FREITAG: Sie haben kritisiert, dass der Ihnen verliehene Preis unter der Losung "Das Schweigen durchbrechen" vergeben wurde, welche Bezeichnung hätten Sie bevorzugt?
ARKADIUSZ NOWAK: Einfach eine positivere, die darauf aufmerksam macht, dass in vielen Ländern für die mit HIV lebenden Menschen inzwischen viel Gutes geleistet wird. Auch in Polen ist so etwas wie ein kohärentes System entstanden, an dem sowohl regierungsamtliche Stellen, als auch unabhängige Gruppen partizipieren.
Was nutzen Fortschritte in Polen, wenn hinter unserer Ostgrenze HIV zu einem sehr ernsten Problem geworden ist?
Deshalb sind alle Anstrengungen nötig, um zwischen dem polnischen Gesundheitsministerium und dem Landeszentrum zur Aids-Bekämpfung in Warschau eine Kooperation aufzubauen, wie sie etwa mit dem Institut für Infektionskrankheiten und Seuchen in Kiew besteht. Wir müssen allerdings erst noch die Leute schulen, die dort für uns zu den erwünschten Partnern werden.
Reicht das?
Während meines letzten Aufenthalts in New York bin ich mit den UNAIDS-Chefs der Regionalbüros übereingekommen, dass es unverzichtbar ist, ein stabiles Hilfsprogramm für die Ukraine und Russland aufzulegen, in das auch unsere Erfahrungen einfließen.
Welche zusätzlichen prophylaktischen Maßnahmen gegen Aids sind in Polen zu erwarten?
Es ist schwer etwas Neues zu finden, weil alles, was in Westeuropa als positiv erkannt wurde, auch schon bei uns existiert. Ich denke, wir müssen vor allem die Zahl der Streetworker erhöhen.
Wie anderswo auch gibt es in Polen zum Welt-Aids-Tag am 1. Dezember landesweit die Möglichkeit zu anonymen und kostenlosen Tests - was halten Sie von derartigen Einmal-Aktionen?
Nichts, wenn es sie nur an diesem Tag gäbe. Aber wir dürfen nicht übersehen, dass es in Polen eigentlich immer die Möglichkeit auf jeden Fall anonymer Tests existiert, die nur nicht wahrgenommen wird. Deshalb halte ich eine Verbindung mit außergewöhnlichen Aktionen von Zeit zu Zeit für durchaus sinnvoll.
Das Gespräch führten Anna Lis und Michael Schmelz.