Glücksspiel gegen die Wut

Film Paul Schrader widmet sich in „The Card Counter“ den Folgen von Abu Ghraib – für die Täter und ihre Angehörigen
Exklusiv für Abonnent:innen | Ausgabe 09/2022
Zocken, um zu vergessen. Nur klappt das irgendwann nicht mehr
Zocken, um zu vergessen. Nur klappt das irgendwann nicht mehr

Foto: Focus Features/Imago Images

Die wahre Kunst des Gewinnens liegt darin, den richtigen Augenblick zu erkennen: zu wissen, wann man aussteigt, obwohl man noch siegen könnte. Um an einem anderen Tag, bei einem nächsten Spiel, wieder von vorne beginnen zu können.

William Tell (Oscar Isaac) ist ein solcher Künstler. Als Kartenspieler fährt er von einem Casino zum nächsten. Seine Gegner mögen ihre Gesichter hinter Sonnenbrillen verbergen, lärmend im Baseball-Outfit und mit Entourage auftreten – Tell genügt ein graues Hemd, eine schwarze Krawatte, dunkle Hose und Jacke. Wenn er spielt, liegt seine linke Hand meist in seiner rechten Armbeuge. Sein Pokergesicht sieht immer gleich aus, egal ob am Spieltisch, im Auto oder in seinem Motelzimmer. Niemals steigt er in den Casinohote