Afrika als Anderswo

Pier Pasolini zum 100. Sein Projekt einer afrikanischen „Orestie“ scheiterte – die Dokumentation dazu aber zeigt das kritische Denken des italienischen Regisseurs par excellence
Exklusiv für Abonnent:innen | Ausgabe 09/2022
Sozialromantisch unterwegs: Pasolini (rechts) 1968 in Afrika, auf der Suche nach archaischem Leben
Sozialromantisch unterwegs: Pasolini (rechts) 1968 in Afrika, auf der Suche nach archaischem Leben

Foto: Reporters Associati & Archivi/Mondadori Portfolio/Getty Images

Es ist ein unscheinbarer erster Satz: „Ich bin jemand“, so beginnt Pier Paolo Pasolini sein autobiografisches Poem Wer ich bin. Sein Freund, der italienische Romancier Alberto Moravia sagte über ihn bei der Beisetzung nach Pasolinis Ermordung im November 1975: Er ist ein Dichter gewesen, von denen in einem Jahrhundert höchstens drei geboren werden. Die Kommunistische Partei, die ihn 1947 wegen homosexueller Ausschweifungen als Mitglied verstoßen hatte, gab ihm bei der Beerdigung feierlich das Parteibuch zurück.

Am 5. März läuft Pasolinis Jahrhundert ab. Nur 53 Jahre davon hat er gelebt. Heute ist er – außer vielleicht in Kreisen linker Intellektueller in Italien und bei Filmfreaks – ein Vergessener. Ich sträube mich, all die Su