Stammeskrieger - Daniel arap Moi
"Jeder gottesfürchtige Mensch sollte von den grausamen Unruhen der Anarchisten abgestoßen sein", meinte Anfang Januar Daniel arap Moi, Kenias 83-jähriger Ex-Präsident, und schien doch kaum legitimiert, Abscheu und Widerwillen zu artikulieren. Schließlich hat er zwischen 1978 und 2002 das Land auf höchst autoritäre Weise regiert.
Nach dem Tod von Staatsgründer Jomo Kenyatta 1978 gewann Moi die daraufhin anberaumten Wahlen, ohne dass es einen ernsthaften Mitbewerber gegeben hätte. War er als Staatschef anfangs noch populär, offenbarte er sich bald als gewiefter Machtpolitiker, der 1982 seine Kenya African National Union (KANU) zur einzig legalen politischen Partei erklärte. 1983 und 1988 triumphierte Moi bei Wahlen, die diese Bezeichnung kaum verdienten. In den neunziger Jahren beugte er sich dem Willen seiner Landsleute sowie vieler Geberländer und erlaubte eine Rückkehr der Oppositionsparteien zur Legalität, sorgte aber zugleich mehr denn je dafür, die KANU zu einem Sammelbecken der kleinen Ethnien aufzubauen, um die Kikuyu auszumanövrieren. Die Kalenjin - Mois eigene Volksgruppe - profitierten davon besonders. Obwohl er sich zuletzt nur dank massiver Korruption über Wasser hielt, gelang es der Opposition erst 2002, Moi abzulösen.
Symbol "Banane" - Mwai Kibaki
Der heute 76-Jährige wurde noch unter Jomo Kenyatta Minister für Handel und Industrie, bald darauf ein Finanzminister, der stets beste Kontakte zur einstigen Kolonialmacht Großbritannien pflegte. Als Daniel arap Moi 1978 die Präsidentschaft übernahm, galt Kibaki zunächst als treuer Gefolgsmann und stieg vorübergehend in das Amt des Vizepräsidenten auf, störte sich jedoch an der ausufernden Korruption, demissionierte 1991 und bot der Opposition seine Dienste an.
Kibaki unterlag bei zwei Präsidentenvoten - 1992 und 1997 - als Herausforderer Mois, schaffte es aber 2002, als er sich mit einem Anti-Korruptionsprogramm durchsetzte. Sein Stern verblasste bald - er unterlag 2005 bei einem Referendum über die von ihm lancierte neue Verfassung. Die Befürworter der Konstitution hatten die "Banane" zu ihrem Symbol erkoren, während die Gegner die "Orange" zu ihrem Zeichen wählten. Deren Sprecher hieß Raila Odinga (Liberal Democratic Party/LDP) und galt als designierter Premier, bis der Präsident seinem einstigen Alliierten das zugesagte Amt verweigerte. Auch den Antikorruptionsbeauftragten John Githongo schickt Kibaki in die Wüste, als der die Vetternwirtschaft in der Kikuyu-Elite und der Gefolgschaft des Präsidenten aufzudecken begann.
"Strammer Sozialist" - Raila Odinga
Es bleibe ein Kainsmal für den Staat Kenia, dass die Demokratie so oft zu einem Schattendasein verurteilt sei, hat Raila Odinga oft geschrieben und ist dafür hart bestraft worden Der 1945 in der westkenianischen Stadt Nyanza als Angehöriger der Luo-Ethnie geborene Politiker wanderte 1982 ins Gefängnis, weil er verdächtigt wurde, mit seinem Vater Jaramogi Odinga einen Putsch gegen den Präsidenten Daniel arap Mai vorbereitet zu haben. Er musste 1988 erneut eine Haftstrafe (ohne Prozess) antreten, weil er die Rückkehr einer legalen Opposition verlangte.
Odinga hat in den sechziger Jahren in Magdeburg Maschinenbau studiert und wird ob seiner DDR-Prägung im Westen gern zum "strammen Sozialisten" erklärt, auch wenn er sich seit Jahren nachdrücklich als Anhänger "eines sozialdemokratischen Weges" bezeichnet. Seit 2002 vertritt Odinga mit dem Wahlkreis Langata/Nairobi eines der größten Elendsquartiere Ostafrikas und betrachtet seine nach dem Verfassungsreferendum 2005 entstandene Partei Orange Democratic Movement (ODM) als Sammelbecken für mehr soziale Gerechtigkeit. Offiziell hatte sich auch Präsident Kibaki diesem Ziel verschrieben, als er 2002 dank Odingas Hilfe die Präsidentschaft gegen das alte KANU-Establishment gewann.
Sprengsatz Armut
Als Agrarland verfügt Kenia nicht unbedingt über günstigste Bedingungen. Nur ein Fünftel der Fläche des Landes kann landwirtschaftlich genutzt werden - eine darüber hinausgehende Erschließung wird durch unfruchtbare Böden und fehlende Niederschläge verhindert. Es überwiegen im Hochland Kaffee- und Tee-Plantagen sowie Anbauzonen für Sisal.
Unter Präsident Kibaki verzeichnete die Wirtschaft zuletzt Wachstumsraten von vier bis fünf Prozent pro Jahr, verbunden mit einem Strukturwandel, denn der traditionelle Kaffee- und Tee-Anbau hat seit 2000 deutlich an Bedeutung verloren. Das Land ist inzwischen zu einem der größten Blumen-Exporteure der Welt avanciert, verbucht allein in der EU einen Marktanteil von etwa 30 Prozent und empfiehlt sich darüber hinaus für die Küstenzone als touristischer Dienstleister. Zulieferer für den kenianischen Außenhandel in nennenswerten Größenordnungen ist außerdem die Viehwirtschaft.
Dass die jetzige Staatskrise - allein schon wegen der Folgen für den Fremdenverkehr - der Wirtschaft schadet, steht außer Frage, ist andererseits aber auch wirtschaftlich bedingt. Mögen die Zuwächse des Bruttosozialprodukts seit 2002/03 beachtlich und für Ostafrika überdurchschnittlich hoch sein, es bleibt als Makel, dass ein Pro-Kopf-Einkommen von 618 Dollar im Jahr wie ein Sprengsatz wirkt. Zwei Drittel der Bevölkerung leben allein im Großraum Nairobi in Slums und sind in unterschiedlichem Maße auf humanitäre Hilfen angewiesen, um zu überleben.
Mandate nach der Parlamentswahl vom 27.12.2007 (vorläufig)
(ODM / Odinga)
(PNU / Kibaki)
(ODM-K / Kalonzo Musyoka)
(KANU)
(SAFINA / Mabita)
(DP / Kukubo)
In Kenia leben 52 Volksgruppen, die jeweils ihre eigenen Sprachen und Dialekte haben (Amtssprachen sind Englisch und Suaheli)
Kikuyu 22 %
Kamba (den Kikuyu verwandt) 11 %
Luhya (im Westen) 14 %
Luo (Region am Viktoriasee) 13 %
Kalenjin 11 %
Turkana 8 %
Andere Völker 21 %
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