Es ist das Jahr 2063, die Erde wird zunehmend unbewohnbar. Zum Glück zeitigt die Suche nach alternativen Planeten endlich Erfolge. Den Himmelskörper zu erreichen, der alle Voraussetzungen für menschliches Leben zu erfüllen scheint, dauert jedoch etwa 86 Jahre.
Die Prämisse von Neil Burgers Film Voyagers ist nicht neu, sie lässt an Christopher Nolans dystopischen Interstellar oder Morten Tyldums Weltraum-Odyssee Passengers denken. Der Twist, mit dem Burger seine Version versieht, ist die jugendliche Crew, die die Reise ins All antreten soll. Doch auch diesen Aspekt kann man als Anleihe begreifen – bei William Goldings literarischem Klassiker Der Herr der Fliegen.
Zunächst jedoch gilt es, die Besatzung für die Weltraumexpedition zusammenzustellen.
g für die Weltraumexpedition zusammenzustellen. Als sich offenbar keine Freiwilligen für eine Mission ohne Rückkehr begeistern lassen, beschließt man kurzerhand, die Teammitglieder zu „entwerfen“ – aus hervorragendem Gen-Material, versteht sich. Um zu verhindern, dass die angehenden Astronauten unterwegs dann die Sonne oder liebgewonnene Menschen vermissen könnten, werden die Kinder isoliert großgezogen.Richard (Colin Farrell), der zu ihrer einzigen Bezugsperson geworden ist, begleitet sie beim Aufbruch. Wie er in voller Montur, umgeben von 30 Kindern im Grundschulalter, beim Start in den Sessel gedrückt wird, gehört zu den wenigen Bildern mit Neuigkeitswert, die Voyagers zu bieten hat. Ansonsten zehrt der Film auch visuell von namhaften Vorgängern.Zwischen weißen, sterilen Oberflächen, lang gezogenen Korridoren, einer nicht weniger aseptischen Cafeteria und Klassenräumen, die ebenso grell erleuchtet sind wie die an Bord befindlichen Gewächshäuser, hat sich zehn Jahre später eine zähe Routine im Raumschiff entwickelt. Eher zufällig findet der jugendliche Chef-Ingenieur Christopher (Tye Sheridan) eines Tages heraus, dass die blaue Flüssigkeit, die sie täglich mit ihren Mahlzeiten zu sich nehmen, für ihre Lethargie verantwortlich ist. Sie unterdrückt starke Gefühle, soll sie insgesamt gefügiger machen.Als er mit seinem Freund Zac (Fionn Whitehead) beschließt, das Mittel nicht mehr einzunehmen, wird die Gruppendynamik empfindlich gestört: Die erwachende Libido der beiden jungen Männer richtet sich mit Sela (Lily-Rose Depp) ausgerechnet auf dieselbe Astronautin. Ihr selbst, als der einzigen zumindest etwas näher beleuchteten Protagonistin des Films, wird leider kein eigenes sexuelles Erwachen zugestanden.Das Spiel mit der AngstBald hören sämtliche Teenager auf, das als Vitaminmischung angepriesene Medikament einzunehmen. Mit einem Schlag kochen daraufhin die Hormone der gesamten Besatzung hoch. Burger illustriert dies mit schnellen Montagen aus erblühenden Pflanzen, sich überschlagenden Wellen, kämpfenden wilden Tieren und Gefechtsszenen – nicht ohne eine gewisse unfreiwillige Komik. Was der Film schließlich an sich vollziehender Sexualität darstellt, fällt dagegen deutlich zahmer (und heterosexueller) aus, als man es von unbeaufsichtigten Jugendlichen, die keinerlei Konsequenzen zu fürchten haben und darüber hinaus augenscheinlich nie mit restriktiver Sexual-Ethik in Berührung gekommen sind, eigentlich erwarten würde. Die Zurückhaltung, in der sich Voyagers auf diese Weise bei der Erkundung seines Gedankenexperiments übt, führt leider dazu, dass viele interessante Fragen über die menschliche Natur unterbelichtet bleiben.Anders als bei Goldings Herr der Fliegen stehen sich in Voyagers bald zwei verfeindete Gruppen gegenüber, die eben keine vorhergehende Bildung durch gesellschaftliche Werte erfahren haben. Dennoch zerfallen die rivalisierenden Seiten in ganz ähnliche Lager wie schon bei Golding: Christopher repräsentiert zivilisatorische Ideale, möchte auf Vernunft basierende Entscheidungen treffen, Widersacher Zac hingegen steht für Anarchie, versucht seine Anhänger mit Schutz vor einem ominösen Alien und Essensvorräten an sich zu binden.Die Metapher auf unsere politische Gegenwart, auf das Spiel mit der Angst und die reißerischen Versprechen populistischer Politiker, scheint so offensichtlich, dass man sie beinahe nicht mehr als Metapher bezeichnen kann. Ebenfalls recht schematisch wird eine aktuelle Trennlinie in der Gesellschaft nachgezeichnet, die zwischen Wahrheit und Rationalität auf der einen und manipulativen Fake News und Verschwörungstheorien auf der anderen Seite verläuft.Die eigentlich tiefgehenden Konflikte werden im Film leider zu schnell beiseitegewischt. Genau wie die doch verständliche Krise von Jugendlichen, deren einzige Lebensaufgabe die Fortpflanzung sein soll, damit ihre Kinder und Enkel das Überleben einer Spezies sichern, die sie ungefragt in den Weltraum geschossen hat.Placeholder infobox-1