Schlange stehen für ein paar Reiskörner

Haiti Erst kam die Dürre, dann der Taifun - der Karibikinsel droht eine humanitäre Katastrophe
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In der Stadt Aquin erfinden die Leute gern neue kreolische Begriffe. Sie sprechen nicht von Hunger, sondern von Acide Batterie. "Unsere Mägen fühlen sich an, als seien sie von Batteriesäure verätzt", meint Marlène Victor, der man ansieht, dass sie einmal sehr hübsch gewesen sein muss. Mit einer Zange holt sie einen Maiskolben aus dem heißen Wassertopf und reicht ihn einem Käufer an der vor Hitze bebenden Straße. Kein Lüftchen hebt den Staub auf und lässt ihn irgendwo wieder fallen. Es ist totenstill um die Mittagszeit in der Küstenstadt Aquin.

"Für viele von uns ist das, was ich verkaufe, die einzige Mahlzeit am Tag. Ein Maiskolben oder gekochte Esskastanien." Mitte August, als von den Wirbelstürmen noch nichts zu sehen