Natur sei Tank

Werbekritik Zwei Fahrzeugschmieden bemühen sich, ihre Autos als Orte der Ruhe in der grausam schnellen Kommunikationswelt zu bewerben. Das geht gut. Bis man mal auf den Tacho schaut

Ist das Auto ohne Pods und Pads noch denkbar? Nein, heißt die Botschaft der Detroit Motorshow: Es ist nur eine Frage der Zeit, bis der Autopilot den Besitzer zum Zielort steuert, der während der Fahrt dafür auf seinem Laptop hämmern kann. ICE-Fahren im Privat-PKW, sozusagen.

Mercedes und VW bemühen sich in ihren Spots dennoch darum, ihre Produkte auch Kommunikationsgestressten anzudienen. Im VW-Spot dient das Auto der Flucht vor der ständigen Erreichbarkeit. Das Handy reißt den Protagonisten aus dem Schlaf, zwischen Toast und O-Saft bedient er einen Touchscreen, aus der Kommunikationshölle Büro muss auch die Freundin noch eine MMS bekommen. Einzig im VW, mit dem er durch die Natur fährt, kommt der moderne Mann zu sich.

Im Mercedes-Spot hat der Protagonist seinen Ausstieg aus der modernen Welt hinter sich. Der Mythos des wilden Mannes wird bemüht, der genug hat von der Zivilisation. In die aber wird der vollbärtige Kerl dann von einer vorbeifahrenden Limousine zurückgerufen. Eine Rasur, Anzug ersetzt das Flanellhemd. Das Auto entreißt ihn nicht dem Multitasking-Alltag wie bei VW, sondern ist der Anreiz, wieder in ihn zurückzukehren. Doch die Botschaft lautet auch hier: Im Auto ist die Überforderung durch Technik glatt zu ertragen. Zurück zur Natur dank Karre.

Ein Traum? Dann aber aufgewacht, liebe Autofans, es gibt viel zu tun. Das Navi braucht ein Update, man will ja orientiert bleiben, und dann raus auf die Straße: Irgendwie muss man ja zur Arbeit kommen.

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