Wir sollten unsere Angst verlieren. Die neue Form, meint Miri, die in der einen Stadt wohnt und in der anderen arbeitet und ihren Lover in der dritten hat. Wieder einmal erkennen wir etwas, und wenn es nur die Musik ist. Die von einer Bassdrum aufgestörte Trauer. Wir stehen in einer Bar. Miri sagt, normalerweise geht sie in keine Bars. Weil zuhause trinken billiger ist, und kennen lernen geht in Bars nicht, also lässt sie lieber ihre Freundinnen kommen. Dafür dann am Wochenende in die Clubs. Sie schreibt mir die Adresse einer Online-Datingbörse auf. Vielleicht finde ich Nina da. Meine Mutter besucht jetzt einen Schreibkurs, erzähle ich dann. Jetzt fragt sie mich, wie ich das mit der Inspiration mache. Inspiration, ein Wort, das schon seit fünfzehn Jahren gestrichen ist, aber wie soll ich das erklären? Method Writing. Patchwork. Die neue Form, die natürlich auch nicht neu ist. Miri nickt und erzählt von einem Traum. Sie steht auf einem Hochhaus. Nur, dass das Hochhaus ganz unter Wasser steht, ein Hochhaus im Hochwasser. Bis auf die oberste Ebene, bis aufs Parkdeck. Auf dem sie steht und aufs Wasser guckt. Dann fängt das Haus zu schwanken an. Das war alles, davon wurde sie wach. Ich erzähle, wie ich zum ersten Mal träumte, auf dem Handy angerufen zu werden. Das war komisch. Wir lachen. Dann zahlen wir.
René Hamann, geboren 1971 in Solingen, lebt in Berlin. Nach zwei Gedichtbänden und kleiner Prosa erschien im März 2007 der Roman "Schaum für immer" im Tisch 7 Verlag, Köln.
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