Auch nach dem Europa-Trip von George Bush bleibt ein Rückzug der USA aus dem Kyoto-Prozess beschlossene Sache. EU-Umweltkommissarin Wallström sieht noch einen Hoffnungsschimmer, weil die Amerikaner wenigstens bei der Fortsetzung der Haager Klimakonferenz in Bonn vertreten bleiben - zumindest bisher nicht offiziell abgesagt haben.
Nur Zweckoptimismus, meint dagegen der schwedische Umweltminister Larsson, der als Vertreter der EU-Präsidentschaft gerade in Washington verhandelt hat, "Kyoto" sei für die Regierung Bush zu einem Schimpfwort verkommen. Fazit: Der transatlantische Graben wird breiter, in Europa kursiert das Wort von der Selbstherrlichkeit amerikanischen Machtgebrauchs, die derzeit wohl keinen Handels-, aber fast so etwas wie einen "Klima-Krieg" heraufbeschwört, sollte Bonn ebenso scheitern wie die Haager Klimakonferenz vom November 2000.
Big stick oder Zahnstocher
Ächzt Europa unter Amerikas Fuchtel, empfindet das die Umweltorganisation Greenpeace offenbar als Herausforderung zu einer Kampfansage: Als Reaktion auf die hartleibige Position Washingtons hat die konflikterprobte NGO die größten US-Unternehmen aufgefordert, sich bis Ende des Monats von Bushs Klimapolitik zu distanzieren und die Administration zur Unterzeichnung des Kyoto-Protokolls zu drängen. Andernfalls müssten die 100 größten Konzerne weltweit mit Gegenmaßnahmen rechnen. Die Organisation schließt auch einen Boykott nicht aus. Ob nun mit dem großen Stock oder dem Zahnstocher operiert werden soll, lässt sich nicht absehen - aber es besteht kein Zweifel, die Auseinandersetzung darf mit einem gewissen Schub an Militanz rechnen.
Tausende von Holzplanken
Nur heftige und spektakuläre Reaktionen können Washington noch beeindrucken, sagen inzwischen viele NGO und denken an Aktionen während der Bonner Weltklimakonferenz. So soll am 21. Juli im Zentrum der Stadt - parallel zum Auftakt des Treffens - ein riesiges Rettungsboot aus Tausenden Holzplanken gezimmert werden, auf denen Menschen aus der ganzen Welt ihre Forderung kundtun können: "Rettet den Klimavertrag - aktiver internationaler Klimaschutz jetzt!"
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