Rettungsboot

Round up Notizen vor der Bonner Weltklimakonferenz im Juli

Auch nach dem Europa-Trip von George Bush bleibt ein Rückzug der USA aus dem Kyoto-Prozess beschlossene Sache. EU-Umweltkommissarin Wallström sieht noch einen Hoffnungsschimmer, weil die Amerikaner wenigstens bei der Fortsetzung der Haager Klimakonferenz in Bonn vertreten bleiben - zumindest bisher nicht offiziell abgesagt haben.

Nur Zweckoptimismus, meint dagegen der schwedische Umweltminister Larsson, der als Vertreter der EU-Präsidentschaft gerade in Washington verhandelt hat, "Kyoto" sei für die Regierung Bush zu einem Schimpfwort verkommen. Fazit: Der transatlantische Graben wird breiter, in Europa kursiert das Wort von der Selbstherrlichkeit amerikanischen Machtgebrauchs, die derzeit wohl keinen Handels-, aber fast so etwas wie einen "Klima-Krieg" heraufbeschwört, sollte Bonn ebenso scheitern wie die Haager Klimakonferenz vom November 2000.

Big stick oder Zahnstocher

Ächzt Europa unter Amerikas Fuchtel, empfindet das die Umweltorganisation Greenpeace offenbar als Herausforderung zu einer Kampfansage: Als Reaktion auf die hartleibige Position Washingtons hat die konflikterprobte NGO die größten US-Unternehmen aufgefordert, sich bis Ende des Monats von Bushs Klimapolitik zu distanzieren und die Administration zur Unterzeichnung des Kyoto-Protokolls zu drängen. Andernfalls müssten die 100 größten Konzerne weltweit mit Gegenmaßnahmen rechnen. Die Organisation schließt auch einen Boykott nicht aus. Ob nun mit dem großen Stock oder dem Zahnstocher operiert werden soll, lässt sich nicht absehen - aber es besteht kein Zweifel, die Auseinandersetzung darf mit einem gewissen Schub an Militanz rechnen.

Tausende von Holzplanken

Nur heftige und spektakuläre Reaktionen können Washington noch beeindrucken, sagen inzwischen viele NGO und denken an Aktionen während der Bonner Weltklimakonferenz. So soll am 21. Juli im Zentrum der Stadt - parallel zum Auftakt des Treffens - ein riesiges Rettungsboot aus Tausenden Holzplanken gezimmert werden, auf denen Menschen aus der ganzen Welt ihre Forderung kundtun können: "Rettet den Klimavertrag - aktiver internationaler Klimaschutz jetzt!"

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Geschrieben von

Lutz Herden

Redakteur „Politik“, zuständig für „Ausland“ und „Zeitgeschichte“

Lutz Herden studierte nach einem Volontariat beim Studio Halle bis Ende der 1970er Jahre Journalistik in Leipzig, war dann Redakteur und Auslandskorrespondent des Deutschen Fernsehfunks (DFF) in Berlin, moderierte das Nachrichtenjournal „AK zwo“ und wurde 1990/91 zum Hauptabteilungsleiter Nachrichten/Journale berufen. Nach Anstellungen beim damaligen ORB in Babelsberg und dem Sender Vox in Köln kam er Mitte 1994 als Auslandsredakteur zum Freitag. Dort arbeitete es von 1996 bis 2008 als Redaktionsleiter Politik, war dann bis 2010 Ressortleiter und danach als Redakteur für den Auslandsteil und die Zeitgeschichte verantwortlich.

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