Koste die Torte!

Kino Jane Austens „Emma“ wird zum achten Mal verfilmt. Sehnsüchtige Romantik hat hier keinen Platz
Exklusiv für Abonnent:innen | Ausgabe 11/2020

Jemanden anzufassen, in den man sich verliebt hat, ist eine Sensation. Emma (Anya Taylor-Joy) erlebt diese Sensation beim Tanzen. Oder zumindest bei dem, was man so „Tanzen“ nennt: Stocksteife Männer mit ebensolchen Kragen, die ihnen bis an die Nase reichen, stehen korkenziehergelockten Gesellschaftsdamen gegenüber. Jeder Schritt ist festgelegt, jede Bewegung folgt einer Regel, nichts ist unbeschwert, haptisch, lustbetont – zu Beginn des 19. Jahrhunderts, in dem Jane Austens Hauptwerk und Emma, das letzte noch zu ihren Lebzeiten veröffentlichte Buch spielt, herrscht strenge Prüderie. Doch Heldin Emma und George Knightley (Johnny Flynn) berühren sich im Reigen, eine Hand liegt auf einer Hüfte, heimlich und kurz verschränken sich Finger. U