Ist das deutsche Gesundheitssystem gut gerüstet für die Bewältigung der Herausforderungen, die mit einer unvorhersehbaren Anzahl von Kranken im Katastrophenfall oder im Rahmen der derzeitigen Pandemie mit dem neuen Coronavirus auf uns zukommen können? Diese Frage bewegt viele in unserem Land; Bundesesundheitsminister Jens Spahn lässt keine Gelegenheit aus, das deutsche Gesundheitssystem als eines der besten weltweit zu preisen und uns alle zu beruhigen nach dem bekannten Motto: „Wir schaffen das!“
Wir haben diese beruhigende Botschaft einem Faktencheck unterzogen und kommen insbesondere bei der Funktionsprüfung unserer Krankenhäuser zu einem ganz anderen besorgniserregenden Ergebnis.
Pandemien? Nicht vorgesehen
Die prekäre Lage unseres Gesundheitssystems hat einen langen Vorlauf und begann bereits Mitte der 1970er-Jahre mit einer Kostendämpfungspolitik, in deren Folge unter anderem das Selbstkostenprinzip der Krankenhäuser außer Kraft gesetzt wurde. Zuerst wurde die Budgetierung eingeführt, dann folgte die Einführung der DRGs (Fallpauschalen).
Spätestens seit Einführung der Finanzierung über Fallpauschalen im Jahr 2003/2004 ist in deutschen Kliniken ein Paradigmenwechsel zu beobachten: Nicht mehr die Bedürfnisse der PatientInnen stehen im Mittelpunkt des Behandlungsprozesses, sondern der betriebswirtschaftliche Gewinn, der mit jeder einzelnen Erkrankung erzielt werden kann. Von der Aufnahme bis zur Entlassung geht es vor allem darum, Diagnostik und Therapie so zu steuern, dass in möglichst kurzer Zeit alle Kriterien einer DRG-Pauschale erfüllt werden, mit der ein für den jeweiligen Fall höchstmöglicher Erlös erzielt werden kann. Je geringer der Kostenaufwand für diese Behandlung ist, das heißt vor allem je weniger Fachpersonal dafür eingesetzt wird, um so höher ist der Gewinn, den das Krankenhaus mit diesem „Fall“ erzielen und nach eigenem Ermessen verwenden kann. Heute fehlen ca. 50.000 Pfleger*innen; immer weniger offene Stellen können besetzt werden.
In diesem Finanzierungssystem gibt es keinerlei Anreize, Behandlungskapazitäten vorzuhalten, um unvorhersehbaren Krisensituationen gerecht werden zu können, denn bezahlt werden nur erbrachte Leistungen, nicht aber eventuelle, in der Zukunft eintretende Katastrophen wie Massenunfälle, Havarien von Industrieanlagen mit plötzlichem Andrang ungekannter Zahlen an Verletzten, GAUs in benachbarten oder weiter entfernten Atomkraftwerken oder eben Pandemien wie wir das jetzt bei den weltweit rasant zunehmenden Covid-19-Erkrankungen erleben.
Krankenhäuser haben im Rahmen der Daseinsvorsorge neben der alltäglichen stationären Krankenversorgung aber genau diese Aufgabe: Sie sind die entscheidenden Einrichtungen unseres Gesundheitswesens, die Betroffenen helfen sollen, wenn wir mit Katastrophen konfrontiert werden – auch das ist ein Zeichen der Solidarität, dass wir als Gesellschaft in solchen Ausnahmesituationen Verantwortung übernehmen für die Opfer. Mit Krankenhäusern als gewinnorientierten Wirtschaftsunternehmen ist diese Solidarität nicht einlösbar. Wir können uns noch glücklich schätzen, dass die Vorschläge neoliberaler Denkfabriken wie der Bertelsmann-Stiftung noch nicht Realität geworden sind, die vor kurzem in einem Gutachten empfohlen hat, die Zahl der Kliniken in Deutschland von „knapp 1.400“ auf „auf deutlich unter 600“ zu reduzieren und so die Prozesse in der stationären Behandlung noch schlanker und effektiver zu gestalten.
Mit Einführung der DRGs ist auch die grundgesetzlich den Ländern übertragene Planung der Krankenhausstruktur in Stadt und Land faktisch ausgehebelt worden. Ob ein Krankenhaus geschlossen wird, entscheidet heutzutage sein betriebswirtschaftliches Ergebnis. Besonders kleine Krankenhäuser auf dem Land, die für die patientennahe Grundversorgung gedacht sind, machen zunehmend Defizite, weil Leistungen der Grundversorgung vielfach im DRG-Katalog nicht auskömmlich bezahlt werden. Wenn dieses Defizit über mehrere Jahre angehäuft wird, können sich den Ausgleich die meisten kommunalen Träger nicht leisten: Die Schließung ist dann unvermeidlich, auch wenn eine Unterversorgung der Region die Folge ist. Alternativ verkauft der kommunale Träger sein Krankenhaus an einen privaten Krankenhauskonzern, der dann innerhalb weniger Jahre schwarze Zahlen erwirtschaftet durch noch schlechtere Arbeitsbedingungen der MitarbeiterInnen und oft auch durch eine interne Umstrukturierung: die nicht lukrative Geburtshilfe wird geschlossen, die Betten werden für Kapazitätserweiterungen erfolgreicher operativer Abteilungen umgenutzt – die eigentliche breite Grundversorgung geht auch auf diesem Wege verloren.
In Folge dieser den Kräften des Marktes überlassenen „Krankenhausplanung“ ist von 1991 bis 2017 die Anzahl der Krankenhäuser von 2.400 auf 1.942 vermindert worden. Der Anteil der Privatkliniken hingegen ist von 21,7 Prozent im Jahre 2000 auf 37 Prozent 2017 gestiegen, wobei in einigen Bundesländern wie zum Beispiel Mecklenburg Vorpommern der Anteil bei über 50 Prozent liegt. (Zahlen: Statista/Bundesamt für Statistik).
Dass die Bundesregierung selbst nicht an die beruhigenden Lobeshymnen über unser Gesundheitswesen glaubt, die sie uns derzeit bei jeder Gelegenheit vorträgt, wird an zwei ganz konkreten Beschlüssen deutlich:
- Die gerade erst gesetzlich festgelegten und nach Meinung vieler Experten viel zu geringen Pflegepersonaluntergrenzen wurden wegen der Corona-Pandemie gleich wieder außer Kraft gesetzt. Das heißt, mit zu wenigen Pflegekräften werden ab sofort eine unbekannte und rasant steigende Zahl Infektionspatienten zusätzlich betreut.
- Die Bundesregierung hat bei der Firma Draeger in Lübeck 10.000 neue Beatmungsgeräte geordert, weil in unseren Kliniken zu wenig Beatmungsplätze verfügbar sind. Wer die Patient*innen pflegen und behandeln soll, die an diesen Maschinen künstlich beatmet werden, ist nicht geklärt. Gerade für Pflegekräfte hat das Spardiktat der DRGs in den vergangenen 16 Jahren die Arbeitsbedingungen so drastisch verschlechtert, dass auf dem Arbeitsmarkt fast keiner mehr für diese schwere und anspruchsvolle Tätigkeit zur Verfügung steht.
Das nützt nur den Privaten
Die Corona-Pandemie macht deutlich: Krankenhäuser haben eine herausragende Bedeutung für die gesundheitliche Daseinsvorsorge unserer Gesellschaft. 30 Jahre neoliberale Gesundheitspolitik haben nur den privaten Klinikkonzernen genutzt. Sie haben seit Einführung des DRG-Systems riesige Gewinne erwirtschaftet und Deutschland den weltweit höchsten Anteil an Krankenhäusern in privater Trägerschaft beschert. Inzwischen werden jedes Jahr viele Millionen Euro Mitgliedsbeiträge von gesetzlich krankenversicherten Bürger*innen als Aktiengewinne ausgeschüttet und gehen so dem Gesundheitswesen definitiv verloren. Gleichzeitig ist unser Gesundheitssystem im Bereich der stationären Versorgung wichtigen Herausforderungen der Daseinsvorsorge zunehmend weniger gewachsen.
Wir fordern daher seit langem:
- Krankenhäuser dürfen keine Gewinne machen. Defizite sind auszugleichen, wenn ein Krankenhaus zur flächendeckenden Versorgung notwendig ist und wirtschaftlich arbeitet.
- Die Finanzierung darf nicht nur die medizinische Leistungen im Normalbetrieb berücksichtigen, sondern muss auch alle Vorhaltekosten für außergewöhnliche Notfallsituationen sicherstellen.
- Die medizinische Behandlung im Krankenhaus ist Daseinsvorsorge und damit eine hoheitliche staatliche Aufgabe. Daher müssen Krankenhäuser da geplant und betrieben werden, wo sie für die qualitativ gleichwertige Versorgung gebraucht werden, nicht da wo der Träger mit ihnen Gewinne erwirtschaften kann. Daher müssen Kliniken in privater Trägerschaft wieder rekommunalisiert werden.
- Die angemessene Personalausstattung im Krankenhaus ist eine elementare Voraussetzung für gute Behandlung der PatientInnen und keine Schönwettermaßnahme, die bei jedem drohenden Sturm wieder kassiert werden kann.
- Der Beruf der Krankenpflege muss aufgewertet und besser bezahlt werden, die Arbeitsbedingungen verbessert und eine wissenschaftlich fundierte Pflegepersonalplanung muss eine bedarfsgerechte Versorgung aller Krankenhauspatienten zu jeder Zeit sicherstellen
Es bleibt dabei: Gesundheit ist keine Ware! Sie ist ein Grundrecht für alle!
Kommentare 18
Ein Virus führt den Kapitalismus vor, ein Zellen Dingsbums – ach so primitiv! TV Lehrbeispiel, fast überall zu sehen … Erst werden die Toten beklagt und im Anschluss schaltet man auf die Börse um und beobachtet den Aktienmarkt! Wer ist da primitiver und ehrlicher, was sind "wir" für eine verlogene Bande! Apatit
!
Meine griffige Kurzfomel ist immer, dass Krankenhäuser dazu da sind, kranke Menschen gesund zu machen (und Altenheime, alten Menschen einen würdigen Lebensabend zu bereiten) und nicht, um Geld zu verdienen.
Der unsägliche Schritt des gewollten Kaputtsparens der Krankenhäuser, in denen absichtlich nicht mehr Personal eingestellt wurde, damit noch weitere kleine Krankenhäuser über die Klinge springen und damit die Regionalversorgung, gerade auch in ländlichen Bezirken gefährden, ist zu unser aller Glück noch nicht so umfassend gelungen, wie beabsichtigt.
Es gehört hier und heute nicht viel Phantasie dazu, sich vorzustellen, Euro-Corona hätte nicht in Italien begonnen, sondern bei uns, mit weniger Krankenhäusern, Betten, Ärzten und Pflegerinnen. Das scheußliche Bild sollte man mal ein paar Minuten aushalten und wirken lassen. Um dann trotzdem nicht unser Mitgefühl mit den Italienern zu vergessen.
Nicht nur Pandemien sind nicht vorgesehen, auch eine mögliche, bessere Medizin. Statt dessen Geld verdienen durch medizinische nicht immer nachvollziehbare Operationen und Untersuchungen, die jeder kennt, der sie kennen will, sowie die dringend zu revidierenden Fallpauschalen und wenn es nach mir geht, ein Umdenken auf ganzer Linie. Im besten Fall, kommen wir mit zwei dunkeblauen Augen davon, aber Medizin muss von der Wirtschaft entkoppelt werden, sie muss dezentraler werden – was wäre denn gewesen, wenn wir bei uns nur noch wenige auf bestimmte Erkrankungen spezialisierte Klinikzentren gehabt hätte und dann noch alle 100 Kilometer ein kleines Haus, ohne OP und Intensivbereich?
Das Wissen ist doch längst verfügbar, gesunde Konkurrenz der Spitzenmedizin, die eben nicht nur operativ ist und eine gute Versorgung in der Breite, mit ausreichend Personal. Wer das Schicksal seiner Eltern und später dann das eigene in die Hände von Investmentfonds legt und zusieht, dass Beatmungs-WGs ein eigenes schauriges Geschäftmodell sind, handelt fahrlässig, wer bei der Schmerzmedizin, nicht endlich auf ernst genommene multimodale Ansätze umsteigt und diese dann in andere Bereich transferiert, wer die sprechende Medizin nicht ernst nimmt, der bleibt weit hinter dem zurück, was alles schon erforscht ist. Es ist die Frage, ob man will. Üben wir Druck aus, jetzt! Es geht nicht um ein abstraktes System, sondern um uns alle.
Zu ergänzen wäre: Vor dem Hintergrund des Nationalen Pandemieplans mit seinen nicht erfüllten Vorhalteverpflichtungen, insbesondere was den Arbeitschutz der im Gesundheitssektor Beschäftigten angeht, zeigt sich, dass sich der von der Politik getragene Neoliberalismus nicht kümmert: Um die Menschen.
Der gesamte entgrenzte, auf die Ausbeutung von Mensch und Natur setzende Neoliberalismus muss im Wege der Corona-Nachsorge und den heraufziehenden Klimawandel-Sturm vor Augen umgehend auf die Schlacht- und Revisions-Bank.
Die aktuelle Lage zeigt: Wo ein politischer Wille, da auch Wege. Das gilt auch für den Gesundheits-Sektor als Daseinsvorsorge - wie freilich vor allem für den - finalen - Kampf gegen den Klimawandel.
Insoweit rege ich an, dass der FREITAG eine Serie startet, etwa:
Aus der Corona-Pandemie in eine global-vernetzte Bekämpfung des Klimawandels mit jährlichen Billionen-Investitionen auf der Grundlage internationaler Kooperation unter Verzicht auf nicht systemrelevante Güter-Produkionen. Finales Ziel ist die Freiheit der Spezies Mensch - vor Viren und Klima-Stürmen und sonstiger Unbill.
Ja Moorleiche, wenn IHR in 3 bis 6 Monaten DIE HELDEN der Nation seit, dann packt, ein Beispiel unter vielen; den Gutenberg der mit den Rhoenkliniken aus 26 Millionen 200 Millionen gemacht hat an den Eiern, mit Dauerdemos, und nicht immer soviele Zeilen machen. Darüber kann dann auch gerne Merkel stolpern. Juristisch ist die Angelegenheit Wasserdicht, aber moralisch nach Corona um so zweifelhafter. Wenn Söder jetzt den starken Mann in Bayern spielt sollte er sich an die Saunabesuche mit Gutenberg erinnern...
;)
Besten Gruss
Was in die Köpfe muss, ist, dass es gar nicht um uns geht. Ich habe vorher schon gesagt, dass man den Lohn locker um 50 - 100% erhöhen müsste, aber selbst dann: Es geht nicht um das Ansehen einer bestimmten Sparte, es gibt zig Bereiche, in denen es nicht gut läuft.
Überflüssige OPs sind ja nicht nur moralisch eine Sauerei, sondern immer auch Lebensgefahr für den Patienten, bei der Personaldecke gleich mehrfach, denn im OP stirbt heute niemand mehr, da werden manchmal Wunder vollbracht, aber danach dann. Die Todesrate bei Corona liegt zwischen 0,5% und 11%, die für eine Sepsis bei 33%. 150 Tote am Tag, bei uns.
Guck Dir an, was in den USA mit den Schmerzmitteln los ist, 50.000 Tote, inzwischen auf etwa 70.000 pro Jahr gestiegen. Da sinkt inzwischen die Lebenserwartung, Corona setzt da noch eins drauf.
Aber auch bei uns, ist es nicht immer ein gutes Gefühl, wenn Leute zwar 10 Jahre länger am Leben gehalten werden können, aber oft versunken in Einsamkeit, Depression und dem Gefühl, ein sinnloser Esser zu sein, dessen letztes Ziel es ist, seinen Kindern nicht zur Last zu fallen.
Es gibt viel zu demonstrieren, meinetwegen, aber auch zu diskutieren. Wenn ich mir Mühe gebe, wird das alles noch viel schärfer.
Aber, wie gesagt, es geht nicht darum, gerührt von Helden zu sein, appellieren wir ruhig an den Egoismus, es geht allen an den Kragen, wenn das so weiter läuft.
Wer mal eine 3 Kilo schwere Windel hochgehoben hat, bei der die Pisse von mehreren Tagen wieder auskristallisiert ist, weiß wovon ich rede. Das ist keine Seltenheit.
" es geht allen an den Kragen, wenn das so weiter läuft"
Das sind so diese Allerweltsfloskeln:
Nein, einigen geht es MEHR, anderen WENIGER an den Kragen. Die Leute, die vor 20-30 Jahren das Gesundheitssystem privatisiert haben sind die allerersten die ein Beatmungsgeraet in Privatkliniken in Thailand, USA, Indonesien und sonstwo haben, WEIL, sie haben die Kohle dazu. Die haben sich schon ein Beatmungsgeraet gemietet obwohl sie noch nicht mal wissen ob sie es brauchen werden. Ist das klar?
Und darum geht es. Wenn die Kacke halbwegs vorbei ist, und Moorleiche und Co. "Die Helden der Zeit" sind, nutzt sie und haut den Regierungsbezirken, Laendern und auch dem Bund richtig auf den Kopf was hier eigentlich in den letzten 30 Jahren so los war...
Gruss
Die Helden der Zeit sind "wir" ohnehin nur für 2 Wochen, dann ist wieder ein anderes Thema interessant. Wer ein Beamtungsgerät braucht, bleibt nicht unbedingt am Leben, er hat nur bessere Chancen.
Mir ist klar, was Du meinst, aber ich bin nicht der Typ für die politische Wühlarbeit, das können andere viel besser, sollen sie dann tun. Dafür kann ich anderes besser, das tue ich dann. Es gibt ja immer viele Wege um Einfluss zu nehmen, heute geht das weitaus besser als vor 30 Jahren.
Mir geht es auch nicht darum, bestimmte Sichtweise einzupeitschen (ist okay das zu tun, aber andere sind da viel besser als ich), mein Ding ist es, das Bewusstsein insgesamt hoch zu hieven, dann wird immer mehr Menschen das ganz von selbst klar. Mir der Pflegerei bin ich gar nicht sooo stark identifiziert, aber ich brauch halt auch Geld, mein Herzensthema ist ein anderes, das sich durchaus auch in der Medizin breit machen kann, man weiß nie was kommt.
Aber ich hab's im Hinterkopf und ich glaube, auch den Reichen und den Schönen geht man eher damit an den Kragen, dass man ihre Art zu leben gerade nicht beneidet. Führt jetzt aber wieder weg, das Thema hier ist schon wichtig, konzertiert Druck machen, ja, das sollte man, ich wäre dabei.
"konzertiert Druck machen, ja, das sollte man, ich wäre dabei"
TOP, so muss es sein :)
den anschluß an ein beatmungsgerät
soll man auch nicht unverändert überleben, sagen fach-ärzte....
Ja, da gibt es eine Entwöhnung, d.h. man versucht zu schauen, ob irgendwann wieder die Spontanatmung einsetzt, was relativ aufwendig ist und Sorgfalt erfordert. Besser es kommt erst gar nicht dazu.
Die CORONA-Krise
- Erster Zwischenbericht eines potentiellen Risiko-Patienten
Inhalt:
Nach einer Vielzahl von Versäumnissen wird ein, zumindest innerhalb Deutschlands, geordnetes Krisenmanagement langsam sichtbar
Augen zu und durch?
Erste, bestürzende bzw. beschämende Erkenntnisse
Warum mußte erst ein CORONA-Virus einschlagen, um unseren Fokus wieder auf ein vorrangig am Menschenwohl orientiertes Gesundheits- und Pflegesystem zu legen?
Viele aktuell gute und engagierte Beispiele dürfen uns nicht die Augen verschließen vor Fehlentwicklungen in unserer Gesellschaft, die - dank des CORONA-Virus - wieder einmal evident werden!
Pandemie schnell besiegen! Dann Fehlentwicklungen in der Gesellschaft korrigieren!
Schlussbemerkung
Trotz aller berechtigten, unsere Gesundheit betreffenden existentieller Sorgen möchte ich doch darauf hinweisen, dass die CORONA-Pandemie, was die Schwere des Krankheitsverlaufs und die Letalität anbelangt, bei weitem nicht mit einer Pest- bzw. Cholera-Seuche vergleichbar ist. Ohne falscher Fortschrittsgläubigkeit das Wort zu reden, wird auch diese Pandemie dank unserer fortgeschrittenen Medizin bald Geschichte sein.
Größere Sorgen muß uns diesmal die existentielle Krise unserer Gesellschaft in Bezug auf Wirtschaft, Kultur, Bildung und Zusammenhalt machen. Dies wieder "zum Laufen" zu bringen, wird uns alle noch viel Kraft, Zeit und Geld kosten.
Doch wenn das CORONA-Virus eine gute Seite hat, dann die, uns wieder daran zu erinnern: was das wahre Leben anbelangt, so findet das statt in Städten und Gemeinden, auf Straßen und Plätzen, auf Wiesen und in Wäldern, unter lebendigen Menschen, und nicht in der virtuellen Realität im Internet, nicht in den (a-?)sozialen Medien, nicht in Film und Fernsehen.
Und noch etwas:
- schön, dass wieder auf die seriöse Wissenschaft gehört wird,
- auch schön, dass wir keine Befehlsgesellschaft mehr sind, die ohne Erklärung, Überzeugung, Hinterfragen und ohne demokratische Konsensbildung Befehlen eines Führers einfach nur unreflektiert folgt,
- und beruhigend zu sehen, dass sich letztendlich die Vernunft durchsetzt.
Dies und noch viel mehr in
https://www.freitag.de/autoren/sigismundruestig/die-corona-krise
Was Bill Gates dazu sagt: Die Wirtschaft kann man wieder aufbauen, einen verstorbenen Menschen nicht.
Ja, wenn die Coronakrise vorbei sein wird, werden wir von der Politik viele Reden hören mit herzlichen Danksagungen an alle Helden*innen des Alltags mit Versprechen zur Verbesserung der Gesundheitspolitik und Mut zu neuem Wachstum und Wohlstand. Und natürlich: Wir werden auch aus dieser Krise gestärkt hervorgehen!
Wir kennen solcherlei Reden aus der Zeit nach der letzten Finanzkrise. Sie waren verbindlich im Ton, in ernsthaftem Duktus vorgetragen und ---- folgenlos!
von bleibenden hirn-schäden war die rede (lauterbach, DIE WELT)
Klar, das Hirn ist sehr empfindlich gegenüber Sauerstoffmangel, die SpO2 Sättigung. Unter 90% ist schon nicht so toll (manche COPD Patienten sind allerdings dauerhaft adaptiert, da geht das evtl.), ist man unter 70% noch viel weniger, in schlechten Fällen kann es schon nach wenigen Minuten zu Hirnschäden kommen, es sterben dann einfach Hirnzellen ab.
Bei den Versuchen jemanden selbst ans Atmen zu bringen, kann die Sauerstoff-Sättigung abfallen, in der Regel schaltet man die Beatmungsmaschine dann schnell wieder ein, um genau das zu verhindern, in Normalzeiten hat man das ganz gut im Griff, aber Krisenzeiten sind eben nicht normal.
Unser Spruch seit Jahren: Öffentliche Daseinsvorsorge gehört nicht in private Hände. Punkt.
...."Wir fordern daher seit langem:
Krankenhäuser dürfen keine Gewinne machen. Defizite sind auszugleichen, wenn ein Krankenhaus zur flächendeckenden Versorgung notwendig ist und wirtschaftlich arbeitet.Die Finanzierung darf nicht nur die medizinische Leistungen im Normalbetrieb berücksichtigen, sondern muss auch alle Vorhaltekosten für außergewöhnliche Notfallsituationen sicherstellen.Die medizinische Behandlung im Krankenhaus ist Daseinsvorsorge und damit eine hoheitliche staatliche Aufgabe. Daher müssen Krankenhäuser da geplant und betrieben werden, wo sie für die qualitativ gleichwertige Versorgung gebraucht werden, nicht da wo der Träger mit ihnen Gewinne erwirtschaften kann. Daher müssen Kliniken in privater Trägerschaft wieder rekommunalisiert werden.Die angemessene Personalausstattung im Krankenhaus ist eine elementare Voraussetzung für gute Behandlung der PatientInnen und keine Schönwettermaßnahme, die bei jedem drohenden Sturm wieder kassiert werden kann.Der Beruf der Krankenpflege muss aufgewertet und besser bezahlt werden, die Arbeitsbedingungen verbessert und eine wissenschaftlich fundierte Pflegepersonalplanung muss eine bedarfsgerechte Versorgung aller Krankenhauspatienten zu jeder Zeit sicherstellen
Es bleibt dabei: Gesundheit ist keine Ware! Sie ist ein Grundrecht für alle!...."
Danke für den Artikel !
Ein besonderer Hinweis gilt den neoliberalen Demokratie- und Gesellschaftszerstörern. Wir erinnern uns hoffentlich noch, was diese seinerzeit zur Finanzkrise beigetragen haben, auch wenn damals die notwendigen Schlussfolgerungen im Nachhinein nur halbherzig gezogen wurden.
Deren Beitrag zu dieser Krise bestand darin, dass sie unser medizinisches System auf einen Stand zurückgefahren haben, der uns heute Probleme bereitet. Und wäre ihnen das CORONA-Virus nicht dazwischen gekommen, hätten sie unaufhörlich und unbeirrt weiter an dieser Schraube der behaupteten Ineffizienz unseres medizinischen Systems gedreht. Die einschlägigen Think Tanks wie z.B. die Bertelsmann-Stiftung haben das ja laut genug artikuliert. Und die Demokratiezerstörer hätten weiterhin "Bedenkenträger" in die Ecke gestellt, mit dem Königsargument der neoliberalen Weisheit, dass vergleichbare Volkswirtschaften wie Italien, Spanien, UK und die USA doch mit weit weniger Krankenhausbetten oder gar Intensivbetten auskommen als wir! Geht Neoliberalismus noch eindrucksvoller und widerwärtiger?
Übrigens hatte 1985 die damalige CDU/„C“SU/FDP-Regierung unter Kohl begonnen, die Gesetze zu ändern, die es bis dahin untersagten, mit Krankenhäusern Gewinne zu erwirtschaften! Die Krankenhäuser wurden zum Geschäftsmodell. Nicht mehr das gesundheitliche Wohlbefinden stand im Mittelpunkt, sondern die Rendite. Nicht mehr die Behandlung von multimorbiden, meist älteren Menschen, von Kindern bzw. Geburten standen im Mittelpunkt, sondern lukrative Behandlungen wie Hüftoperationen etc.
Danke Konservative! Danke Liberale!
Und wenn diese Schlauberger bald wieder aus Ihren Corona-Schutzräumen kommen - wie vereinzelt bereits FDP-Lindner, CDU-Merz, „C“SU-Dobrindt - und uns ihre altbackenen Vorschläge wie z.B. auch Wachstums- und Globalisierungsfetischismus aus der Ante-Corona-Zeit wieder für die Post-Corona-Zeit andienen wollen, dann lasst uns diese Zunft endlich in den Orkus jagen! Diesmal aber bitte nicht halbherzig!