André Heller wurde 1947 in Wien geboren. Er entstammt einer jüdischen Familie von Zuckerbäckern, die ihn in einem strengen Jesuiteninternat ausbilden lässt. Bekannt wird Heller als Literat und Liedermacher, gibt diese Karriere jedoch auf, um sich ganz seinen ambitionierten Großprojekten zu widmen. Dazu gehören unter anderem der Circus Roncalli, das Varieté Flic Flac, die chinesische Artisten-Show "Begnadete Körper" und "Luna Luna". Daneben entwickelt Heller zahlreiche Garten- und Städtebaukonzepte. 2004 wird er von der damaligen Regierung Schröder und der Fifa mit der künstlerischen Leitung der Eröffnungsveranstaltung der WM 2006 beauftragt. Der Weltfußballverband sagt die Gala dann überraschend mit der Begründung ab, der Rasen im Berliner Olympiastadion müsse geschont werden. Hellers neues Projekt ist der poetische Zirkus "Afrika! Afrika!", in dem 120 Künstler aus Afrika auftreten. Heller lebt in einer Villa am Gardasee in einem von ihm geschaffenen Park. Er war mit der Chanson-Sängerin Erika Pluhar verheiratet und hat einen Sohn.
Herr Heller, Sie gelten als meisterhafter Inszenierer großartiger Spektakel. Sind Sie auch ein Meister der Selbstinszenierung?
ANDRÉ HELLER: Ich sehe mich als jemanden, der mit großer Ernsthaftigkeit darum bemüht ist, aus sich eine möglichst gelungene Form von Mensch zu machen. Ich bin vorrangig weder an Kunst interessiert noch an dem Erstaunen anderer - sondern an dem Nichtschwänzen meiner Lebenszeit. Den Plan einer Selbstinszenierung habe ich also nicht im Geringsten, aber den einer durchaus radikalen Selbstverwirklichung. Ich lebe engagiert mein schöpferisches, sinnliches Leben und teile die äußeren Arbeitsergebnisse gelegentlich mit anderen.
Ein Projekt, das relativ am Anfang ihrer Karriere stand, war eine gigantische Selbstinszenierung. 1972 haben Sie einen Nachruf auf sich selbst gedreht, der unter dem Titel "Wer war André Heller?" im österreichischen Fernsehen lief.
Das kann man sich heute gar nicht mehr vorstellen: Das österreichische Fernsehprogramm wurde unterbrochen und eine Sprecherin verkündete, dass ich tot sei. Dann folgte ein Bericht über 90 Minuten, der zeigte, wie das Land und seine Bewohner auf meinen Unfalltod reagierten. Es tauchten in den Hauptstraßen Soldaten auf, die mit Heller-Masken Trauermärsche abhielten; Hunderttausende Alte und Junge, die sich mein Gesicht auf alle möglichen Körperteile tätowieren ließen; die Nationalbank, die augenblicklich Sondermarken und Geldscheine mit meinem Antlitz druckte; skurrile Fanclubs, die noch skurrilere Gedächtniszeremonien veranstalteten. All dies war hochironisch. Und trotzdem haben am Schluss tatsächlich noch immer vierzig Prozent der Österreicher geglaubt, dass das wahr sei.
Was war der Sinn des Ganzen?
Ein filmischer Kommentar zu der tragischen Wahrheit, dass man in Österreich als Künstler immer erst sterben muss, damit sie einen hochleben lassen. Ich war damals auch erst 25, und wenn man jung ist, muss man zunächst seine Basiseitelkeit befriedigen. Gerade wenn man meine Art der glücksabschneidenden Kindheit hatte, ist dies ganz wichtig. Ich musste ab meinem 17. Geburtstag die tiefe Not bekämpfen, dass alle in meiner Umgebung mich als realitätsfernen traumverlorenen Spinner empfanden. Erst wenn der Grundwunsch, dass man nämlich unverbogen stattfinden darf, erfüllt ist, kann man entspannt die eigentliche Arbeit beginnen. Auch der Erreichung dieses Ziels half der unglaubliche Wirbel um diesen Nachruffilm.
Sie haben einmal gesagt, Sie seien als junger Mann wie ein Handgranatenjongleur gewesen. "Ich beleidigte ununterbrochen Leute, ich war angefüllt mit Komplexen, mit Unsicherheit, mit Wut. Klar war mir nur - ich wollte mich in etwas Wunderbares verwandeln." Ist Ihnen das gelungen?
Ich arbeite immer noch daran. Als junger Mann war ich unglaublich aggressiv und sehr verletzend. Das war allerdings auch eine durch die Vergötterung von Karl Kraus hoch geachtete Tradition unter den Intellektuellen und ist es leider immer noch. Ich weiß noch, wie Marcel Reich-Ranicki mal darüber doziert hat, um wie viel funkelnder und erfolgreicher Verrisse seien als Liebeserklärungen. Ich bin inzwischen ein Vertreter der heilenden und ermutigenden Allmacht von Liebe und Liebeserklärungen.
Auch für öffentliche Liebeserklärungen?
Ich zögere nicht, alles was ich als glückhaft empfinde, auch so zu beschreiben.
Erinnern Sie sich noch an das erste Interview, das Sie gegeben haben?
In einem Kellertheater fand es statt, in dem ich als 17-jähriger Schauspieler engagiert war. Ich hatte dabei das Gefühl, ich habe jetzt eine hörbare Stimme und überschreite eine Grenze und komme dann jenseits der Anonymität an, dort, wo man etwas beeinflussen und bewegen kann und meine Merkwürdigkeiten eventuell auch für andere funkeln.
Das haben Sie damals ernsthaft geglaubt?
Ja. Aber dieser Eindruck ist schnell verflogen. Etwas ganz Wichtiges habe ich allerdings erst mit vierzig begriffen: dass man die Macht bei sich lassen muss. Denn sonst treiben einen die Medien und die Kritiker vor sich her. Man muss die Brückenfunktion der Medien respektvoll nutzen und sonst muss man sich aus diesem ganzen Hybrisgetue von Prominenzdrecksspielen, dem gegenseitigen Imponiergehabe und anderen Armseligkeiten konsequent heraushalten. Ich gehe zum Beispiel praktisch nie zu einer Premiere, nicht mal zu den Feiern meiner eigenen. Dass ich bei dieser Seitenblickegesellschaft exterritorial bin, hat meiner Karriere überhaupt nicht geschadet, im Gegenteil, es ist gut für den Mythos, kein Society-Gebrauchsgegenstand zu sein.
Wirklich? Ich habe beispielsweise einen Bericht von Ihnen über einen Hexenschuss bei einem - ich zitiere - "erotischen Erlebnis" gelesen. Sie gehen auch offen mit Ihrer früheren Tablettensucht um. Warum machen Sie das, wenn Sie Ihr Privatleben eigentlich aus der Öffentlichkeit heraushalten wollen?
Man soll durchaus für seine Verstörungen und Sackgassen einstehen, es gibt in meiner Biographie nichts, wofür ich nicht ungeteilt die Verantwortung übernehme. Ich beantworte interessante Fragen so ehrlich wie möglich und zum richtigen Verständnis sind da schon gelegentliche Einblicke in sehr Privates nötig. Aber das ist etwas grundsätzlich anderes, als seine Beziehungsschmutzwäsche in der Öffentlichkeit zu waschen oder seine Liebesgeschichten und Heiratssachen zu vermarkten. Auf alle Fälle schadet es in eleganten Dosierungen nicht, wenn so genannte Prominente auch ihre Verwerfungen, Ängste und Unfähigkeiten unkokett gestehen, damit die Leute begreifen, dass eine bestimmte Art von Problematik und Lernprozess überall zu Hause ist.
Journalisten halten Sie nach eigenem Bekunden für ein Genie oder ein Arschloch. Verletzt Sie Letzteres?
Bis ich 40 war, haben mich negative Berichte oft sehr verletzt. Mir fehlte aber einfach das Talent, mich den häufig wechselnden Erwartungen und Regeln des Feuilleton-Kameradschaftsbundes anzupassen. Und gleichzeitig habe ich lange darunter laboriert, dass manche Medien mich nicht unterstützen konnten. Es gibt doch Ehepaare, bei denen man sich fragt: Warum sind diese zwei Menschen zusammen? Sie passen in unseren Augen nicht zueinander. So ähnlich sehen manche Kritiker mich mit gewissen Aspekten meines Tuns. Das sind aber wie bei den erwähnten Paaren Liebesgeschichten, die ich umsetzen muss, als eine Art von ganz persönlichen Ausbildungscamps. Warum das so ist, erschließt sich vielleicht nur nach innen. Und dann kommt ein Kritiker und bewertet das und findet es vielleicht überflüssig oder unverständlich. Das darf einen nicht beeindrucken, ich verwirkliche ja bitte schön nicht für ihn sondern ganz und gar für mich und meine Bedürfnisse. Wenn der Kritiker meine Bedürfnisse hätte, wäre er ich.
Sich vorzunehmen, von irgendetwas künftig nicht mehr verletzt zu sein, scheint mir fast unmöglich.
Es hat mir geholfen, dass ich verstanden habe, dass das Bewusstsein das Sein bestimmt. Mein Bewusstsein macht sich diese Ängste, erlaubt die Einschüchterung. Mein Bewusstsein redet mir ein, dass Le Monde in der Lage sein könnte, meinen Lebensweg zu beeinflussen. Das ist vollkommen absurd. Es war und ist nicht wahr. Mittlerweile bin ich so alt, dass ich weiß, dass die Medien niemals einen Einfluss auf meinen Weg hatten. Das Leben hat weitaus magischere Zusammenhänge als solche, die Journalisten beeinflussen könnten.
Sie haben Ihren Traum vom Glück mal so beschrieben: Sie hätten gern ein riesiges Territorium irgendwo im Süden, um dort im Geheimen Ihre Ideen umzusetzen, die dann erst nach Ihrem Tod bekannt würden. Und dann sagten Sie wörtlich: "Ich möchte eigentlich von jeher nicht in der Öffentlichkeit stehen."
Darum habe ich auch aufgehört, als Musiker aufzutreten. Als junger Mann habe ich im Jahr hundert Konzerte gegeben und hatte bei jedem Auftritt an die 5.000 Zuschauer. Doch das wurde mit der Zeit immer mühsamer für mich. Man singt ja eigentlich nur freiwillig, wenn es einem besonders gut oder besonders schlecht geht. Ich wollte nicht mehr auf die Bühne gehen und das Erwartete liefern. Erst habe ich begonnen, bei meinen Konzerten nur noch Geschichten zu erzählen, zu improvisieren - und die Leute haben zu Recht protestiert. Dann habe ich mich immer öfter ganz geweigert, aufzutreten und habe den Menschen das Eintrittsgeld zurückgeben lassen, was für die Veranstalter verheerend war. Und schließlich habe ich einfach begriffen: Das ist nicht mehr meins. Ich habe die Erfahrung ausgeschöpft, und nun ist es genug und Zeit für die nächste Expedition. Und dann bin ich konsequent ausgestiegen und habe mehr als zwanzig Jahre keine Platte mehr veröffentlicht.
Wie würden Sie Ihren Umgang mit den Medien beschreiben?
Es gibt zwei Einstellungen, die man gegenüber den Medien haben kann. Die eine ist, dass man sie verachtet und sagt, ich missbrauche euch als Deppen, die für mich Publicity machen sollen. Die andere ist, eine Art Partnerschaft anzubieten. Das ist die Methode, an die ich glaube. Ich gehe davon aus, dass es überall Menschen gibt, die etwas Ähnliches wollen wie ich. Ähnliche Sehnsucht nach Zwischentönen, ähnliche Versuche, sich selbst und das Publikum zu verfeinern, ähnliches Bemühen um eine inspirierende Qualität. Ich erkläre also, was mir an einem Projekt wichtig ist und lade die Journalisten ein, sich dem Vorhaben mit ihrer Arbeit anzuschließen.
Das heißt, Sie machen einen Deal mit Journalisten nach dem Motto: Ich erwarte dies von Ihnen - und dafür bekommen Sie das von mir?
Ich habe Mitarbeiter, die für die Presse zuständig sind. Und die machen in Vorgesprächen deutlich, worum es mir geht und versuchen zu klären, ob das etwas ist, was dem Journalisten als Anliegen auch nicht vollkommen fern ist. Das führt aber immer mal wieder zu Eklats. Wir hatten zum Beispiel in Marrakesch die erste Pressekonferenz zu dem Projekt Afrika! Afrika! anberaumt. Das Gespräch mit den Journalisten habe ich mit den Worten begonnen: "Ich wünsche Ihnen Gutes - und wünschen Sie mir bitte Gutes. Afrika! Afrika! müssen wir gemeinsam zum Erfolg führen." Ich habe erklärt, warum ich glaube, dass das wichtig ist und bin davon ausgegangen, dass ein paar von den Journalisten verstehen, dass das was ich sage, schlüssig ist. Aber da war einer von der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, der gedacht hat, ich wolle ihn bezirzen und er wäre als einziger so schlau, meine geheime Bezirzungsabsicht zu durchschauen. Und so fiel dann auch der Artikel aus. Ein Journalist verherrlicht sich selbst und seinen Durchblick. Dabei war selbstverständlich meine Absicht keinerlei Tricksen. Ich wollte lediglich, dass kritische Köpfe verstehen, warum das ein wichtiges Projekt ist. Und zwar nicht nur für den André Heller, sondern für afrikanische Künstler und Intellektuelle und für die Mehrheit derer, die es sehen werden. Bei der Premiere hat sich das dann allen schlüssig vermittelt.
Manchmal gibt es jedoch keine Gelegenheit, Medienkontakte so vorzubereiten wie gerade beschrieben. So wurde beispielsweise die Eröffnungsgala der Fußballweltmeisterschaft in Berlin vollkommen überraschend von Ihrem Auftraggeber, der Fifa, abgesagt, weil man sich angeblich plötzlich Sorgen um den Rasen machte. Sie und Tausende Freiwillige hatten zu diesem Zeitpunkt schon seit geraumer Zeit an dem 25-Millionen-Euro-Projekt gearbeitet. Wie schnell kam da bei Ihnen der Gedanke auf: "Wie positioniere ich mich jetzt öffentlich zu dieser Geschichte?"
Ich hatte gar keine Zeit, darüber ausführlich nachzudenken. Ungefähr eine Stunde nach der Absage standen ja bereits zehn Fernsehteams vor meinem Hotel in Paris. Deshalb habe ich einfach erzählt, was ich mir tatsächlich gedacht habe. Und das war: "Ich finde es zwar nicht schön, dass die Fifa die Veranstaltung abgesagt hat. Aber so ist das Leben: Nie was man will, immer was wird."
Nach der Lektüre Ihrer Interviews zum Thema dachte ich: Eigentlich muss er doch stinksauer sein.
Vor 20 Jahren wäre ich noch wahnsinnig wütend gewesen. Wie gesagt, ich habe inzwischen begriffen, dass bei Menschen wie mir durchaus das Bewusstsein das Sein bestimmt. Sollte sich jetzt beispielsweise herausstellen, dass Sie in Wahrheit von der Bild kommen und nur so getan haben, als seien Sie Studentin, um endlich ein Interview zu bekommen, das ich dem Blatt seit Jahren nicht gebe, würde ich mich auch nicht ärgern. Ich würde denken: Gut, dann hat sie es also trickreich geschafft. Wenn ich in einer solchen Situation meine Energie damit verschwendete, wütend zu sein, wäre ich arm dran.
Warum will "Bild" Sie unbedingt interviewen?
Wir kommen im Großen und Ganzen ohne einander aus. Was mich vorrangig beschäftigt, sind doch auch keine für Bild interessanten Themen. Ein winziges Beispiel: Rudi Carell hat in seinen Memoiren angeblich geschrieben, dass eine seiner Frauen mich eine Zeit lang geliebt habe. Nach seinem Tod wollte die Bild, dass ich dazu Stellung nehme. Aber welchen Grund gäbe es für einen erwachsenen Herrn mit ausgeprägter Selbstachtung, sich selbst mit einem Kommentar zu Tratschereien zu beschmutzen? Aber noch einmal zurück zur Fifa. Als die Gala abgesagt wurde, wusste ich sehr schnell: Wut ist nicht angebracht. Ich habe gedacht: Du darfst staunen, du kannst dir auch ein paar Tage des Nichtbegreifens geben, aber du darfst die Entscheidung nicht trotzig verurteilen. Sag jetzt nicht: Die Banausen, die Verbrecher. Die haben ihre Prioritäten und du bist in diese Situation gekommen, weil du dich zuvor bei vollem Bewusstsein freiwillig für eine Zusammenarbeit entschieden hast. Warum im Prinzip sollte man ein Projekt, das man ansagt, nicht absagen dürfen, wenn man als Auftraggeber - scheinbar lächelnd - bereit ist, die gigantischen Absagekosten zu tragen. Die Absage ist auch nicht viel absurder, als dass die Veranstaltung in dieser Größenordnung und mit dem Verrücktheitsgrad unserer Ideen vor zwei Milliarden Zusehern stattgefunden hätte.
Sie haben also nicht nur so getan, als wären Sie nicht wütend, um öffentlich gut dazustehen.
Mit dem Schlecht-Dastehen hätte ich überhaupt kein Problem, sofern es der Wahrheit entspräche.
Wenn Sie sich heute selber im Fernsehen sehen - was denken Sie dann?
Ich denke mir, dass ich wesentlich substanzieller bin als vor 30 oder 40 Jahren. Dass ich unverschnörkelter bin, dass ich mir jetzt auch glaube, was ich da sage. Früher habe ich Behauptungen aufgestellt, die ich häufig nicht gelebt habe, von denen ich nur ahnte, dass sie richtig sein könnten. Jetzt ist diese Kluft zwischen Erkenntnis und den daraus resultierenden Konsequenzen um einiges kleiner.
Wenn Ihr Sohn prominent würde - was gäben Sie ihm zum Umgang mit den Medien mit auf den Weg?
Für den Umgang mit Medien gilt auch nichts anderes als für das Leben im Allgemeinen. Erstens: Die Energien, die man aussendet, erhält man zurück. Zweitens: Geh dir und anderen nicht auf den Leim. Und wenn sie dir dröhnend sagen, es geht nicht, glaub es erst, wenn du dir bewiesen hast, dass es tatsächlich nicht geht. Meine Biografie zeigt, dass oft das Gegenteil von dem wahr ist, was einem andere als Befürchtungen an die Wand malen. Bei mir haben häufig alle gesagt: Wenn jemand bräuchte, was du da jetzt planst, dann gäbe es das schon.
Mit 25 haben Sie einen Nachruf auf sich selber gedreht. Wenn es irgendwann tatsächlich so weit ist: Welchen Satz wünschen Sie sich?
Es wäre doch absurd, davon auszugehen, dass die Medien erkennen könnten, was die tatsächliche Quintessenz meines vielschichtigen Lebens war. Die Medien können naturgemäß nur feststellen, was für ihre oberflächliche Betrachtung beeindruckend wirkte. Dürfte ich meinen Nachruf selbst schreiben, dann würde ich mir wünschen, dass ich zum Zeitpunkt meines Todes ohne zu lügen sagen könnte: Ich war ein fähiger Liebender, ich war ausreichend dankbar und ich habe die Möglichkeiten meiner Talente sorgsam und freudig gefördert.
Dieses Gespräch führte Sarah Strohschein. Es ist ein für den Freitag bearbeiteter Vorabdruck aus: Jens Bergmann/Bernhard Pörksen (Hrsg.): Medienmenschen. Wie man Wirklichkeit inszeniert. Gespräche mit Joschka Fischer, Michel Friedman, Gregor Gysi, Regina Halmich, André Heller, Peter Sloterdijk, Ursula von der Leyen, Roger Willemsen u. v. a. Münster: Solibro-Verlag; 352 Seiten; 19,80 Euro; ISBN: 978-3-932927-32-4.
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