Mensch, Adorno!

Vom Radikalen zum Ridikülen Wovon so viele schon geredet haben, darüber kann man nicht mehr schweigen
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Jahrestage - so hat einmal jemand klug behauptet - seien die Herzschrittmacher des Kulturbetriebes. Aber braucht der das denn? Nun, in manchen Jahren kommt es immerhin besonders dicke, dann setzt es Extraschichten für die Hochkulturindustrie. 1956 muss so ein Jahr gewesen sein. Da beging man Freuds 100. Geburtstag, Mozarts 200., Rembrandts 350., Cäsar war 2.000 Jahre zuvor von den Messern seiner Mitstreiter zerfleischt worden, viel aktuellere Verletzungen rief aber der 100. Todestag Heinrich Heines wach. Von der "Wunde Heine" schrieb Adorno aus diesem Anlass. Vor allem dessen Lyrik schmerzte ihn, sei sie doch schnell "herabgezogen in die Sprache von Zeitung und Kommerz", in die Kulturindustrie also. Wäre weniger mehr gewesen?

Wolfgang Hildesheimer hingegen brach seine Lanze f