahre kritischer Geschichtsforschung wurden glatt unterschlagen: Längst vorher, nicht erst durch Breloers "furchtbare Funde" war die Legende um den "aufrechten Nazi Speer" in Trümmer geschlagen worden. Weit vor Breloer hatte etwa Gitta Serenij nach ihren vier Jahre währenden Unterhaltungen mit Speer in ihrem Buch, das ein Welterfolg wurde, mit brutaler Offenheit geurteilt: Speer habe nach heutigem Wissensstand in Nürnberg hingerichtet gehört. Der Freiburger Geschichtsprofessor Ulrich Herbert wunderte sich folglich milde in einem taz-Interview: "Legenden zu ki