Reiz des Verborgenen

Heimat Ein Nachtrag zum 80. Geburtstag von Siegfried Lenz
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"Ich wende mich an einen unabhängigen Leser, der seine eigenen Schlüsse zieht, ich mache ihm Angebote", sagte Siegfried Lenz, befragt nach seinem Hauptwerk Deutschstunde. Vielleicht ist damit beschrieben, warum der am 17. März achtzig Jahre alte Autor zu einem der meistgelesenen Schriftsteller der Nachkriegszeit werden konnte. Meinung oder Wertung oder Angebot waren für die Kriegsgeneration fast Fremdwörter. Für sie galt Befehl und Verordnung und Verlautbarung. Heldenkult deformierte die Sätze, die meisten Literaten hatten das Land verlassen. Den Leser als Partner ernst nehmen, ihm die Deutung dessen überlassen, was ein Autor sagt, befreite nicht nur Literatur und Leser, es befreite die deutsche Sprache von der Schmach schmetternder Großartigkei